Tagebuch




Beautiful Glenora Distillery

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Jürgen an der Glenora Distillery, Cape Breton, NS

Das Frühstück ist gut und edel wie gestern. Gabi probiert mal „Oatmeal“ (warme Haferflocken etc. mit Banane und Rosinen) - dazu natürlich auch frisches Obst und Yoghurt. Hat ihr geschmeckt, wird aber nicht ihr Favorite. Ich bleibe da lieber beim Omelette, da weiß ich, was ich habe.

Eingepackt hatten wir schon und so starten wir gegen 09:15 Uhr. 30 Minuten Fahrt bringen uns zum ersten und damit ältesten Lighthouse auf PEI zum Point Prim. Die Zeit können wir uns noch nehmen, wir haben heute einen „Termin“ und zwar mit der Fähre, die uns zurück nach Nova Scotia bringt. Wir sind um 09:45 Uhr die ersten Gäste am Lighthouse, machen die ersten Bilder, um 10:00 Uhr öffnet der Souveniershop und das Lighthouse. Auch da sind wir die ersten und die freundliche Dame im Souveniershop verkauft mir nicht nur die Eintrittskarten, sondern zeigt uns auch die allererste Lampe, die dort oben verbaut war. Sie schmückt heute ihren Shop. Das Besondere ist der Schliff der verschiedenen Spiegel, die das Licht so reflektieren, dass es weit hinaus aufs Meer reicht. Der alte Spiegel wurde noch mit Walfischtran befeuert; später wurde die Technik durch die heute ausgestellte Lampe ersetzt. Das machte das Licht bis zu 17 Meilen weit sichtbar. Die gleiche Leistung bringen heute 3 kleine LEDs.

Wir erklimmen die steilen Leitern und wundern uns, wie es der Leuchtturmwärter hier früher ausgehalten hat. Je Etage eine Funktion: Arbeit, Schlafen, Kochen und Essen etc. Die Aussicht oben ist toll und wenn wir die beiden Sensoren an der Lampe verdecken, geht sie an. Dürfen wir machen - haben vorher gefragt.

Auf dem Rückweg über die unbefestigte Straße kommen wir wieder an dem Haus vorbei, dass im Vorgarten einen Baum hat, in dem Bojen aufgehängt sind. Nette Deko. Aber auch andere Häuser sind wiedermal sehr sehenswert. In aller Regel sind die Grundstücke hier nie eingezäunt - alles sehr luftig und einladend.

Pünktlich sind wir an der Fähre in Wood Island und der Check-in ist einfach. Da ist eine Bahnfahrt bei uns weitaus komplizierter. Das Boarding läuft ruckzuck und sehr organisiert. An allen wichtigen Positionen ein Einweiser - schon sind wir auf Deck und genießen die Zeit von 11:45 bis 13:00 Uhr bei bestem Wetter an der frischen Luft. Überflüssig zu erwähnen, dass die Fähre auf die Minute pünktlich und mit einem lauten Hupen abfährt. Gabi schreibt Tagebuch, ich mache ein paar Bilder, dann sind wir auch schon in Caribou, NS.

Heute müssen wir Strecke machen. Dabei hat uns die Fährfahrt gut 2 Stunden zusätzliche Autofahrt erspart. Die wären fällig gewesen, wenn wir wieder über die Confidential-Bridge zurück ans Festland gefahren wären. Aber auch so sind es gut 4 Stunden bis Sydney, wo wir heute Abend sein sollten.

Wir beschließen, einen kleinen Umweg zu fahren und die Fahrtzeit durch einen Besuch der Glenora Distillery zu unterbrechen. Die ersten 2 Stunden sind gut zu fahren, viel Highway, Tempomat rein und laufen lassen. Um 15:15 Uhr sind wir bei Glenora und sofort sind wir begeistert: sie kommt daher wie eine typische schottische Distillery, Sie erinnert mich etwas an Edradour mit den roten Fenstern etc.

Die Glenora Distillery ist die erste Single Malt Distillery Kanadas und wird in wenigen Tagen 25 Jahre alt. Für nur 7,00 Dollar/Person (rd. 5 Euro) buchen wir die Tour für 16:00 Uhr. Die ist dann auch schön und informativ; mit 10 Personen ist die Gruppe auch überschaubar. Der Guide ist begeistert von seinem Arbeitsplatz, aber nicht gut zu verstehen. Da hilft es sehr, dass wir die Grundzüge der Whiskyherstellung sehr gut kennen. Besonderheiten gibt es hier nicht, sie verwenden das klassische Verfahren, verkaufen hier aber nur Whisky, der mindestens 10 Jahre im Fass war (das ist ihre Standardabfüllung). In Liquor Shops soll es wohl auch 6-jährigen geben, davon hält unser Guide aber nichts.

Er stellt die aktuelle Range vor, den 10-jährigen aus dem Bourbon-Fass dürfen wir probieren. Nunja, das war leider eher enttäuschend. Eher flach und nichtssagend - sorry. Optisch kommt der gut rüber in einer wertigen Box zum Preis von 85,00 CA$ (rd. 50,00 Euro). Interessanter klingt da schon der 12-jährige, der ein Finish in Eisweinfässern bekommen hat. Der kostet aber schon 125,00 CA$ - und hier hat die Marketingabteilung total geschlafen! Die Box ist das billigste, was ich je gesehen habe, da war der Mekongwhiskey in Thailand liebevoller verpackt. Der 18-jährige ist peated, also rauchig - die Gerste kommt aus Schottland. Meine Frage, woher genau, versteht er nicht - „Schottland“ ist doch präzise …

Dann folgt der dreifache Goldmedaillengewinner mit einem Alter von 21 Jahren zu 300,00 CA$ und so weiter. Auch meine weitere Frage, warum die Distillery „Glenora“ heißt, auf allen Flaschen und Packungen aber „Glen Breton“ steht, will er nicht verstehen. Es sei doch super, aus „Cape Breton“ „Glen Breton“ zu machen! Jaja, aber die Distillery muss doch irgendwo erwähnt werden? Offensichtlich nicht. Fazit: super Destille, der Whisky muss sich noch bei uns beweisen. Wenn wir nochmal nach Nova Scotia kommen, werden wir hier übernachten und ein ausführliches Tasting machen.

Weiter 2 Stunden Fahrt durch die Highlands von Cape Breton Island werden in Angriff genommen und bewältigt. Die sind von der Strecke her deutlich kürzer (fast die Hälfte von frühen Nachmittag), aber ein irres Gegurke durch die landschaftlich tolle Berg- und Fjordwelt Cape Bretons. 10.000 Schritte schaffe ich heute mal nicht - 10.000 Kurven bin ich definitiv gefahren.

So erreichen wir Sydney und das vor 2 Jahren komplett sanierte „The Simon Hotel“. Unser Raum ist riesig und der beste bisher auf dieser Reise. Viel sehen werden wir ihn nicht. Kaum sind die Koffer auf dem Zimmer düsen wir los. Wir möchten uns noch etwas bewegen und das letzte Tageslicht nutzen. Das Hotel liegt super zentral am Hafen und so sind wir direkt auf dem vorbeiführenden Boardwalk. Da ist das Sydney-Sign und nach gut 10 Minuten sind wir am Hafen, der recht menschenleer daherkommt. So ist auch ein Foto mit dem Wahrzeichen, der „Big Fiddle“ schnell im Kasten. Irgendwoher fiddelt es irische Folkmusik und Gabi setzt gleich zu einem Tänzchen an - sehr schön!

Wir gehen einen Block bergan und landen in der Charlotte Street. Hier gibt es Läden und Restaurants; uns spricht der „The Old Triangle Irish Brew Pub“ an. Super urig, sehr schöne Lebensweisheit an der Wand, gute Mucke (seit langem hören wir mal wieder „A Woman’s heart“), Pizza und Bier sowie Cider vom Fass - eine tolle Belohnung für die fast 400 km, die wir heute gefahren sind.

Da morgen auf der Fähre genug Zeit ist, lasse ich Tagebuch und Bilder heute links liegen, mache ausnahmsweise mal den Fernseher an (und nach 15 Minuten wieder aus) - dann heißt es „gute Nacht“!

Tagesetappe: 391 Kilometer
Übernachtung: The Simon Hotel, 380 Esplanade, Sydney, NS B1P 1B1

© 2025 Gabi & Jürgen