Tagebuch
Entschleunigt auf den Cabot Trail

Jürgen & Tiny Little Bear auf der Marine Atlantic Ferry, North Sydney, NS
Es ist High Noon und wir fahren immer noch Fähre. Derzeit erwartete Ankunftszeit in Sydney: 13:30 Uhr nach Zeitrechnung von Nova Scotia. Die Uhren haben wir heute nach dem Aufwachen bereits wieder um 30 Minuten zurückgestellt. Zu diesem Zeitpunkt gab es über Lautsprecher auch das neueste Update zur Ankunftszeit.
Was ist passiert? Wir erfahren, dass die Verspätung gestern auf einen technischen Defekt zurückzuführen war, der in Neufundland auch nicht behoben werden konnte. Eine Maschine ist ausgefallen und wir fahren nun die ganze Tour mit nur einem Motor. Das reduziert den Antrieb und macht uns langsam. Ärgerlich, aber nicht zu ändern. Wir sind inzwischen froh, überhaupt zu fahren und nehmen das ganze wie eine Kreuzfahrt. Das entschleunigt nicht nur die Fähre, sondern auch uns natürlich total, macht uns aber auch die heutige Programmplanung zunichte.
Aber: nicht auszudenken, wenn die Fähre gestern überhaupt nicht gefahren wäre. Dann säßen wir immer noch in Neufundland und ich möchte mir nicht ausmalen, mit welchen Unannehmlichkeiten es verbunden gewesen wäre, dort im Niemandsland ein Nachtquartier zu suchen und dann für die nächsten Tage einen Platz auf irgendeiner der ohnehin gut ausgebuchten Fähren zu sichern. Gruselig. Wir haben es ja bequem: die Sonne scheint, aufgrund der geringen Geschwindigkeit besteht keine Sorge, dass wir seekrank werden (auch das möchte ich mir nicht ausmalen) und wir haben noch unsere sehr bequeme Kabine. Überhaupt ist das Schiff super ausgestattet. Steckdosen überall, sogar USB-C-Anschlüsse in jeder Tischkante, bequeme Sitzgruppen etc. Unsere Kabine nutzen wir gern. -andere haben keine gebucht und verbringen die Nacht und den Vormittag in den unterkühlten Räumen mit den Flugzeugsitzen. Viel Platz - aber doch sehr frisch.
Einzig die Organisation ist nicht so, wie wir es bisher kennen gelernt haben. Das haben die „Newfies“ irgendwie nicht drauf. Schon das Boarding gestern war holprig, die Damen an der Bar gestern völlig unorganisiert und überfordert und auch die Frühstückstheke kriegen Gabis Leute bei Freudenberg besser hin. Da kann man mit wenig Aufwand für bessere Abläufe sorgen. Doch auch dies liegt nicht in unserer Hand und wir konzentrieren uns darauf, die Ruhe zu bewahren.
Zum Frühstück gab es 2 große Kaffee und ein leckeres Sandwich für jeden, Gabi hat noch einen Yoghurt mit Früchten und Cerealien draufgelegt. Ich habe gerade noch 2 Stunden fest geschlafen - vorher haben wir ne gute Stunde in der Sonne gesessen, mehr wäre ungesund gewesen.
Wieder auf dem Sonnendeck sehen Tiny und ich endlich Land (hurra!!); der Blick zurück: Wasser, soweit das Auge reicht.
Leider gibt es hier weder Mobilfunk noch funktionierendes WLAN. So müssen wir mal sehen, wann wir runter sind von der Fähre und was dann noch geht. Den Cabot Trail heute noch komplett zu fahren scheidet natürlich aus. Das ist dann morgen mit hoffentlich viel Zeit möglich. Bei Regen hätten wir das heute auch nicht gemacht. Vielleicht ein Teilstück? Oder doch die Fortress de Louisbourg? Ich werde berichten!
Es wurde der Cabot Trail - zumindest einen ersten Eindruck haben wir gewinnen können. Das Verlassen der Fähre gestaltet sich auch mühsam, um 13:45 Uhr haben wir endlich wieder festen Boden unter den Rädern. Fast 24 Stunden haben wir uns mit dieser Fähre beschäftigt - eindeutig zu lange.
Lust auf weitere Bauwerke der Briten und Franzosen mit Kanonen und allerlei Mummenschanz für die interessierten Touristen haben wir nicht. Wir möchten Natur und den Cabot Trail sehen, auch wenn es heute nur für einen sehr kurzen Einblick bei gleichzeitig langer Fahrstrecke reichen kann.
Nach 90 Minuten sind wir in Ingonish Beach am Rande des Cape Breton Highlands NP. Die Fahrt war super und hat viel Spaß gemacht. Im Visitor Center holen wir uns die notwendigen Informationen für morgen ab und fühlen uns nun gut vorbereitet. Auf Empfehlung absolvieren wir noch den nahe gelegenen „Middle Head Trail“, der durch bunte Blumenwiesen und dichten Wald bei schönen Ausblicken auf den Ozean führt. Eine gute Stunde sind wir hier unterwegs. Dann stehen weitere 2 Stunden Fahrt zur Unterkunft an.
Diese erreichen wir bei spektakulärem Licht der untergehenden Sonne um 19:20 Uhr. Es ist so gerade noch hell. Aber was war das für eine Fahrt: über den gewundenen Cabot Trail, eine spektakuläre Küsten- und Bergstraße mit sagenhaften Ausblicken, die man wie alles hier in Bildern nicht wirklich festhalten kann. Als wir nach einer Stunde wieder auf dem Highway sind lässt Gabi ihren Haltegriff entspannt los und serviert von diesen unglaublich leckeren, knackigen und kernlosen Trauben. Wir müssen nochmal nach Norden fast bis Sydney zurück, um dann wieder nach Süden zu fahren. Iona liegt sehr isoliert zwischen Seen - eine tolle Unterkunft, aber sehr schwer zu erreichen.
Das Motel verfügt über einen Pub und der ist richtig gut. Wir bestellen als Vorspeise einen großen Caesars Salad und dann 2 mal Linguine mit Seafood (reichlich Lobster, Scallops und Gambas in einer Sahnesoße). Weltklasse! Dazu 2 Cider vom Fass (mit stattlichen 7%) sowie einem leichten Bier zum Auftakt und dann einen hazy Propeller IPA - sehr bitter, klasse!
Und jetzt: gute Nacht. Morgen fahren wir wieder diesen langen Zubringer zum Cabot Trail und dann die ganzen 298 km in einer Schleife rund um Cape Breton und durch Highlands NP. Das wird dauern - aber es wird auch viel zu entdecken geben. Bis morgen!
Tagesetappe: 284 Kilometer
Übernachtung: The Iona Heights Inn, 4115 Hwy 223, Iona, NS B2C 1A3
Abschied von Neufundland

Jürgen auf dem Cape Spears Path Traili, St. John's, NL
Heute heißt es Abschied nehmen von Neufundland. Das fällt uns schwer, denn es gefällt uns hier wirklich sehr, sehr gut. Ein planmäßiger Abschied wäre uns dennoch recht gewesen - aber dazu später mehr.
Das Hilton in St. John’s ist eine Top-Unterkunft. Riesiges Zimmer mit allem Schnickschnack, super Badezimmer mit Riesendusche (und nicht nur ner Duschbadewanne wie sonst meist üblich) und sehr bequeme Betten. Da fällt es schwer, aufzustehen - aber wir haben ja Urlaub.
Ich habe gestern Abend tatsächlich noch den riesigen Fernseher ans Arbeiten gebracht. Außer Zappen ist da nicht viel drin und auf 80% der Kanäle läuft ohnehin gerade Werbung. Das finde ich aber durchaus unterhaltsam, weil man darüber auch einiges über die Mentalität der Leute lernen kann. Wenn mal ein Film läuft (z.B. Indiana Jones) kann man sicher sein, nach jeder bedeutsamen Szene, also spätestens nach 5 Minuten wieder ins Werbeprogramm zu wechseln. Äußerst beliebt sind hier (bzw. in den USA, denn deren Programm strahlen sie hier meist aus) „Reality“-Police-Serien. Da wird immer hautnah, aber viel verpixelt gezeigt, wie üble Schurken überwältigt werden. Wie erwartet ist die Kiste nach 15 Minuten wieder aus. Sieht in dem Rahmen auch Schmuck aus, wenn sie nicht flimmert.
Wir packen heute etwas um, denn für die Nacht auf der Fähre benötigen wir die allerwichtigsten Sachen in 2 Rucksäcken griffbereit - inkl. Der Dinge, die wir morgen früh anziehen wollen etc. Eine von Gabis 3 faltbaren Kühltaschen in verschiedenen Größen (in der Beziehung ist sie auch unschlagbar - für alle Fälle gerüstet), kommt auch zum Einsatz. Sie hört inzwischen auf den Namen „Lobster-Tasche“ (bei uns hat fast alles einen Namen) und nimmt bereitwillig Wein, Whisky, Wasser und Becher auf.
So gerüstet fahren wir aus der Tiefgarage und steuern Cape Spear an. Das ist der östlichste Punkt Canadas. -hier sind wir Europa am nächsten, was uns heute aber nicht wichtig ist. Auf dem Weg halten wir an 2 Aussichtspunkten an und bewundern die Kraft und Weite des Meeres. Die Wellen kacheln heftig an die Felsen. Gabi meint, ein weiteres Ei gefunden zu haben - es handelt sich hier aber nur um einen ordinären Golfball - allerdings in ungewöhnlicher Farbe.
Am Cape Spear ist die Kasse noch geschlossen - nicht schlecht für uns. Es ist auch noch kaum jemand hier um diese Zeit - es ist kurz vor 10:00 Uhr. Das alte, originale Lighthouse (quadratisch) ist nicht mehr in Betrieb - als Ersatz hat man einen schlanken Leuchtturm gebaut, der den Schiffen heute den Weg weist uns als Orientierungshilfe dient. Cape Spear ist der älteste Leuchtturm Neufundlands und auch der erste, den die Europäer nach ihrer Fahrt über das weite Meer gesehen haben. Eine sehr wichtige Landmarke also. In der Bucht sind 1983/1984 insgesamt 2.200 Eisberge getrieben - unvorstellbar.
Neben den Leuchttürmen ist der Cape Spear Path Trail der Hit. Wir kraxeln über 90 Minuten hier herum - das hätten wir nicht vermutet. Die Aussichten aus allen Höhen sind aber auch sehenswert. Ob hoch oben auf den Klippen (ich denke, dass ich viel zu nahe am Abgrund stehe und sehe dann, wo Gabi sitzt und mich fotografiert) oder in der unmittelbaren Nähe der Brandung - beeindruckend ist es allemal. Der Morgennebel hängt noch an der Steilküste, was zum Teil für eine sehr mystische Stimmung sorgt. Unten im Felsen sind offensichtlich Bunkeranlagen mit Kanonen aus den Weltkriegen - dafür interessieren wir uns aber heute nicht. Ein Fischerboot dreht seine Runde und zig Vögel folgen ihm mit viel Geschrei.
Nun machen wir uns auf den Weg Richtung Fähre - mit Zwischenstopp an der Castle Hill NHS. Hierfür müssen wir rd. ebenfalls ca. 90 Minuten rechnen - passt genau. TCH-#1 und Hwy. #100 sind zuverlässig.
Hier geht es um französische und englische Militärgeschichte der Festung „Castle Hill“ im 17. Jahrhundert.
Google sei Dank finde ich ein Restaurant am Wegesrand. Der „Dockside Pub“ ist genau nach unserem Geschmack. Wir sitzen draussen mit Blick auf den kleinen Hafen. Gabi bestellt „Cod-Bites“, was Kabeljau-Kibbellinge sind und ich eine Abwandlung der kanadischen Poutine mit BBQ-Sauce, Käse überbacken, knusprigem Bacon etc. Saulecker! Dazu ein Neufundland-Bier (Iceberg) für mich und Wein für Gabi. Klasse - die Möwe guckt interessiert zu, hält aber Abstand.
Nun aber los- wir wollen um 14:30 Uhr an der Fähre sein und sind um 14:28 Uhr da - das nenne ich Timing. Einchecken geht schnell, wir bekommen im Tausch für unseren Voucher die Bordkarten inkl. Kabinenkarte. Reihe 6 - wir stehen und das Boarding kann kommen. Dann die erste Ernüchterung: Delay: 2 Stunden - Boarding erst um 17:30 Uhr, obwohl die Fähre schon um 17:00 Uhr losfahren sollte. Mist!! Das heißt, 2 Stunden länger hier warten. Erkundigungen ergeben aber, dass die Fähre die Verspätung in der Nacht wieder reinfahren sollte - normalerweise.
Dann eine gute Nachricht: Boarding doch schon um 16:30 Uhr. Es ruckelt aber bei der Fahrt auf die Fähre, stop and go - das kennen wir anders. Egal wir stehen, unsere Kabine ist wie gebucht eine 4er zur 2er-Alleinnutzung. Alles gut. Wir schnappen uns die Lobster-Tasche mit dem Wein und gehen aufs Sonnendeck. Sundownder - es kann losgehen. Geht es aber nicht. Es zieht sich und zieht sich und tatsächlich dauert es bis 19:00 Uhr, bis wir endlich ablegen - die gewonnene Stunde ist wieder verloren.
Also nun rein in die Bar mit MacBook; ich möchte ja noch was tun. Bier und Cider sind prima - der junge Mann mit Gitarre eine echte Zumutung. Die meisten sind aber begeistert - wir finden den gruselig. Dann die nächste Hiobsbotschaft: Ankunft morgen um 12:00 Uhr - statt 09:00 Uhr. Booooh, wir sind genervt. Das klaut uns wirklich wertvolle Zeit. Was machen die denn? Noch eine zusätzliche Stunde? Wir können es nicht ändern und werden es nehmen, wie es kommt - hilft ja nix.
Jetzt habe ich 3 verschiedene Biere aus Neufundland intus und das macht den Abschied erträglicher. Die Lobster-Tasche lassen wir in Ruhe. Gute Nacht - morgen ist ein neuer Tag in Nova Scotia mit angekündigtem bestem Wetter - und das werden wir nutzen so gut es geht.
Tagesetappe: 174 Kilometer
Übernachtung: Marine Atlantic Ferry (Ala'Suinu)
Farbenfrohes St. John's

Gabi in Quidi Vidi, St. John's, NL
Gabi bereitet aufgetoastete Bagels mit Frischkäse und Truthahnbrust zum Frühstück vor und ich packe zusammen. Nach einem kurzen Plausch mit dem netten niederländischen Paar von gestern Nacht brechen wir auf. Da wir keine Eile haben ist es kurz vor 09:00 Uhr und wir schauen noch, was Charlottetown zu bieten hat. Antwort: nichts! Wir fahren runter bis zum Meer, was quasi Ortsmitte ist - nichts.
Also rauf auf den TCH-#1 und Kilometer machen. Wir beschließen, evtl. den Abstecher auszulassen und direkt nach St. John’s zu fahren. Nach einem Tankstopp kommen wir gegen 12:00 Uhr in dem kleinen Ortsteil „Quidi Vidi“ an, wo wir aber bestimmt 15 Minuten einen Parkplatz suchen. Das Nest ist super klein und auf dem großen Parkplatz im Ort findet ein Fest statt - gesperrt.
Quidi Vidi ist ein kleiner, fast versteckt liegender Ortsteil direkt am Wasser. Bunte Holzhäuser schmiegen sich hier an die Felsen rund um den engen Hafen, in dem Fischerboote schaukeln. Alles wirkt wie ein eigenes kleines Dorf in der Stadt, und tatsächlich hat Quidi Vidi mit seinen Brauereien und Handwerksläden einen ganz besonderen Charme. Bier von hier habe ich in den letzten Wochen mehrfach genießen dürfen. Und der süße Hund war ein Portraitfoto wert.
Nach dem Einchecken im Hotel machen wir uns auf den Weg hinauf zum Signal Hill. Schon die Straße dorthin ist ein Erlebnis: vorbei an den typischen bunten Häuserreihen, die St. John’s so unverwechselbar machen. Oben angekommen, eröffnet sich ein großartiger Blick über die Stadt, den Hafen und hinaus auf den Atlantik.
Wir nehmen uns Zeit für die Queen’s Battery und den Cabot Tower. Die Queen’s Battery wurde im 18. Jahrhundert errichtet, um den strategisch wichtigen Hafen gegen feindliche Angriffe zu sichern. Hier standen einst Kanonen, die die Einfahrt kontrollierten - heute sind die Reste noch gut zu sehen. Der Cabot Tower stammt aus dem Jahr 1897 und wurde zum 400. Jubiläum der Entdeckung Neufundlands durch John Cabot gebaut. Berühmt ist er auch als Ort, an dem G. Marconi 1901 die erste drahtlose Transatlantik-Nachricht empfing – ein Stück Weltgeschichte mitten auf diesem Hügel. Von ganz oben auf dem Tower haben wir eine prima Aussicht.
Die Tour war gar nicht so ohne. Am späteren Nachmittag bummeln wir noch durch Downtown von St. John’s. Die Straßen mit den bunten Häusern sind hübsch anzusehen, doch viel los ist hier nicht – vielleicht liegt es an der Tageszeit. Dennoch spüren wir, dass St. John’s mehr ist als nur ein Fischerhafen. Als Hauptstadt von Neufundland und Labrador ist es das kulturelle und politische Zentrum der Provinz, mit rund 110.000 Einwohnern aber noch überschaubar und fast dörflich im Vergleich zu anderen kanadischen Städten.
In der Yellow Belly Brewery trinken wir ein Red Irish Ale und ein Cider, als die Nachricht eintrifft, das Iris die Wahl zur Bürgermeisterin von Kerken im 1. Wahlgang mit stolzen 70% gewuppt hat. Wir gratulieren ihr von Herzen und stoßen auf ihren Erfolg an. Zurück im Hotel erfahren wir von Vater zusätzlich, dass Deutschland in einem Superspiel Europameister im Basketball wurde. Toll!! Einzig die Borussia aus Mönchengladbach hat mal wieder nicht geliefert. 0:4 gegen Bremen - so geht das nicht weiter, da muss ne Notbremse her, sonst rauschen wir ruckzuck in die Abstiegsränge. Mir ist auch nicht klar, wer außer Hack und Reitz da aktuell mal ein (!) Tor schießen sollte - und das sollte man tun, wenn man gewinnen will.
Nicht ärgern - heute ist ein Tag zum Freuen. Hausgemachte Pizza Frutti di Mare und Pasta mit Meeresfrüchten schmecken uns sehr, sehr gut. Super, dass das Hotel ein italienisches Restaurant beherbergt. So müssen wir nicht mehr weg. Danach kümmern wir uns um die Bilder, das Tagebuch und die Website - Standard. Unser Zimmer ist super komfortabel und ich genieße jetzt gleich noch den großen Fernseher - egal, was da flimmert.
Morgen Abend sind wir auf der Nachtfähre zurück nach Nova Scotia. Da geht nix mit Homepage hochladen o.ä. Also melden wir uns nächste Tage wieder. In Nova Scotia steht Cape Breton Island mit dem legendären Cabot Trail im Fokus - für ganze 2 Tage.
Hoffen wir weiter auf gutes Wetter. Bisher hatten wir ja so ein sagenhaftes Glück. Gestern und heute waren es 11-15 Grad. Klingt nicht viel, aber wenn die Sonne da ist, wird es richtig heiß. Die hat Kraft! Heute Habe ich meist einlanges Shirt getragen, nur ganz oben auf dem Signal Hill pfiff es so, dass ich die Jacke bevorzugte. Unten in Downtown wäre zwischendurch auch ein T-Shirt gegangen. Nach wie vor: der perfekte Urlaub!
Wie sang die Zac Brown Band heute auf unserer Fahrt? „I got my toes in the water, ass in the sand. Not a worry in the world, a cold beer in my hand. Life is good today!“ Dem ist nichts hinzuzufügen!!
Tagesetappe: 255 Kilometer
Übernachtung: DoubleTree by Hilton St. John's Harbourview, 2 Hill O'chips, St. John's, NL A1C 6B1
Day and Night in Terra Nova NP

Gabi auf dem Goodwiddy Path Loop Trail, Terra Nova NP, NL
Wir wachen auf, die Sonne lacht. Den Schlüssel geben wir unten am Haupthaus ab und dort liegt auch der Anker, der dem Anchor Inn seinen Namen gibt. Gegenüber leuchtet ein Häuschen in orange vor der Kirche. Kurz vor 09:00 Uhr fahren wir los.
Es geht wieder über die „Road to the Isles“, nur diesmal in umgekehrter Richtung. Und heute lohnt es sich bei Sonnenschein und blauem Himmel, hin und wieder anzuhalten und Bilder von den Seen und vom Meer zu machen. Schön, wie die bunten Häuser leuchten. Boote finden sich hier auch wie bei uns zu Hause Autos.
Später erreichen wir wieder den Trans-Canada-Highway #1 und das macht die Weiterfahrt zum Kinderspiel. 100 km/h, kaum andere Autos, nach insgesamt 3 Stunden Fahrtzeit sind wir am ersten Visitor Center des Terra Nova Nationalpark angekommen.
Der Terra Nova NP liegt an der Ostküste Neufundlands, morgen sind es noch rund 200 Kilometer südlich bis St. John’s. Er war 1957 der erste Nationalpark der Provinz und trägt einen Namen, der Programm ist: Terra Nova - „Neues Land“ - ist die lateinische Bezeichnung für Neufundland und verweist zugleich auf die spanischen Entdecker, die hier vor Jahrhunderten erstmals an Land gingen. So erklärt es uns der junge Ranger im Visitor Center.
Der Park ist geprägt von einer Mischung aus dichten Nadelwäldern, Birkenbeständen und weiten Moor- und Sumpfgebieten. Zwischen den Wäldern schneiden sich tiefe Buchten in die Küste, die wie kleine Fjorde wirken. Besonders markant ist der Newman Sound, ein langgestreckter Meeresarm, der sich weit ins Landesinnere zieht. Der Begriff „Sound“ bezeichnet im Englischen eine größere, oft fjordartige Bucht oder Wasserstraße, die durch die Brandung und das Spiel der Gezeiten geformt wurde.
In den Wäldern und Mooren leben Elche („Moose“), Schwarzbären und mit etwas Glück lässt sich auch der majestätische Weißkopfseeadler beobachten. Wanderwege führen zu Aussichtspunkten über die Buchten oder tief hinein ins grüne Hinterland. Der Ranger nimmt sich sehr viel Zeit für uns und empfiehlt sehr, den am Visitor Center beginnenden und 8 km langen „Goowiddy Path Loop Trail“ zu erwandern. Mit ganz viel Glück hätten wir dort auch eine Chance auf Wildlife.
Typisch für Terra Nova ist die Ruhe und das bekommen wir auf dem Trail auch sofort zu spüren. Hier geht es total beschaulich zu. Wir haben das Gefühl, den Trail für uns allein zu haben - umgeben von nichts als Wald und Wasser. Immer wieder bleiben wir stehen und lauschen: nichts zu hören, nur ganz selten mal etwas Vogelgezwitscher oder ein Squirrel, dass lustig quietscht. Wildlife sehen wir wenig und so mache ich mir einen Spaß daraus, auch die kleinen Dinge am Wegesrand zu fotografieren: seltene Blumen, Moose und „Spanish Moss“. Ein Squirrel sitzt auf einem Boardwalk, der hier oft anzutreffen ist, um zu sumpfige Stellen zu überbrücken. Gut, dass ich gerade das 70-200 mm drauf habe.
Es geht immer bergauf und bergab und der Pfad ist überwuchert von Farnen und gespickt mit tückischen Wurzeln. Hier kann man sich sehr schnell vertreten und dann war es das mit hiking. Also passen wir besonders gut auf. Infolge dessen zieht sich die Wanderung ganz schön in die Länge. Wir bleiben zwar unter den vom Ranger angekündigten 3 Stunden, aber nicht viel. Gegen Ende finden sich auch nochmal die beliebten 2 roten Stühle und ein besonders keckes Squirrel spielt mit uns Katz und Maus. Witziges Kerlchen! Leider habe ich jetzt das 24-70 mm am Body und da muss ich ganz schön reinschneiden, um den Kleinen gut sichtbar zu machen. Ist aber kein Problem bei der Auflösung.
Auf der Weiterfahrt zum Motel machen wir noch einen Stop am Coastal Trail, wo Gabi noch 2 Dinosauriereier entdeckt. Und wir checken „Sandy Pond“ einen der Seen, an denen man nachts die Milchstraße sehen kann, wenn die Bedingungen passen. Der Terra Nova NP ist nämlich auch ein Dark Sky Preserve, wie der Kejimkujik NP am Anfang unserer Reise. Wir planen, heute Abend nochmal unser Glück zu versuchen und schauen uns die örtlichen Gegebenheiten schon mal an. Planung ist die halbe Miete.
Das Clode Sound Motel & Restaurant macht seinem Namen auch alle Ehre. Wir parken direkt vor dem Zimmer, Sachen rein und wohlfühlen. Das Gelände hier ist riesig und Gabi macht eine Erkundungstour. Später zeigt sie mir, was es alles gibt hier auf dem Gelände. Das ist viel: von Feuerstellen über einen großen Swimmingpool hin zu einer Hollywoodschaukel und sogar kleinen Trails.
Nachdem die ersten Fotos gesichtet sind, gehen wir ins Restaurant. Eine Alternative gibt es hier in der Gegend nicht. Benötigen wir auch nicht - das ist ja sehr praktisch. Ich bestelle Fisch & Chips, schaffe aber (vernünftiger Weise!) nur die Hälfte und Gabi lässt sich Cod (Kabeljau) mit Erbsen & Möhren und einem Caesar Salad schmecken. Am Nebentisch sitzt ein niederländisches Paar und wir kommen ins Gespräch - auf englisch. Wir können einige Hinweise geben, vor allem zum Gros Morne NP, den die beiden noch erkunden wollen. Als sie Interesse an unseren Milchstraßenplänen zeigen, laden wir sie ein, mitzukommen. Und in ein paar Minuten ist es 20:30 Uhr und es geht los.
Wir sind zurück vom Sandy Pond und es hat sich unseres Erachtens sehr gelohnt. Technisch war das überhaupt kein Problem, wenn man den Bogen einmal raus hat. Manuell fokussiert, Offenblende 2,8, 15 Sekunden Belichtungszeit bei ISO 3.200, später auf 13 Sekunden reduziert. Ich muss mir mal in Ruhe ein paar YouTube-Videos anschauen zur Nachbearbeitung - da kann man bestimmt noch mehr herausholen. Es ist schon erstaunlich, welche Menge an Sternen an Orten wie diesen zu sehen sind. Vielleicht hätten wir noch ein paar Minuten länger warten sollen, die Dunkelheit war noch nicht vollständig und möglicherweise wären noch ein paar tausend Sterne dazu gekommen. Ich bin aber super zufrieden mit dem Ergebnis.
Nun klingt dieser Tag ruhig aus. Wieder ein Tag voller Kontraste: Wald und Wasser - Tag und Nacht.
Mit dem Ranger haben wir uns auch lange beraten, ob wir heute oder morgen noch einen Ausflug nach Elliston machen sollen. Dort hätten wir gerne Puffins fotografiert. Die gibt es da regelmäßig in Hülle und Fülle, allerdings brechen sie Anfang September nach und nach ihre Zelte dort ab und ziehen weiter. Er weiß zu berichten, dass vor einigen Tagen noch ein paar Hundert von den putzigen Vögeln zu bestaunen waren. Vorgestern war er selbst mit Familie dort und hat noch drei in der Ferne gesehen. Da ist uns ein Umweg von mindestens 3 Stunden doch zu riskant und wir werden noch einige Zeit auf unser erstes Foto eines Papagientauchers warten müssen.
Ich bin sicher: auch der morgige Tag wird ohne Puffin ein weiteres schönes Erlebnis für uns bereithalten. Gute Nacht!
Tagesetappe: 233 Kilometer
Übernachtung: Clode Sound Motel & Restaurant, 10 Main Street, Charlottetown, NL A0C 1L0
Newfoundland extreme

Jürgen auf dem Lower Head Lighthouse Trail, Twillingate, NL
Wir haben gut geschlafen und das Aufwachen begann heute auch nicht wie gestern bereits um 06:00 Uhr. Da klingelte nämlich der Wecker auf Gabis Nachttisch. Den hatten wohl Vorbewohner nicht entschärft. Sie haut ihn aus und 10 Minuten später meldete der sich wieder. Stecker raus. Dann 06:30 Uhr (11:00 Uhr in Deutschland); mein iPhone schreit - Nina-App, Sirenenprobealarm; klar der ist heute und mit Zeitverschiebung passt das. Also wenn es jemanden interessiert: die Sirene für die Hosentasche funktioniert in Neufundland. Heute erwachen wir ganz entspannt und lauschen dem Regen, der bereits die ganze Nacht an das Fenster klopft.
Da wir eine weite Fahrt vor uns haben packen wir zusammen, holen noch einen Kaffee und etwas Obst aus der Coffee-Bar (der Service des Hauses ist wirklich sehr, sehr gut) und fahren los. 08:15 Uhr, aktuell regnet es nur wenig, aber auf den Straßen steht zum Teil viel Wasser. Da heißt es vorsichtig zu fahren. Die Fahrt wird unterbrochen durch Tanken und Sandwiches kaufen in Deer Lake, einem Besuch im Visitor Center mit „Washroom“ vor der „Road to the Isles“ und einem kleinen Obsteinkauf im „Lewisporte Foodland“ und endet um 14:00 Uhr in Twillingate - es hat die ganze Zeit mehr oder weniger geregnet.
Vom Gros Morne National Park ging es dabei über den Viking Trail zunächst zurück bis in die kleine Ortschaft Deer Lake. Dort knüpften wir wieder an den Trans-Canada-Highway #1 an, der uns durch die Zentralregion Neufundlands in Richtung Osten führte. Dabei nimmt die Straße große Umwege, da immer wieder Seen und große Meeresbuchten umfahren werden müssen. Dieses Gebiet ist geprägt von Misch- und Nadelwald, Seen und völliger Abgeschiedenheit. Gabi fragt sich unterwegs, ob hier auch Leute leben? Und was die dann arbeiten? Oder als was sie arbeiten würde, wenn sie hier leben würde? Oder wo die Kinder zur Schule gehen? Oder was ist, wenn die hier einen Herzinfarkt kriegen. Wahrscheinlich gibt es hier keinen Grund, einen Herzinfarkt zu bekommen - hier ist die Welt ruhig, friedlich und die Uhren ticken anders als bei uns.
An der Notre Dame Junction verlassen wir den Trans-Canada-Highway und wechseln auf die #340, die „Road to the Isles“ (da die Straße mehrere Inseln über Brücken und Dämme miteinander verbindet), die uns durch eine eindrucksvolle und verwinkelte Küstenlandschaft zu den Twillingate Islands, einem der touristischen Höhepunkte Neufundlands führte.
Twillingate wird auch als die „Iceberg Capital of the World“ bezeichnet und dieser Titel ist berechtigt, denn die kleine Stadt Twillingate ist hier der Ausgangspunkt, um Eisberge zu sehen. Bis zum Mittsommer hat man in der Regel die beste Sicht auf die majestätischen Boten der Kälte, die vom Labrador Strom von den großen Gletschern im hohen Norden bis vor die Küste Neufundlands getrieben werden.
Wir checken im Anchor Inn ein. Hier gibt es auch ein beliebtes Restaurant und einen Pub, in dem ab 20:30 Uhr Live-Musik geboten wird. Für beides sollte man reservieren. Wir studieren die Speisenkarten - beide sehen super aus. Also dann der Pub, allein schon wegen der Live-Musik. Wir reservieren für 19:00 Uhr und fahren ein paar Meter weiter bergan, wo sich das Nebenhaus mit unserem Zimmer befindet. Alles die Treppe hoch wuchten, einrichten und feststellen: es gibt doch Wifi hier. Vater schreibt, dass es die deutsche Basketballmannschaft gegen Finnland ins Finale der EM geschafft hat. Herzlichen Glückwunsch!
Ich schreibe schon Tagebuch bis hierher, dann ruhen wir etwas aus. Später soll der Regen vielleicht etwas nachlassen. Dann möchten wir unbedingt noch eine Runde laufen und ein paar Bilder machen. Das kam heute noch viel zu kurz.
Am Long Point im Norden der Stadt beim Twillingate Lighthouse, das auch eine Aussichtsplattform hat, bietet sich nämlich auch ohne Eisberge ein grandioses Panorama. Auf dem Weg dorthin gibt es diverse Möglichkeiten, sich die Beine zu vertreten.
An der Küste (French Head) gibt es tolle Felsformationen mit klangvollen Namen wie Bears Head, Cobra Snake und Figure of Indian. Eine sehr schöne Wanderung (Lighthouse/Lower Head Trail) läuft vom Leuchtturm am Long Point auf hohen Klippen südwärts und parallel zum zerklüfteten Ufer durch den Sea Breeze Park.
Als wir mit dem Auto auf dem Parkplatz vor dem Leuchtturm halten, schüttelt es den Escord mächtig durch. Was ist das? Jacke an, Regenjacke drüber, Bergstiefel haben wir schon an - raus. Gar nicht so einfach, die Türen aufzukriegen; hier pfeift ein unglaublicher Wind und deshalb ist wohl auch niemand anderes hier. Regen ist auch zu spüren, aber eher als kleine, harte Einschläge auf der Regenjacke. Es regnet nicht wirklich viel, das Problem ist der Wind. Wir versuchen, etwas herumzugehen und müssen allen ernstes aufpassen, nicht davonzufliegen. Das ist sicher einer der härtesten, wenn nicht der härteste Wind, den ich jemals erlebt habe.
Selbst fotografieren ist nicht einfach. Ich habe Aufnahmen mit 1/500 Sekunde, die verwackelt sind, weil entweder die Kamera ruckte oder Gabi sich nicht halten konnte. Wir klettern dennoch um das Lighthouse herum sowie über den Lower Head Trail und haben faszinierende Aussichten. Der Himmel ist grau und es ist kaum zu sehen, wo am Horizont die Wasserlinie ist. Das Meer ist aufgewühlt und wir passen auf, dem Rand der Klippen nicht zu nahe zu kommen. Die Böen sind so heftig, dass sie nicht auszurechnen und auch kaum zu halten sind. Es gibt einen Weg, den können wir einfach nicht hinuntergehen, weil der Gegenwind zu stark ist. Sagenhaft, dieser Kontrast zu den letzten Tagen. Das ist Neufundland extrem - aber auch, wie man sich das so vorstellt mit den Kräften der Natur. Wir haben trotz oder gerade wegen der heftigen Bedingungen großen Spaß.
Am Ende sind wir dankbar für dieses Erlebnis - das Land auch von dieser Seite kennenlernen zu dürfen. Das hatte schon was!
Hinterher halten wir noch in Crows Head, wo Häuser direkt an der Klippe stehen. Ein kurzer Abstecher an den Hafen von Twillingate zur Meerjungfrau und mit Blick auf unsere blaue Unterkunft auf der gegenüberliegenden Seite rechts neben der Kirche; dann fahren wir zurück zum Zimmer. Dort schaffen wir es, die Fotos auszusuchen und zu bearbeiten, dann gehen wir hinunter zu „Captain’s Pub“.
Da gibt es leckeres Bier vom Fass, für Gabi einen Anchor Inn Cocktail und Cider. Wir bestellen eine Pizza mit Meeresfrüchten (Scallops und Scampi) und eine mit scharfer Salami. Sehr gut, aber viel zu viel. Ab 20:30 Uhr gibt es live-Music mit Mike Sixonate. Er entpuppt sich als grandioser Picker, der seine Gitarre so brillant und schnell bearbeitet, dass einem schwindelig wird. Mike erzählt nicht nur lustige Geschichten aus seinem Leben und singt meist eigene Songs, aber auch einige irische Traditionals. Die Gitarrenbegleitung ist echt Hammer!! Er spiel ein Open-Dsus2-Tuning, was die Sache für mich noch spannender macht.
Jetzt ist es nach 23:00 Uhr und wir sind immer noch pappsatt, aber sehr zufrieden mit diesem außergewöhnlichen Tag, an dem wir Neufundland von einer anderen Seite erleben durften. Ab Morgen soll das Wetter wieder besser werden.
Tagesetappe: 444 Kilometer
Übernachtung: Anchor Inn, 3 Path End, Twillingate, NL A0G 4M0
We're so happy!!

Tiny Little Bear & Maurice the Moose, Western Brook Pond, Gros Morne NP North, NL
Ja, wir sind wirklich super glücklich - was für ein Tag!! Wir können es gar nicht glauben und hätten nie gedacht, dass wir so ein Wetterglück haben können. Gestern sah die Vorhersage für heute noch gar nicht gut aus. Aber Neufundland ist das Land, in dem sich das Wetter angeblich in 3 Stunden komplett verändern kann. Und in unserem Fall tat es das zum Guten!
Wir werden wach - blauer Himmel, die Sonne lacht. Augen reiben, nochmal hingucken - immer noch so! Na dann: auf, auf!! Unser erster Halt gilt dem Visitor Center, das nur 5 Minuten entfernt liegt und erst im letzen Jahr neu eröffnet wurde. Ein futuristischer Bau mit einer eindrucksvollen Ausstellung. Und hier lohnt es sich besonders, den „Washroom“ aufzusuchen. Über dem Waschbecken befindet sich ein breiter Bügel mit drei Symbolen von links nach rechts: Erst Seife tanken, dann Wasser laufen lassen, dann bläst warme Luft die Hände trocken. Alles automatisch, sehr schön. Wir bekommen hier aber natürlich auch gute Tipps für den Tag.
Dann fahren wir die 8 Minuten bis Rocky Harbour, finden das „Treasure Box & Cafe“, das neben Andenken auch Kaffee und frische Sandwiches bietet, schnappen uns die Beute und setzen uns auf bunte Bänke ans Ufer mit bestem Blick auf die Umgebung. Bunte Häuser, das Lighthouse in der Ferne. Lecker und schön. Welch ein Privileg, hier frühstücken zu dürfen.
Dann sind es nur 3 km bis zum Lobster Cove Lighthouse, das sich sehen lassen kann. Es ist 10:00 Uhr - wir sind wieder mal die ersten hier. Innen finden wir einige Erklärungen zur Geschichte und auch heimische Musikinstrumente. Draussen werden die Fahnen gesetzt - zu meiner Verwunderung nicht auf Halbmast, denn schließlich ist heute 9/11.
Anschließend fahren wir die 30 Minuten zum Parkplatz des Western Brook Pond. Wir haben die Bootstour über diesen Western Brooke Pond gebucht und waren von Anfang an davon überzeugt, dass das einer der absoluten Höhepunkte unserer Reise werden könnte - wenn das Wetter passt. Tut es - und die Tour ist der Hammer! Dieser Ausflug wurde von der kanadischen Tourismusbehörde als "Canadian Signature Experience" klassifiziert. Diese Auszeichnung umfasst Orte und Aktivitäten, welche als besonders ansprechend und unvergleichlich gelten. Und wenn wir uns jetzt erinnern und die Bilder anschauen steht fest: das ist völlig gerechtfertigt.
Es ist einer dieser Tage, die man so schnell nicht vergisst. Schon der Weg vom Parkplatz bis zum Anleger, dem sogenannten Western Brook Pond Boat Dock, ist etwas Besonderes: ein rund drei Kilometer langer Fußweg (ca. 45 Gehminuten) führt durch Moor- und Heidelandschaft, immer mit Blick auf die mächtigen Berge, die sich im Hintergrund auftürmen. Die Zeit vergeht wie im Flug, weil wir mit einem älteren Paar aus New Brunswick plaudern. Gabi ist inzwischen nach all den Jahren auch so fit und aufgeschlossen, dass sie wie ich munter drauflos plappert, wenn wir englischsprachig unterwegs sind. Klasse!
Und dann liegt er plötzlich vor uns, dieser See, der in Wirklichkeit ein abgeschnittener Fjord ist. Nach der letzten Eiszeit hat sich das Land gehoben und die Verbindung zum Meer verschlossen, sodass hier heute ein Süßwassersee entstanden ist – einer der reinsten überhaupt.
Das Wasser ist so klar, dass man mit bloßem Auge weit in die Tiefe schauen kann, und die Landschaft drumherum wirkt fast surreal: senkrecht fallen die Felswände ab, bis zu 600 Meter hoch, und von oben stürzen schmale Wasserfälle direkt ins Tal. Während das Boot fast lautlos über die spiegelglatte Oberfläche gleitet, verändert sich der Blickwinkel ständig – mal dominiert das Grau der nackten Felsen, mal das satte Grün der Wälder, und immer wieder öffnet sich der Himmel in einem unglaublichen Blau. Die Kontraste sind heftig und Fotografieren ist gar nicht so einfach, unsere Augen sind immer noch besser als die beste Kameratechnik. Da wirkt der Himmel auf manchen Bildern etwas ausgeblichen.
Der Western Brook Pond ist rund 16 Kilometer lang und an manchen Stellen bis zu drei Kilometer breit. An der tiefsten Stelle misst er 165 Meter, was man sich beim Blick auf die Wasseroberfläche kaum vorstellen kann. Es ist diese Mischung aus Dimensionen, Perspektiven, Ruhe und Naturgewalt, die den Ort so einzigartig macht. Kein Wunder, dass der Gros Morne National Park zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört – hier wird Geologie lebendig und man spürt unmittelbar, wie Landschaft im Lauf der Erdgeschichte entstanden ist. Wir erinnern uns an gestern? Ich sage nur: „Gletscher“!
Es ist ein perfekter Tag: bestes Wetter, klare Sicht, glitzerndes Wasser. Ein Ort, der uns tief beeindruckt – und der auf seine ganz eigene Weise zeigt, wie gewaltig und zugleich friedlich Natur sein kann. Wir fahren auf der „West Brook I“, während zeitgleich mit uns die „West Brook II“ gestartet ist, die für mich ein willkommenes Fotomotiv darstellt, da sie immer etwas voraus fährt und sich in der gigantischen Landschaft gut als Größenvergleich eignet.
Wesentlichen Anteil am Genuss der Tour hat unser Guide KJ. Er vermittelt alles Wissenswerte mit der Stimme des Reporters eines Boxkampfes („ready to rrrrruuuummmble“). Und am Ende der Tour packt er doch tatsächlich eine Gitarre aus und performt vor unseren Augen aufs Allerfeinste. Ein echter Entertainer. Gabi bekommt zwei Löffel als Rhythmusinstrument und begleitet ihn famos. Sie ist in aller Munde und noch auf dem Parkplatz später wird sie als „german spooner“ hoch gelobt!
Im Ernst: das war ein Ausflug der allerbesten Güte, den wir im Leben nie vergessen werden. Ich habe alle drei Objektive eingesetzt und das hat sich m.E. sehr gelohnt. Tiny hat dort auch einen neuen Freund gefunden. Alle reden hier vom „Moose“, aber kaum einer hat eines gesehen. Viele freut das, weil die meisten Begegnungen unerfreulich sind. Die Tiere sind schwarz und reflektieren nicht, weswegen es hier viele Unfälle bei Nacht mit Moosen gibt. Überall finden sich Warnschilder dazu. KJ hat aber Maurice the Moose dabei und Tiny ist sofort schockverliebt.
Der Rückweg zum Parkplatz zieht sich, weil die Unterhaltung des Hinwegs fehlt. Dafür ist der Himmel mit seinen Wolkenformationen ein Foto wert.
Nach diesem unvergesslichen Erlebnis fahren wir den Empfehlungen aus dem Visitor Center nach zuerst zum Broom Point und absolvieren dort den Steve’s Trail. Schon 1808 hat hier, an der Mündung des Trout River in den Atlantic, eine Familie aus Norris Point gefischt. Wir klettern in den Felsen herum. Am Strand klicken die Steine unter unseren Füßen wie Scherben. Lobsterfallen stehen bereit, künftig wieder Seafood zu bergen. Gabi findet ein sehenswertes Dinosaurierei und präsentiert es stolz.
Next Stop: Coastal Trail am Green Point. Wir sammeln weitere Kilometer durch magischen Wald, über Boardwalks und entlang der Küste. Der perfekte Tag!
Wie kann der besser abgeschlossen werden als mit Seafood? Wir finden in Rocky Harbour ein Restaurant, das uns deswegen beim Vorbeifahren auffällt, weil man dort so schön draussen in der Abendsonne sitzen kann. Wir bestellen die Seafood Platter for 2 und wissen, das wir hier auch Ideen sammeln, wie wir Vater demnächst mal sonntags verwöhnen können: Muscheln in Weißwein-Knoblauch-Brühe, Jacobsmuscheln im Speckmantel, frittierter Kabeljau, kleine Lobster-Rolls - dazu flüssige Knoblauchbutter, Remoulade, Caesar Salad (mit Speck, Parmesan und Croutons) sowie Bier und Cider. Besser geht’s nicht!
Zurück zur Unterkunft, die bunt in der Abendsonne glänzt. Der schwarze Himmel trägt zur Dramatik der Bilder bei, verzieht sich aber wieder, als die Sonne untergeht.
So, jetzt habe ich viel geschrieben und die Fotos sind auch fertig. Morgen steht wieder eine längere Fahrt an und wahrscheinlich haben wir in Twillingate kein Internet. Daher bitte nicht wundern, wenn morgen nichts zu lesen und zu hören ist von uns. Wie sagte der rüstige Rentner heute morgen: „Wenn du nach Twillingate kommst, hast du das Ende der Welt erreicht!“
Bis bald - uns geht es so gut & wir sind total happy!!
Tagesetappe: 95 Kilometer
Übernachtung: Neddies Harbour Inn, 7 Beach Road, Norris Point, NL A0K 3V0
Hiking Gros Morne NP South

Gabi & Jürgen auf dem Partridgeberry Hill, Lookout Trail, Gros Morne NP South, NL
Puh, das war wieder ein sehr langer Tag; anstrengend, mit 2 Wanderungen und viel Fahrerei, aber so toll!! Ich werde wach und vernehme das vertraute Klicken der Z8. Hä? Gabi steht am Fenster und macht Fotos vom Sonnenaufgang. Blick auf den Hafen, gerade läuft eine Fähre ein. Idyllisch! Seit gestern müssen wir für unser Frühstück selber sorgen, also macht Gabi auf dem Zimmer erst mal einen Kaffee. Wir reisen ab, um 08:00 Uhr rollen wir vom Hof. Das ist auch gut so, denn es liegen 4 Stunden Fahrt vor uns.
Die ist aber nach 5 Minuten schon erstmals unterbrochen, denn wir halten am Visitor Center für Neufundland an. Die freundliche Dame fragt, wie lange wir bleiben - noch 5 Nächte! Ups, das sei aber sehr kurz. Beim nächsten Mal sollten wir mindestens 1 Monat einplanen für Neufundland. Ok - merken wir uns! Ausgestattet mit sehr guten Karten und einem tollen Reiseführer fahren wir weiter.
Etwa 25 km nördlich von Port aux Basques passieren wir auf dem Trans-Canada-Highway #1 eine Höhe namens „Wreckhouse“ Das Bergmassiv zeigt eine tiefe Einbuchtung mit einem Doppelgipfel. Ein Schild warnt: „Gust wind area!“ Die Form der Berge verursacht eine Beschleunigung der Südostwinde zu extremen Windgeschwindigkeiten bis zu 160 km/h. Früher hob der Wind dort sogar Eisenbahnzüge aus den Gleisen und auch in den letzten Jahren kippten wiederholt große LKW um. Diesen Hinweis haben wir uns zu Hause schon aus dem Reiseführer notiert und ich fahre entsprechend vorsichtig. Gut, dass Autofahren ansonsten hier so easy ist.
Nach 2 Stunden Fahrt durch traumhafte Berglandschaft mit Tempomat auf 100 km/h und kaum Verkehr erreichen wir Corner Brooks - hier können wir einkaufen. Im Walmaart gibt es aber keine frischen Sandwiches. Das Auto lassen wir stehen und gehen gegenüber einkaufen. Treffer, Sandwiches bekommen. Wie praktisch, dass hier auch ein Liquor Store ist - wir erwerben eine 4-Liter-Kiste Wein; die letzte geht heute Abend sicher zur Neige. Ich trage den Karton wie eine Handtasche und wir queren den Parkplatz. Was ist das? Feuerwehr mit tatütata zu Walmaart, die ganze Beleg- und Kundschaft steht am Sammelplatz mitten auf dem Parkplatz. Die Feuerwehr klärt drinnen auf - Feueralarm. Als wir einige Verkäuferinnen passieren schreien diese kurz auf und verfolgen mich wie den Rattenfänger von Hameln. Ich höre etwas wie „immer dem Wein hinterher“ - dann lachen alle und wir machen uns (allein) mit Wein davon.
Um 12:30 Uhr sind wir im Visitor Center des südlichen Teils des Gros Morne NP. Der Gros Morne National Park gehört zu den eindrucksvollsten Landschaften Kanadas und ist seit 1987 UNESCO-Welterbe. Auf einer Fläche von fast 1.800 Quadratkilometern vereint er dramatische Küstenklippen, tiefe Fjorde, Hochplateaus, glitzernde Seen und bizarre Gesteinsformationen. Der Park gilt auch als „Fenster in die Erdgeschichte“: Hier sind durch die Bewegung der Kontinentalplatten Gesteinsschichten an die Oberfläche gedrückt worden, die sonst tief im Erdinneren verborgen bleiben. Gletscher taten dann ihr Übriges. Im Herzen des Parks liegt die Bonne Bay, eine tief eingeschnittene Meeresbucht, die wie eine natürliche Grenze wirkt und den südlichen vom nördlichen Teil trennt.
Der Park lässt sich so grob in genau diese zwei Teile gliedern: „Gros Morne South“ mit seinen Tafelbergen, den berühmten Tablelands und den großen Binnenseen wie dem Trout River Pond. Hier zeigt sich die Geologie besonders eindrucksvoll - eine fast wüstenhafte Landschaft, die stark im Kontrast zu den grünen Wäldern ringsum steht. „Gros Morne North“ hingegen wird geprägt von den tief eingeschnittenen Fjorden wie dem Western Brook Pond, steilen Klippen und kleinen Fischerdörfern an der Küste. Hier dominiert eher die Kombination aus Wasser, Bergen und Meerblicken. Das kommt morgen dran.
Nach dem kurzen Stopp im Visitor Center geht es für uns direkt auf den Lookout Trail - Empfehlung, dies zuerst zu machen, weil mit fast 400 Höhenmetern anstrengender. Das Wetter meint es immer noch bestens mit uns: strahlend sonnig, klare Sicht, aber auch ordentlich Wind oben in den Höhenlagen. Der Weg führt zunächst steil bergauf, immer wieder über Holzstege, die sumpfige und nasse Passagen überbrücken. Schritt für Schritt öffnet sich die Landschaft, bis wir schließlich auf dem Gipfel des Partridgeberry Hills stehen. Die Aussicht von dort oben ist atemberaubend – die Weite der Bonne Bay, die grünen Täler, dahinter die Berge. Und mittendrin die zwei roten Stühle, die hier oben wie ein inzwischen wohlvertrautes Einladungssignal auf uns warteten. Irgendwie hat das für mich auch teilweise große Ähnlichkeit mit den schottischen Highlands. Fast allein am Berg, nur hin und wieder ein anderes Paar, fühlt es sich an, als gehöre dieser Ausblick ganz uns. 2-3 Stunden soll der Trail dauern - wir sind nach 2:08 Std. Wieder am Auto. Eingespieltes Team, Gabi macht gutes Tempo voran und uns beiden tun die jeweils 11 Kilo gut, die wir nicht mehr mit uns rumtragen. Gute Urlaubsvorbereitung im Sommer!
Im Anschluss fahren wir dann einige Kilometer weiter zum Tablelands Trail – ein echtes Highlight im südlichen Parkteil und für uns ein Pflichtprogrammpunkt - auch das war schon zu Hause klar. Schon beim ersten Schritt fällt die ungewöhnliche Landschaft ins Auge: ockergelbe Steine, fast ohne Vegetation, karg und unwirklich. Das Besondere: Hier wandert man tatsächlich auf Gestein, das ursprünglich aus dem Erdmantel stammt. Durch tektonische Verwerfungen vor 460 Millionen Jahren wurde eine Gesteinsschicht aus mehr als 10km Tiefe an die Oberfläche gehoben. Es ist ockergelb und sehr hart. An frischeren Bruchstellen weist es grünliche bis grauschwarze, durch Längs- und Querrisse entstandene Plättchen auf. Es handelt sich um Peridodit, dessen Zusammensetzung keinerlei Pflanzenwachstum ermöglicht. Die Umgebung gleicht daher einer Mondlandschaft. Normalerweise bleiben solche Schichten viele Kilometer unter der Erdkruste verborgen – im Gros Morne aber läuft man als Besucher buchstäblich mit den Füßen „auf dem Innersten der Erde“. Das ist hier eine Landschaft, die so gar nicht nach Neufundland aussieht, wie wir es uns vorstellen: fast wüstenhaft, in warmen Gelb- und Brauntönen, und doch voller geologischer Geschichte. Zwischen Lookout Trail und Tablelands haben wir heute zwei völlig unterschiedliche Gesichter dieses Nationalparks erlebt – beide auf ihre Weise äußerst spektakulär und für uns sicher immer unvergesslich.
Nun stehen noch einmal 75 Minuten Fahrt bis zur Unterkunft auf dem Programm. Eigentlich können wir Norris Point auf der anderen Seite der Bonne Bay schon sehen. Es gibt hier aber keine Fähre. Also kurven wir einmal komplett um diese große Bucht herum, passieren noch einmal ein Eingangsschild zum Nationalpark (nördlicher Teil) und sind um 18:00 Uhr an Neddies Harbour Inn.
Sehr schicke Unterkunft mit allem drum und dran. Sogar ein Restaurant gibt es hier. Aber eher von der Sorte „fine dining“. Uns ist eher nach Hafenkneipe und Handfestem. Hier gibt es aber nicht viel an Restaurants. Ich finde auf Google als einzige Alternative den „Cat & Rooster Pub“, 1,4 km entfernt - 4 Minuten mit dem Auto. Das geht fix. Von außen: merkwürdig, von innen: Hafenkneipe!
Uns begrüßt Justin, der hinter der Theke steht mit exakt folgenden Worten: „Welcome to the cat & rootser pub. If this is your first time here let me introduce myself: I'm Justin and it’s just me I’ll be you host, server, bartender, chef, dishwasher, cleaner and after hours there is no barista, sommelier or bakery. Therefore no coffee, no tea, no desert. Wine comes from a box. It’s red or white. The pub is cash only or E-Mail money transfer. These are the terms if my service, if you’re ok with them you are more than welcome to stay. If not this building ist equipped with two exits.“ Bei den letzten Worten zeigt er auf die beiden Ausgänge und lacht. Super lustiger Vogel. „We’re ok with that all“ und nehmen Platz. Und ich schwöre: er zieht diesen Text bei allen neuen Gästen ab - 1:1. Hab ich mir das so merken können? Nein - es stand auch vorne in der Speisenkarte abgedruckt.
Wir essen die „specials of the day“: Gabi den Lachsburger, ich frittierte Hähnchenrollen, beides mit Fries, beides lecker. Danach fahren wir zurück zum Zimmer. Die Uhren zeigen jeweils mehr als 20.000 Schritte, wir sind ziemlich kaputt. Vater schreibt, dass die deutschen Basketballer ihm einen aufregenden Abend verschafft haben. Ja, scheint ein Krimi gewesen zu sein, wenn man dem World Wide Web glauben darf.
Bis morgen - da ist der nördliches Teil dieses wirklich spektakulären Nationalparks an der Reihe. Das Wetter ist wohl nicht mehr so günstig - aber schauen wir mal …
Tagesetappe: 421 Kilometer
Übernachtung: Neddies Harbour Inn, 7 Beach Road, Norris Point, NL A0K 3V0
Seetag

Gabi auf der Marine Atlantic Ferry "The Highlanders", Sydney, NS
Wir wachen zur gewohnten Zeit auf und lassen es wie immer ruhig angehen. Ab heute gibt es mit Ausnahme des Abreisetages kein Frühstück mehr auf dieser Reise - jedenfalls nicht mehr inklusive im Hotel. Statt dessen drehen wir noch eine kurze Runde in der Morgensonne über den Boardwalk bis zum Hafen. Einen kurzen Stopp legen wir beim Denkmal für die in Seenot geratenen Marinesoldaten der Weltkriege ein. Im Hafen liegt heute ein amerikanisches Kreuzfahrtschiff. Das zeigt der „Big Fiddle“ mal kurz, welches Verständnis sie von „Big“ hat. Da sieht die Geige ganz verloren aus. Ich möchte nicht wissen, was hier gleich los ist, wenn die paar tausend Gäste gefrühstückt haben und über die Stadt herfallen. Anschließend finden wir in der Charlotte Street auch sehenswerte Wandmalereien und vor dem Hotel entdecke ich noch einen hübschen Schmetterling..
Dann packen wir alles ins Auto und fahren zum nächsten Superstore. Die Basic Lebensmittel (Wasser, Nachos, Trauben etc.) müssen erneuert werden. Zusätzlich kaufen wir Bagels, Frischkäse, Truthahnbrust etc. für die kommenden ersten Mahlzeiten des Tages. Instantkaffee und Creamer haben wir noch, so dass es im Hotel schon einen Kaffee in die Yeti-Becher gab. Von den gut aussehenden Sandwiches nehmen wir auch 2 mit. Dann fahren wir die 30 Minuten zum Fährterminal fertig.
Einchecken geht wieder problemlos am Drive-Thru-Schalter. 2 Stunden vor Abfahrt (12:15 Uhr) Wir stellen unser Auto in eine der Warteschlangen und gehen mit den Yetis und den Sandwiches zu einer gemütlichen Parkbank. Frühstück! Kaum ist das auf, sehen wir schon die ersten Wagen Richtung Fähre rollen. Das geht schneller als erwartet. Die Fähre namens „The Highlanders“ ist riesig und es ist beeindruckend zu sehen, wie Truck nach Truck hoch oben auf das Deck rollt. Auf einem Foto ist das zu sehen. Wir folgen in den Bauch des Schiffes.
Bereits um 11:15 Uhr sitzen wir oben auf Deck 10, dem Sonnendeck, das seinem Namen alle Ehre macht. Wir cremen uns ein, die Sonne hat eine wahnsinnige Kraft, auch wenn unsere Thermometer nur gut 20 Grad anzeigen. Abfahrt ist dann überraschenderweise schon um 11:45 Uhr bei schönen Blicken auf die Steilküste und einen weiteren Leuchtturm. Wir genießen die Wärme und Aussicht; ich unterhalte mich länger mit einer Dame, die eine kleine, 12 Jahre alte D8500 mit einem 200-500 f5.6 bewaffnet hat. Ganz schöner Trümmer, dieses Objektiv.
Gabi meint, die 7 Stunden bis Neufundland seien ja im Grunde so etwas wie ein Langstreckenflug, nur mit Schiff. Ja, stimmt - und mit viel mehr Bewegungsfreiheit, ohne feste Sitzplätze und mit ganz viel frischer Luft. Also doch eher wie ein Seetag auf der AIDA? Ja, aber kürzer und ohne Buffett. Also doch etwas ganz einzigartiges. Schön!!
Dann gehen wir unter Deck, die Sorge, uns zu verbrennen, überwiegt. Außerdem müssen ja noch die Hausaufgaben von gestern bewältigt werden. Wir setzen uns in die Bar, bestellen ein Bier und einen Cocktail, sortieren und bearbeiten Fotos, schreiben Tagebuch von gestern und ich mache die Homepage von gestern fertig. Als das getan ist gönnen wir uns einen Basket „Wings & Fries“ mit einem weiteren Getränk.
Da wir ganz vorne im Schiff sitzen (mit bestem Blick) auf die Fahrtrichtung schaukelt es nun doch etwas, obwohl die See recht ruhig scheint. Das ist mir nicht geheuer und so ziehe ich die Sea-Bands an, die mich bisher immer vor Seekrankheit bewahrt haben. Ich verziehe mich nach Mittschiffs, setze mich in einen dieser opulenten Sessel und mache die Augen zu. Fast zwei Stunden später kommt Gabi dazu und ich wache auf. Klasse.
Da kommt auch schon eine Durchsage, dass wir in einer Stunde in Neufundland eintreffen. Das ging ja viel schneller als erwartet. So schreibe ich schon mal schnell diesen Text bis hierher.
Das Einlaufen in Port aux Basques im Abendlicht ist spektakulär. Den Leuchtturm habe ich in allen Lichtstimmungen fotografiert und für das Album hier mal eine Gegenlichtaufnahme ausgesucht. Davor jagen sich wilde Jetskifahrer und die bunten Häuser der Siedlungen glänzen in der Sonne. Gabi fragt, ob das alles echt ist oder wir im Miniatur-Wunderland gelandet sind? Oben auf dem Hügel voraus ist in grün bereits unser Hotel für die kommende Nacht zu sehen. Es ist 18:00 Uhr und wir sind sehr gut durchgekommen. Hier ist es allerdings schon 18:30 Uhr - unsere erste Zeitverschiebung um 30 Minuten; das hatten wir noch nie. Wir sind Deutschland in den nächsten Tagen also nur noch 4:30 Std. hinterher.
Bis hierher dauert die Autofahrt nur 5 Minuten. Schnell haben wir unser Zimmer bezogen, gehen noch kurz raus - hier ist aber heute nichts mehr zu holen. Dann lieber schnell ins hoteleigene Restaurant, bevor das schließt. Wir bestellen einen „Seafood Bake“, der von der Beschreibung spannend klingt. War es dann auch - und sehr lecker sowie glücklicherweise mal nicht frittiert. Man nehme ein schönes Stück Kabeljau, lege es in eine Auflaufform und begieße es mit einer gehörigen Portion Seafood-Chowder, also Meeresfrüchtesuppe. Dann mit Käse überbacken und ein fluffiges Brötchen dazu reichen. Das merken wir uns. Ist quasi eine Seafoodlasagne ohne Nudeln. Pures Glück, purer Geschmack. Lecker.
Da ich auf dem Schiff schon etwas Tagebuch geschrieben habe, geht es nun hier zu Ende - ich bin fertig und dann lassen wir den Abend ausklingen. Die nächsten beiden Tage werden wieder sehr spannend - es geht in den sagenumwobenen Gros Morne NP. Bis dahin sind es aber erst mal wieder 400 km. Daher: gut schlafen, nicht zu spät aufbrechen …
Tagesetappe: 62 Kilometer
Übernachtung: St. Christopher's Hotel, 146 Caribou Road, On Route 1, Port aux Basques, NL A0M 1C0