Tagebuch
Lobster Party

Gabi im Kouchibouguac NP, Loggiecroft, Fisherman's Refuge, NB
Ich muss mich kurz fassen, es ist schon spät. Was für ein Tag - was für ein Genuss!!
Frühstück um 08:00 Uhr - lecker wie gestern, Unterhaltung mit den lieben Leuten aus Niagara Falls, herzliche Verabschiedung vom Inhaber. Ein Blick auf das Ergebnis der deutschen Fußballnationalmannschaft gestern Abend (mit offensichtlich katastrophaler Nicht-Leistung 0:2 verloren in der WM-Quali gegen die Slowakai) - gruselig!!
Nach gut 90 Minuten entspannter Fahrt (hier sind so wenige Autos unterwegs und die Fahrerei ist ein Kinderspiel!) erreichen wir den Kouchibouguac NP. Im Visitor Center erfahren wir, dass man den südlichen vom nördlichen Teil unterscheidet - eine Wasserstraße, der Kouchibouguac River trennt beide Teile; wir starten im Süden und folgen den Empfehlungen aus dem Visitor Center.
Der Kouchibouguac National Park liegt an der Ostküste von New Brunswick, direkt am Golf von St. Lawrence. Schon bei der Anfahrt wirkt alles weit, still und grün. Der Name kommt aus der Sprache der Mi’kmaq und bedeutet „Fluss der langen Gezeiten“. Und genau das findet man hier: ein Küstenabschnitt, der geprägt ist von Lagunen, Marschland, endlosen Sanddünen und langen Stränden.
Typisch für den Park sind die weiten Küstenlandschaften mit ihren Salzwiesen und die geschützten Sandinseln, die sich wie ein Riegel vor die Küste legen. Das Wasser ist dadurch ruhiger und wärmer als anderswo am Atlantik, und im Sommer gilt der Park als einer der besten Badeplätze in New Brunswick. Zugleich ist er ein wichtiges Schutzgebiet: hier brüten die vom Aussterben bedrohten Zwergseeschwalben, und auch die großen Grauen Robben findet man oft an den Sandbänken.
Für Besucher gibt es ein Netz aus Radwegen und Wanderpfaden, dazu Kanutouren auf den ruhigen Flussarmen. Man ist schnell mittendrin in einer Mischung aus Küstenwildnis und Strandidylle. Wer den Atlantik eher rau und windig kennt, erlebt hier eine überraschend sanfte Seite – und hat oft das Gefühl, einen endlosen Strand fast für sich allein zu haben.
So absolvieren wir zunächst den Beaver Trail - ohne jedoch Biber zu sehen. Dafür hatten wir eben am Visitor Center einen nachbebauten Biberbau bewundern können. Dann fahren wir zu Kellys Beach, dem wohl bekanntesten Badestrand hier. Erstaunlich, dass auch hier kaum was los ist. Vom Parkplatz geht es über einen langen Boardwalk hinüber in die Dünen und an den Strand. Einige Möwen lassen sich bereitwillig fotografieren - die Farben knallen in Grün-, Rot- und Blautönen. Es ist 26 Grad warm wie die ganzen letzten Tage - traumhaft!
Es folgt ein kurzer Abstecher nach Ryan - hier können wir auf die andere Seite des Kouchibouguac River schauen, dort legen offensichtlich gerade Fischerboote an, die nach getaner Arbeit zurückkehren. Also fahren wir in den nördlichen Teil genau dorthin. Loggiecroft heißt dieser Ort; wir stellen das Auto ab und schauen den Fischern beim Löschen der Ladung zu. Obwohl die Boote eher klein anmuten, kommt da ganz schön was rüber. Große Mengen Lobster auf Eis in Kisten werden ausgeladen und per Gabelstapler in Kühl-LKWs umgepackt. Dafür werden große Mengen Kisten gefrorenen Fisches zurück auf die Boote gepackt. Auf Nachfrage erfahre ich, dass das der noch gefrorene Köderfisch für morgen früh ist. Allein diese Mengen lassen erahnen, wie viel Lobster hier gefangen wird - 964 Tonnen waren es in New Brunswick in 2024.
Gleich gegenüber ist eine einsame Hütte, das „Fisherman's Refuge“. Wir gehen rüber und ich spreche eine Dame an, die offensichtlich eine ziemliche Menge Hummer in einem großen Topf auf Gasflamme in einer Art Garage kocht. Tatsächlich passiert jetzt etwas, das ich nicht für möglich gehalten hätte: der Hummer gelangt direkt vom Boot in diesen Topf, von dort nach 13 Minuten Kochzeit in eine Wanne mit kaltem Wasser (damit sich das Fleisch von den Schalen löst - abschrecken wie bei Eiern) und von dort direkt in Gabis Kühltasche auf Eis. Unglaublich - sowohl die Farbe, als auch die Frische und der Preis: umgerechnet 18,50 € zahle ich für zwei dieser Prachtexemplare. „So frisch bekommt ihr nirgendwo den Hummer!“ Recht hat sie - ich kann es immer noch nicht glauben.
Wir nehmen nun noch den Osprey Trail in Angriff und schaffen auch gut 3 km in ziemlichem Tempo. Dann müssen wir aber leider abbrechen - die Moskitos fressen uns auf. Ich bin völlig zerstochen. Letzter Trip: der Claire-Fontaine Trail. Nochmal 3,3 km - Gabi düst in einem Affenzacken voran; das grenzt schon fast an Jogging. Können wir so den Moskitos entgehen, die sich auch hier auf uns stürzen? Fast - einige lassen jedenfalls ihr Leben, bluten aber auch mein Blut, dass sie sich vorher geklaut haben.
Nun fahren wir über die Nebenstrecke und Richiboucto zur Unterkunft. Französisch hat hier Vorrang; auch auf den Schildern am Straßenrand steht erst die französische, dann die englische Bezeichnung.
Zimmer beziehen und jetzt: Hummer genießen. Wir setzen uns raus auf die Terrasse und Gabi zerlegt die Tiere. Eine Anleitung dazu hatte ich ja glücklicherweise gestern schon bei Tipsy Trails in Alma fotografiert. Es ist eine ziemliche Schlacht - muss aber wohl so sein. Zu den edlen Meerestieren genießen wir Nachos & Salsa, Thousand Island-Dressing und Möhrchen. So lecker!!
Wir machen uns dann über die Fotos her, Gabis schreibt auch Tagebuch. Als wir dann später aufs Zimmer gehen treffen wir im Speiseraum auf 5 Kanadier/innen, die ebenfalls frischen Hummer verspeisen. Aber in welchen Mengen? Wir dachten, dass einer pro Person normal sei - die haben aber bestimmt schon jede/r 3-4 auf und in der großen Kühlbox sind noch mindestens 8-10. Im Gespräch erfahren wir mehr: jetzt ist Saison (10.08. - 10.10.) und das sei völlig normal. Im Fühjahr kaufen sie immer 50 Pfund (!) Zu 5,00 Can$ je Pfund (entsprich ca. 3,10 €/Pfund). Sie kochen diese (13 Minuten, nachdem das Wasser mit den Tieren drin sprudelt), nehmen sie auseinander und frieren sie ein. Die gehen damit verschwenderischer um als wir mit Grillwürstchen. Sagenhaft!
Jetzt ist das Tagebuch fertig - es gibt noch ein paar Chips und Wein. Eine irre Lobster-Party heute und wenn das „normal“ ist, dann werden wir das bestimmt nochmal wiederholen in den nächsten Tagen. Gute Nacht!
Tagesetappe: 244 Kilometer
Übernachtung: Auberge Bouctouche Inn & Suites, 50 Rue Industrielle, Bouctouche, NB E4S 3H9
Hiking in the woods

Jürgen im Tipsy Tails Restaurant, Alma, NB
Das Zimmer ist einfach, die Nacht war gut. Um 07:00 Uhr bin ich wach. Es gibt hier nicht nur wenige Steckdosen, um die diversen Elektrogeräte zu laden, die wenigen vorhandenen sind auch noch so labberig, dass die Stecker immer rausflutschen. Das ist ein bekanntes Problem, auch in den USA, nervt aber jedes mal aufs Neue. Gabis iPhone und Apple Watch hatte ich heute Nacht an der Powerbank - die anderen Geräte wechseln sich ab.
Um so verwunderlicher, dass wir heute beim Weg zum Frühstück in beiden Treppenhäusern jeweils 2 Steckdosen in 2,20 m Höhe auf einem Treppenabsatz entdecken. Was steckt man denn dort ein?
Bevor ich frühstücken kann muss ich aber noch eine Frage von gestern aufklären. Dass die Bay of Fundy mit dem "Rhythmus der Gezeiten mitschwingt" habe ich nicht verstanden - weder gestern im Interpretive Center noch beim Schreiben am Abend. Also recherchiere ich das nochmal im Internet und hier kommt die Auflösung:
Warum das Wasser hier so extrem steigt und fällt, hat mit der Form der Bay zu tun. Am einfachsten lässt sich das mit einer Schaukel vergleichen: stößt man sie immer genau im richtigen Moment an, schwingt sie höher und höher. Genauso ist es hier – der Rhythmus von Ebbe und Flut passt fast genau zur Länge der Bucht.
Jede neue Flutwelle verstärkt also die vorige, das Wasser schaukelt sich regelrecht auf. Weil sich die Bay zudem wie ein Trichter verengt, staut sich das Ganze noch zusätzlich. Heraus kommt ein Tidenhub, der mit über 20 Metern der größte der Welt ist - Weltrekord!
Jetzt zum Frühstück. Wir sitzen bei einem Paar aus Ontario, quatschen und lassen uns Bagel, Toast, Eier, Obst, Yoghurt, O-Saft, Kaffee & co. schmecken. Alles ohne Plastikteller oder -besteck; das ist vorbildlich.
Um 09:00 Uhr sind wir wieder bei den Hopefull Rocks, gehen die Aussichtspunkte in umgekehrter Reihenfolge noch einmal ab und schauen uns an, wie das hier bei „High Tide“ aussieht. Ok, so einen bis zwei Meter müssen wir uns noch dazu „denken“, wir sind etwas früh - bis zum Höchststand gegen 10:00 Uhr ist es noch etwas Zeit. Unglaublich, dass diese gigantischen Mengen Wasser seit gestern Mittag schon 2 x in die Bay hinein- und einmal in der Nacht hinausgeflossen sind. Wir treffen die 2 Mädels wieder, die uns gestern ständig im Weg standen mit ihren „ich mach mal ein 360-Grad-Video bei dem sich alle meine Freundinnen übergeben müssen weil ich mich so schnell um die eigene Achse drehe“. Als wir am Parkplatz aus dem Auto stiegen, hielten sie genau vor uns. Wir mussten alle heftig lachen und ich erfuhr, dass die beiden eine Kajaktour gestern Morgen bei Hochwasser gemacht hatten. Ein echtes Abenteuer mit 60-70 cm hohen Wellen. Es gibt in der Bay auch Raftingtouren mit dem einströmenden Hochwasser - irre, wie das abgeht, wenn die Flut kommt.
Ähnlich eindrucksvoll wie hier bekommen wir heute den Unterschied von Flut und Ebbe in Alma, am Tor zum Fundy NP hautnah zu spüren. Dorthin fahren wir jetzt mal und in 40 Minuten sind wir dort. Wir parken am Alma Harbour und machen Bilder von den dort verankerten Booten. Es ist Hochwasser, wie ihr wisst, denn gerade waren wir deswegen ja noch bei den Hopewell Rocks. Wenn wir heute Abend zurückkommen nach Alma, wird hier Ebbe sein.
Wir lösen nun am Eingang zum Fundy NP endlich unsere Anual Pässe für die Nationalparks Canadas, die nun bis Ende September nächsten Jahres gültig sind. Ist das wohl ein Wink mit dem Zaunpfahl?
Im Visitor Center lassen wir uns ausführlich beraten und wie erwartet, wird es nicht einfach, aus der Vielzahl der Möglichkeiten auszuwählen. Luxusproblem! Immerhin erschließt ein 120 km langes Wegenetz die Küste, Berge, Täler, Flüsse und Wasserfälle des Parks. Bis zu 300m hohe Hügel der Caledonia Highlands, die hier zur Bay of Fundy abfallen, prägen das Landschaftsbild des Parks. Die Hügel im Hinterland des NP sind von tiefen Tälern durchschnitten und zumeist mit Mischwald bewachsen. Die Fauna umfasst Elche, Biber und Schwarzbären sowie den seltenen Wanderfalken. Die junge Rangerin empfiehlt und 5 Trails im Fundy NP - da haben wir einiges zu tun.
Bezüglich der Option, auch noch vom Nordrand des Parks über Little Salmon River West zum Fundy Trail Parkway zu fahren, einer malerischen Küstenstraße mit vielen Aussichtspunkten, Wanderwegen und Stränden, ist sie zwiegespalten. Das lohnt sich evtl. schon, ist aber mit viel Autofahrt verbunden und verkürzt die Aufenthaltszeit im Fundy NP.
Also nehmen wir erst mal den Dickson Falls Trail in Angriff. Das ist ein schöner Weg, der von diversen sehr gepflegten Stufenanlagen unterstützt wird. Der Weg ist das Ziel - uns ist bewusst, dass aufgrund der Trockenheit kein Wasser fließt am Wasserfall. Macht nix, das war eine schöne Runde. Und das Bild vom „trockenen“ Wasserfall ist eigentlich unbrauchbar und überflüssig. Wenn ich nicht nicht mal sehen wollte, was in 2 Minuten Photoshop zu damit zu machen wäre. „Wasserfall“ generieren - und schon wäre das Bild brauchbar - erst recht, wenn man sich mehr Mühe geben würde. Schaut euch den Vergleich mal bei den Fotos an - das hat mit Fotografie aber nix zu tun und ich werde das deshalb nicht nochmal machen! No way!
Weiter geht es die Wolfe Road entlang bis zu einer Covered Bridge. Warum die hier regelmäßig Brücken einhausen ist uns nicht klar, finden wir aber noch heraus. Schön aussehen tut es allemal. Der Shiphaven Trail eröffnet Blicke auf das Wasser und es ist gut zu sehen, dass die Ebbe eingesetzt hat, weite Flächen fallen trocken. Es hat sich zugezogen und der Wind frischt frisch auf.
Kaum sind wir später wieder auf der #114 Richtung Norden durch den Park unterwegs zeigt sich wieder der blaue Himmel und die Sonne. Die Farben knallen, wir können nicht glauben, dass wir bisher so ein Wetterglück haben.
Nun halten wir kurz an einem Aussichtspunkt an - grandiose Fernsicht. Das nächste Ziel verpassen wir knapp und landen am Bennet Lake. Schön hier, aber unsere beiden Wanderungen sollten eigentlich etwas weiter südlich stattfinden- - also nochmal rein ins Auto uns zurück. Immerhin haben wir nun entschieden, den Fundy Trail Parkway sausen zu lassen. Das wären mindestens 2,5 Stunden zusätzliche Autofahrt gewesen zzgl. der Stopps und Wanderungen. Das ist uns dann doch zu viel Fahrerei, nur um Viewpoints auf die Bay bei Ebbe zu haben. Da nutzen wir lieber das perfekte Wetter für weitere Wanderungen und kosten den Fundy NP voll aus. Gute Entscheidung!
So folgt der kürzere Caribou Plain Boardwalk und der gut einstündige Caribou Trail, jeweils durch wunderbaren Wald und mit zwischenzeitlichem Blick auf Wasserflächen. Neben den satten Grüntönen und dem Lichtspiel zwischen den unzähligen Bäumen fällt und wieder dieser süße, volle und intensive Duft auf, den der Wald auch hier verströmt. Und das außergewöhnliche Moos erweckt den Eindruck, dass der ganze Wald mit einem flauschigen Teppich ausgelegt ist. Auch die kleinen Dinge am Wegesrand verdienen Aufmerksamkeit, z.B. seltsame Pilze an den Bäumen. Es ist so schön, hier zu wandern! Und wir sind überall fast komplett allein. Alle Stunde trifft man mal Leute, aber der Eindruck ist eigentlich: wir sind allein hier unterwegs.
Zwischenfazit: bisher übertrifft unsere Reise alle unsere Erwartungen. Es ist tatsächlich das totale „we’re off“ - „wir sind weg“. Hin und weg, müsste es eigentlich heißen. Arbeit und Alltag sind so weit weg. Natur und Erlebnisse hier sind voll präsent. Ruhe, Wärme, Erholung, Genuss, Bewegung, Runterkommen und Baden in unbeschwerter Entspannung begleiten uns jede Minute. Das ist bisher der perfekte Urlaub! Und heute hatten wir einen perfekten Tag „hiking in the woods“.
Super glücklich bin ich auch mit meiner neuen Z8 und den tollen Objektiven. Von Tag zu Tag lerne ich die Kameraausrüstung mehr zu schätzen. Schnell, präzise, individuell nutzbar und so scharf. Was der Autofokus leistet ist mit Worten nicht zu beschreiben. Heute mittag habe ich ein Eichhörnchen, dass nur einen winzigsten Teil des Bildes ausmachte (ich hatte wie meist das 24-70 drauf und das kleine Kerlchen war weit weg) anvisiert und zack: der Fokus sitzt auf diesem Miniauge. Total unglaublich. Und ich habe jetzt eine Briefmarke aus dem Foto herausvergrößert; das Eichhörnchen war auf dem Foto nicht mal zu erkennen. Dabei ist das Ergebnis sogar noch gut zu verwenden.
Es ist später Nachmittag geworden und wir fahren zurück nach Alma. Dort liegen die Boote nun alle auf dem Trockenen - schaut euch mal die Bilder an und vergleicht. Gleicher Platz wie heute Vormittag - aber völlig neue Perspektiven. Und das wiederholt sich 2 Mal täglich …
Und jetzt ist es auch Zeit für unsere erste Lobster-Roll im „Tipsy Tails Restaurant“, eine der absoluten Spezialitäten hier. Hummer im Baguette-Brötchen, dazu gönne ich mir Poutine (Pommes mit Bratensoße und Cheese-Curts, Käsebrocken - auch so eine Spezialität, die wir 2023 schon getestet und für gut befunden haben.). Gabi nimmt Salat, der auch gut ist. Light-Beer vom Fass - passt schon. Lecker!!!!!
Nun machen wir noch einen Abstecher über eine sehr gewundene Strecke zum Cape Enrage mit dem ältesten Leuchtturm von New Brunswick (gebaut 1840, ersetzt 1870) und mit einem weiten Blick über die Bay of Fundy. Der Zugang ist gesperrt, aber Fotos sind möglich.
Zurück in der Unterkunft sitzen wir noch 90 Minuten draussen in der Sonne und schreiben Tagebuch. Dabei gönnen wir uns ein Glas Wein oder zwei - die Mücken, die uns hier stechen sollen ja auch ihren Spaß haben.
Als wir wieder auf dem Zimmer an den Fotos arbeiten kommt der freundliche Herr von der Rezeption über den Flur gehuscht. Er klopft an jede Tür: „Moose!!!“ Er hat draussen einen Elch entdeckt und wir stürmen in den Gartenbereich. Weg ist das Tier - zu viel Aufregung. Uns bringt dieser kleine, spontane Ausflug aber an die Bar, wo wir ein super nettes Paar aus Niagara Falls kennen lernen. Wir trinken zwei Whisky zusammen und plaudern über Gott und die Welt. Das gefällt uns. Großes Interesse haben die beiden an unseren Fotos und ich könnte mir vorstellen, dass uns jetzt zwei weitere liebe Menschen auf der Website folgen.
So, jetzt ist das Tagebuch fertig und die Fotos sind es auch. Alles noch montieren auf die Website und dann hochladen, so dass ihr morgen früh etwas zu lesen und schauen habt. Gute Nacht - morgen nehmen wir uns den nächsten Nationalpark in New Brunswick vor.
Tagesetappe: 149 Kilometer
Übernachtung: The Shepody Bay Inn, 4941 NB-114, Shepody, NB E4H 4K2
The Bay of Fundy

Gabi im Hopewell Rocks PP, Bay of Fundy, NB
Das Frühstück im August House gibt es erst ab 08:30 Uhr, so dass wir es ruhig angehen lassen können. Wie alles hier im Haus ist auch die erste Mahlzeit des Tages liebevoll angerichtet, mit viel Gefühl für die kleinen Details. Tolles Brot, Aufstriche, Wurst und Käse, homemade Granola, Rührei, Heidelbeeren, O-Saft, Kaffee etc. - und alles ohne Plastik. Wir lassen es uns schmecken und kommen mit einem älteren kanadischen Paar ins Gespräch, die in Halifax zu Hause sind.
Wieder unterwegs fahren wir zunächst über Nebenstraßen eine gute Stunde zum Fundy Tidal Interpretive Center im South Mainland Village Park. Hier wird alles erklärt, was man zur Bay of Fundy wissen muss und eine Aussichtsplattform gibt es auch - aktuell ist Flut.
Nun stehen wir also an der Bay of Fundy, die weltberühmt ist für ihren einzigartigen Tidenhub. Um zu verstehen, was hier geschieht, lohnt ein kurzer Blick auf das große Ganze: Ebbe und Flut entstehen durch die Anziehungskraft von Mond und Sonne auf die Erde. Zweimal täglich „zieht“ der Mond das Wasser an – die Ozeane wölben sich, und an den Küsten steigen und fallen die Wasserstände. Der Unterschied kann gewaltig sein, doch in den meisten Regionen der Welt beträgt er nur wenige Meter.
Ganz anders hier in der Bay of Fundy. Diese riesige Bucht zwischen Nova Scotia und New Brunswick ist so geformt, dass sie das einströmende Wasser wie in einem Trichter verstärkt. Hinzu kommt, dass die Eigenfrequenz der Bucht mit dem Rhythmus der Gezeiten „mitschwingt“ – ein perfektes Resonanzsystem. Dadurch türmt sich das Wasser höher und höher. So wird es im Interpretive Center beschrieben - verstanden habe ich das mit der „Resonanz“ nicht wirklich.
Die Zahlen allein sind aber beeindruckend: Alle sechs Stunden fließen hier bis zu 160 Milliarden Tonnen Wasser hinein und wieder hinaus – mehr als in allen Flüssen der Welt zusammen. Der Unterschied zwischen Ebbe und Flut kann an manchen Stellen über 20 Meter betragen, weltweit einmalig. Wer bei Ebbe an den Ufern steht, blickt auf weite Flächen braunen Schlicks, in denen die Boote auf dem Trockenen liegen. Nur Stunden später schwimmen dieselben Boote wieder viele Meter höher, fest vertäut am Kai.
Hier wird sehr anschaulich, wie stark Ebbe und Flut sein können. Innerhalb von 24 Stunden und 52 Minuten gibt es 2 x Ebbe und 2 x Flut - alle gut 6 Stunden fließt die vorgenannte Menge Wasser also jeweils rein und raus. Irre, oder? Erst liegt der Meeresboden trocken, dann steigen die Wassermassen innerhalb von 6 Stunden wieder viele Meter an. Häfen, Boote und Strände verändern ihr Gesicht im schnellen Rhythmus – und genau das macht die Bay of Fundy so besonders. All das werden wir heute und morgen beobachten können. Schaut mal auf die Bilder.
Nächster Stop nach einer weiteren Stunde gemütlicher Fahrt über die Autobahn gen Norden nach New Brunswick: Sackville mit dem Waterfowl Park, in dem sich über 50 Vogelarten tummeln. 3 km Wanderweg, teilweise als Boardwalk durch sumpfiges Gelände gibt es hier und wir drehen eine große Runde. Die Vögel halten sich bedeckt - kein Wunder bei der Hitze und um diese Tageszeit - die Sonne steht senkrecht. Es duftet aber sehr intensiv nach all den Kräutern und Pflanzen und es tut gut, die Füße zu vertreten. Immerhin bequemen sich einige Enten zu uns rüber. Die ersten Blätter werden bunt.
Für den Höhepunkt des Tages führt es uns abschließend zu einem der bekanntesten Orte an der Bay of Fundy – dem Hopewell Rocks Provincial Park in New Brunswick. Schon auf dem Parkplatz merken wir, dass es nicht zu voll ist. Keine Massen, kein Gedränge, nur ein paar andere Besucher – genau richtig, um die Felsformationen in Ruhe zu entdecken. Genau richtig ist auch der Zeitpunkt: 15:20 Uhr - und jetzt ist „low tide“.
Zuerst bleiben wir oben an der Treppe stehen und machen unsere ersten Fotos von den berühmten „Flowerpots“. Der Weg führt uns dann über eine Stufenanlage hinunter zum Ufer, wo bei Ebbe der „Meeresboden“ begehbar wird. Wir wandern knapp zwei Stunden durch die bizarr geformten Felsen, die wie riesige Blumentöpfe aus dem Boden ragen. Über Jahrtausende hat das Wasser diese „Flowerpots“ aus dem Fels geschliffen. Bei Flut stehen sie im Wasser, doch jetzt, bei Ebbe, spazieren wir direkt zwischen ihnen hindurch. Es ist ein eigenartiges Gefühl, dort zu laufen, wo sich wenige Stunden später wieder Millionen Tonnen Wasser auftürmen werden.
Die Zeit vergeht schnell, und wir spüren beim Gehen den lehmigen Boden unter den Schuhen. Ganz leise ist es hier – nur Möwen und das Knirschen der Schritte begleiten uns - wenn man von den zum Teil nervigen, weil immer im Weg stehenden anderen Leute absieht. Dennoch ein sehr besonderer Ort, an dem wir die Gewalt der Gezeiten nicht nur sehen, sondern unmittelbar erleben.
Später geht es wieder hinauf – der Blick vom Big Cove Lookout und auch von der Terrasse beim Restaurant ist noch einmal ganz anders und zeigt die Weite der Bay besonders eindrucksvoll.
Nur 9 Minuten sind es von hier bis zur Unterkunft für die nächsten zwei Tage. Die sind ruckzuck geschafft. Das Shepody Inn liegt recht solitär an der Landstraße und sieht recht schnucklig aus. Von innen ist es eher einfach, aber sauber und ok.
Beim Check-in wurde uns für das Abendessen die 10 Minuten entfernte Broadleaf Ranch empfohlen - also hin. Große Ranch mit riesigem Speiseraum. Nur 2 Leute drin und als die weg sind, sind wir allein mit der Kellnerin. Egal - ich bestelle BBQ Rips mit bunten Gemüsestreifen und Onion-Rings und Gabi creamy Shrimps- & Scallops-Pasta. Sehr reichhaltig, sehr lecker! Das Bier vom Fass ist eher dünn, Gabis Cider hat Geschmack.
Zurück auf dem Zimmer. Da muss jetzt der kanadische Whisky zeigen, was er kann. Und wir schreibenTagebuch und kümmern uns um die Fotos. Dann ist Feierabend - morgen geht es nochmal zu den Hopewell Rocks, denn um 10:00 Uhr ist wieder Hochwasser. Dann werden wir Vergleichsfotos machen. Und der Hauptteil des Tages sollte dem Fundy NP und evtl. dem Fundy Trail Parkway gehören. Ich bin gespannt!
Tagesetappe: 336 Kilometer
Übernachtung: The Shepody Bay Inn, 4941 NB-114, Shepody, NB E4H 4K2
Zurück auf die Schulbank

Jürgen in der Schoolhouse Brewery, Windsor, NS
Super Nacht; wir wachen erst gegen 07:30 Uhr auf. Ok, nachts wurde ich auch mal kurz wach, 02:30 Uhr - Gabi tapert durchs Zimmer. Sie sei mal eben unten am Bootsanleger und auch an der Lichtung gewesen. Es sei noch dunkler geworden, die Sterne seien noch viel besser zu sehen. Aber eben nicht das helle Zentrum der Milchstraße. Na dann: weiterschlafen.
Wir lassen es wieder ruhig angehen. Gabi duscht - ein spitzer Schrei! Gut, wer duscht schon gerne mit dem Spider-Monster? Sie hat erst beim rausklettern aus der Badewanne gesehen, dass am Duschvorhang eine richtig, richtig fette Spinne sitzt. Die muss weg, bevor ich ins kühle Nass gehe. Sie ist jetzt weg.
Wir machen Frühstück und quatschen etwas mit den deutschen Nachbarn, die heute Nacht auch versucht haben, Sternenfotos zu machen. Deren Reise nähert sich dem Ende und sie haben ziemlich Pech gehabt, weil die meiste Zeit alle Trails wegen der Wildfire geschlossen waren - fast überall. Es ist der trockenste Sommer seit 50 Jahren hier im Osten. Jetzt werden die Beschränkungen aber nach und nach gelockert. Heftig - gut für uns!
Diesmal kommt kein Kolibri vorbei, als wir uns die Bagels schmecken lassen; auf die Eichhörnchen ist aber Verlass. Als alles zusammengepackt und im Auto ist gehen wir nochmal runter zum spiegelglatten Harry Lake. Da sitzt ein kleiner Frosch am Bootsanleger und der lässt sich bereitwillig ablichten. Braves Tierchen; dafür, dass ich das 70-200 nicht dabei hatte, ließ er mich ganz schön nah ran. Sehr freundlich!
Nun fahren wir knapp 45 Minuten bis Annapolis Royal. Das ist einfach; sind wir einmal auf der befestigten Straße geht es immer nur geradeaus. Fertig - schon sind wir an der Fort Anne NHS, unserem ersten Ziel für heute. Es handelt sich hier um ein Fort aus der Zeit der Kriege zwischen England und Frankreich im 17. und 18. Jahrhundert. 1629 errichteten die Franzosen hier die erste Befestigung. Nach der Eroberung der Festung 1710 durch die Briten erhielt das Fort seinen Namen. Von den frühen Strukturen existieren noch die sternförmig angelegten, begrünten Erdwälle, einige Kanonen, ein Pulvermagazin und die Offiziersgebäude. Wir schauen uns das Museum an (toll sind hier z.B. die bunten Wandbehänge), spazieren auf den Wällen herum und geraten auch in die Gewölbe. Einiges war hier unterirdisch angelegt; ganz schön viele Ebenen. Oben auf den Wällen haben wir einen weiten Blick über die breite Mündung des Annapolis Rivers. Und wie schon so oft finden wir auch hier die typischen 2 roten Stühle.
Direkt auf der anderen Straßenseite finden wir die zuhause schon identifizierte „German Bakery & Sachsen Cafe“ von Heidi und Dieter. Da müssen wir natürlich hinein. Viele leckere Backwaren sind schön präsentiert. Wir entscheiden uns für ein „Sour Cherry“-Teilchen und 2 Latte und lassen uns das draußen in der Sonne schmecken. Was schlecht ist für die Natur genießen wir in vollen Zügen. Allerbestes Urlaubswetter; heute waren es 26 Grad, die sich lt. Radiobericht anfühlen sollten wir 28 Grad - und das war mindestens so! Gabis neuer Sonnenhut tut gute Dienste und auch ich trage immer eine Kappe. Besser ist das!
Nun steht ein Bummel durch das kleine Annapolis Royal an, das 150 historische Häuser, einen kleinen Leuchtturm und auch einen Boardwalk aufzuweisen hat.
Es wird Zeit, etwas Kilometer zu machen und so fahren wir über den Hwy. #101 eine gute Stunde gen Norden durch das sehr schöne Annapolis Valley bis Wolfville. Autofahren ist kinderleicht und super entspannt hier. Überhaupt kein nennenswerter Verkehr, Parkplätze, wo man sie braucht - easy!
Wolfville wartet mit einer belebten Flaniermeile auf; bunte Geschäfte wohin das Auge schaut. Sogar eine Wedding Chapel gibt es hier, einfach so zwischen den Geschäften. Im Waterfront Park finden wir einen Wolfville-Schriftzug und eine Statue - man, hatte der Kerl Koteletten! Und hier blickt man schon auf einen Bereich, der zur Bay of Fundy gehört. Das Besondere dieser riesigen Bucht: hier gibt es den höchsten Tidenhub weltweit mit zum Teil bis zu 22 Metern. Ist Ebbe, blickt man auf braunen Schlick - wie wir heute in Wolfville. Davon aber morgen mehr! Schön sind auch die vielen bunten Wandmalereien. Summer-feeling überall.
Wir begeben uns auf den sog. Evangeline Trail durch die Weinberge; 10 Minuten außerhalb von Wolfville finden wir die „Domaine de Grand Pre“, die älteste Winzerei Nova Scotias mit Probiertheke. Wir schauen uns zunächst etwas um, dann bekommt Gabi ein „Premium Tasting“ für 15 Canadische Dollar (ca. 9,30 €). Dabei kann sie sich nach Beratung 3 Getränke aussuchen. Sie entscheidet sich für den preisgekrönten Blanc du Blanc (Winzersekt nach Champagner-Methode hergestellt), einen weißen Ortega und einen roten Castel. Als Zugabe präsentiert ihr die Bedienung noch einen „Pomme D’Or Ice Cider“ - eine Art Eiswein aus Applecider - das volle Apfelaroma. Sehr schmackhaft, das alles!
Die letzten 15 Minuten bis Windsor sind schnell gefahren und nun sind wir hier im „The August House“, einem wirklich schnuckeligen Gästehaus, das mit einem kleinen, aber liebevoll eingerichteten Zimmer für uns und diversen recht edlen Gemeinschaftsräumen für alle aufwartet. Wir haben nun etwas Tagebuch geschrieben und werden als nächstes mal schauen, was Windsor so zu bieten hat. Frösche werden wir hier nicht finden; leckere Getränke aber mit ziemlicher Sicherheit schon.
Genau so! Wir landen in der Schoolhouse Brewery unten am Avon River. Das Licht ist toll und so macht Schule Spaß! Die Zapfhähne sind Bleistifte, die Deko ist auch klasse. Und das Bier ist super. Ich nehme eine Flight aus 4 Probiergläsern, Gabi ein Cider. Dazu gibt es Nachos für mich und Fish-Tacos für Gabi. Zum Nachtisch noch ein Hazy IPA und ein Peach Seltzer. Zum Tagesabschluss finden wir direkt am Fluß noch 2 der roten Stühle, setzen uns in die Abendsonne und lassen den Selbstauslöser seinen Job tun.
Jetzt ist es 21:00 Uhr und das Bett ruft. Ich lade noch schnell die Website hoch und dann machen wir die Augen zu. Morgen fahren wir nach New Brunswick, wo 2 Nationalparks und als erstes mal die sagenhafte Bay of Fundy warten. Ich werde berichten!
Tagesetappe: 185 Kilometer
Übernachtung: The August House, 494 King St., Windsor, NS B0N 2T0
Lazy day

Gabi am Kejikujik See, Kejikujik NP, NS
Tja, das war viel Stoff gestern. Heute wird es überschaubarer. Wir haben super und auch lange geschlafen. Die Zeitumstellung scheint schon gut verdaut zu sein. Erst kurz vor 08:00 Uhr begebe ich mich mal in die Senkrechte. Ich ziehe mich an und schaue mal runter zum See. Da liegt ein klein wenig Nebeldunst auf dem See, Luft und Wetter sind fantastisch. Wir riechen glücklicherweise nichts vom Wildfire, dass nördlich von uns Immer noch brennt. Mal sehen, wie das morgen wird, wenn wir nördlich fahren. Als ich da so am See sitze, prasseln hinter mir immer mehr kleine Tannenzapfen aus luftiger Höhe nach unten. Es knackt, knistert und knallt, dass mir ganz anders wird. Nicht, dass da oben im Baum ein Bär sitzt, der sich sein Frühstück pflückt? So sehr ich auch schaue, ich entdecke nichts.
Zurück im Zimmer schnappe ich mir mein MacBook. Da ist einiges aufzuarbeiten. Lange schreibe ich an dem Tagebucheintrag von gestern. Auch die Fotos wollen verarbeitet, gesichtet und für die Website ausgesucht werden. So vergeht einiges an Zeit, aber wir haben ja keine großen Dinge vor und nach gestern ist so ein fauler Tag perfekt, um mal richtig „anzukommen“ hier.
Später decken wir draussen den Frühstückstisch. Gabi hat Bagels mit Frischkäse bestrichen und Truthahnbrust mit Salsa sowie etwas Coleslaw aufgelegt. Dazu gibt es Kaffee und knackige rote Weintrauben. Wir sitzen da in der friedlichsten Idylle, die man sich denken kann. 2 Eichhörnchen spielen Fangen - sonst passiert nix. Schön.
Es ist schon „High Noon“, als wir unsere Badesachen anziehen, ein Shirt dazu, Tewa-Sandalen und Schwimmweste, die sich im Schrak auf dem Zimmer befindet. Fertig zur Ausfahrt. Wir holen uns 2 Steckpaddel im Geräteschuppen und suchen uns am Bootsanleger ein rotes Kanu aus. Los geht es zu unserer allerersten Kanu-Fahrt. Kajak hatten wir ja schon hin und wieder, zuletzt im Frühjahr bei dieser anstrengenden Tour durch die sturmgepeitschte karibische See.
Ich bin aber sehr angenehm überrascht: wenn man erst mal sitzt geht das richtig gut, obwohl der Schwerpunkt ja deutlich höher sitzt. Gabi hat ihr iPhone in einer wasserdichten Hülle dabei, ich die GoPro. So kommt die auch mal wieder zum Einsatz. Wir fahren gute 60 Minuten bei bestem Wetter über den See und tauchen auch in einen langen Seitenarm ein. Das klappt alles prima. Keinen Mucks hört man hier und wir sind komplett allein hier. So schön! Naja, etwas habe ich schon gehört: Gabi summte plötzlich hinter mir die Winnetou-Melodie; erst war ich geschockt - gepasst hat es aber schon irgendwie …
Anschließend ziehen wir uns um und fahren noch einmal zum Parkplatz bei Merrymakedge. Im Glauben, auf P1 zu stehen gehen wir Richtung P4. Im Glauben, dass der noch weit vor uns liegt, gehen wir weiter und weiter, immer am See entlang, dann aber in den Wald hinein. Und dann ist der Weg plötzlich weg und wir stapfen durchs Unterholz - völlig verfranzt. Google-Maps hilft nur grob denn hier ist kein Netz. Immerhin sehe ich unseren Standort und ein paar Wege, so dass wir uns grob orientieren können. Wir sind ziemlich weit in die eigentlich gesperrte Zone geraten. So kommen wir aber immerhin zu einer über 60-minütigen Wanderung. Das Beste: wir sind fast komplett allein hier; andere Leute haben wir kaum gesehen. Auf dem Rückweg zur Unterkunft halten wir noch einmal kurz am Visitor Center an. Dort meint man, dass evtl. heute Abend am Sky Circle eine gute Sicht auf die Milchstraße sein könnte.
Wieder am Zimmer erkunden wir noch einen langen Boardwalk am Mersey River entlang. Dort finden wir noch eine Stelle, von der aus man die Milchstraße evtl. auch gut sehen könnte heute Abend. Da ist guter Rat teuer: nochmal fahren oder hier unser Glück versuchen? Es ist 17:30 Uhr noch ist nichts entschieden. Aber das Tagebuch ist bis hierher schon mal geschrieben. Onlinestellen kann ich die ganzen Dinge ohnehin erst morgen. Hier ist das WiFi zu schwach. Jetzt kümmere ich mich noch um ein paar Fotos und dann machen wir gleich erst mal Abendessen.
Dazu werfe ich nochmal den Grill an und platziere vorgegarte Hähnchenkeulen, damit sie sich erwärmen. Die zweite Hälfte Coleslaw wandert in die Salatschüssel, die zweite rote Paprika folgt ihr ebenso, wie das Crab-Meat. Zur Unterscheidung vom gestrigen Salat addieren wir noch rote Trauben, die dem Ganzen noch mehr Süße geben. Nachos mit dem Rest der Salsa, die auch zu den Hühnerbeinen gut schmeckt und ein Glas Pinot Grigio - fertig ist eine schmackhafte Abendmahlzeit, die auch von den anwesenden Eichhörnchen aus der Ferne mit Argusaugen beobachtet wird. Ich glaube, eines hat sogar den Daumen gehoben.
Wir richten noch ein paar Dinge und starten um 21:00 Uhr zur nächsten kleinen Runde Sternenfotografie. Ihr habt es erraten: Wein und Auto passen nicht - wir bleiben hier. In finsterer Nacht streben wir über den langen Boardwalk dem nördlichen Punkt des Geländes zu. Hier wäre tatsächlich ein sehr guter Platz, aber wer schaut uns zu und strahlt mit jeder 100.000-Watt Glühbirne um die Wette? Vater Mond, die alte Socke verdirbt uns hier den Spaß. Taghell erleuchtet er See und Umgebung und lässt die Sterne blass aussehen.
Also zurück zum gestrigen Tatort, wo sich aber kein neues Bild ergibt. Also gehen wir noch kurz bis zur Sauna und machen dort noch ein paar Bilder. Das geht nun zügig von der Hand, wenn man den Bogen einmal raus hat. Es ist nicht das, was wir wollten - dazu sind auch zu viele Wolken am Himmel. Aber Spaß an den Aufnahmen habe ich dennoch. Sehr sogar!
Nun ist Feierabend. Nebenan schnarcht jemand mit sich selbst um die Wette. Das hören wir aber gleich nicht mehr, denn wir sind auch müde genug. Morgen geht es gemütlich weiter. Es stehen einige Sehenswürdigkeiten auf dem Programm - und vielleicht eine Winzerei. Wenn uns das Wildfire mal keinen Strich durch die Rechnung macht. Heute war jedenfalls ein super gemütlicher und wieder mal entspannter Urlaubstag - als wären wir schon ewig hier.
Tagesetappe: 36 Kilometer
Übernachtung: Mersey River Chalets, Maitland Bridge, On Route 8, Caledonia, NS B0T 1B0
Another long day

Jürgen in Peggy's Cove, NS
Der Anreisetag war sehr lang, bis wir endlich im Bett lagen. Und der Sonntag war dann überraschend ein weiterer, sehr langer Tag. Gut geschlafen - aber: die Nacht war kurz. Das war zu erwarten, denn das sind erste Nächte immer nach der Zeitumstellung. Um 05:15 Uhr sind wir beide wach, die innere Uhr sagt schließlich: 10:15 Uhr.
Also raus aus den Federn, Sachen zusammenpacken, um 06:00 Uhr ist Frühstück und wir sind pünktlich. Das Frühstück hier im Hampton Inn kann sich sehen lassen: neben Kaffee und viel frischem Saft gönnen wir uns Bagels, Frischkäse, die auch als Hashbrowns bezeichneten Kartoffelrösti, Rührei mit Green Onions und Käse, kleine Würstchen, Tomate & co. Waffeln, Pfannkuchen und Müsli passen nicht mehr rein.
Um 06:30 Uhr habe ich das Auto aus dem Parkhaus geholt, wir beladen den Escape und rollen durch das morgendliche immer noch tiefenentspannte, ruhige Halifax. Die Stadt werden wir an unseren letzten beiden Tagen diesen Urlaubs näher kennenlernen. Darauf darf ich mich freuen, denn sie gefällt mir schon jetzt sehr gut, obwohl ich sie bisher nur im Dunkeln gesehen habe.
Wir nehmen die sogenannte Lighthouse-Route zu unserem ersten Ziel: Peggy’s Cove, dem meistbesuchten und -fotografierten Leuchtturm Canadas. Da haben wir wahre Horrorgeschichten gelesen und gehört, was die regelmäßig ab 09:00 Uhr einfallenden Menschenmassen angeht. Da kannst du kein Bild mehr vom Leuchtturm machen, ohne hunderte Persönlichkeitsrechte zu verletzen. Deswegen sind wir froh, dass uns ein früher Aufbruch gelungen ist. Aber der beschert uns auf der Fahrt bereits ein zauberhaftes Morgenlicht. Wir fahren durch Wald und immer an Buchten, Seen und viel Wasser vorbei; wir sind tatsächlich angekommen in Canada.
Einmal muss ich anhalten und die Lichtstimmung festhalten. Das scheint gelungen.
So sind wir um 07:40 Uhr an Peggy’s Cove und außer uns sind ganze 4 Leute hier. Das hatte ich nicht zu hoffen gewagt. Super! Auch wenn es hier wolkenvergangen ist und die Sonne noch nicht durchkommt macht es Spaß, hier über die Felsen zu klettern und den adretten Leuchtturm von allen Seiten abzulichten. Die Kletterei muss vorsichtig angegangen werden; überall finden sich Hinweisschilder, dass Leute von plötzlicher Brandung fortgerissen wurden und hier ihr Leben ließen. Wir bewegen uns aber nicht im unmittelbaren Brandungsbereich. Gabi fotografiert natürlich auch Tiny Little Bear mit Leuchtturm, der kleine Bär ist natürlich wieder mit dabei.
Zum Einsatz kommt hier u.a. auch mein neues 14-24-Weitwinkelzoom. Das fehlte mir immer in meiner Sammlung und jetzt habe ich es mir gegönnt. Damit zu fotografieren ist sehr anspruchsvoll. Es ist einfach sehr viel drauf auf dem Bild und da gilt es, geschickt zu komponieren. Ich übe noch, aber das wird schon.
Als langsam mehr Leute am Leuchtturm rumstiefeln gegen wir noch eine kleine Runde durch den „Ort“ und treffen dabei einen freundlichen Herrn, der ein maritimes Motiv auf die Leinwand bannt. Wir unterhalten uns ein wenig und machen uns dann auf die Weiterfahrt. Bis Mahone Bay ist es eine knappe Stunde und auch hier drehen wir eine Runde entlang der Hauptstraße mit vielen bunten Geschäften und Villen. Es handelt sich hier um einen 1754 gegründeten, pittoresken Ort mit farbenfrohen Holzhäusern und 6 Kirchtürmen, Läden, Gallerien und Cafes. Drei Kirchen stehen gleich nebeneinander, aus einer klingt Orgelmusik. Wir gehen hinein - der Organist spielt sich warm; um 11:00 Uhr ist hier Gottesdienst - da hat er noch eine Stunde Zeit.
Auch das anschließend folgende Lunenburg wartet mit bunten Häusern auf. Lunenburg wurde 1753 von deutschen und schweizer Siedlern gegründet. Das älteste Gebäude ist von 1760; Lunenburg ist UNESCO Weltkulturerbe. Viele der Holzhäuser der Altstadt stammen noch aus dem 18. und 19. Jahrhundert und befinden sich in einem gepflegten baulichen Zustand. Bei bestem Wetter macht es tierisch Spaß, hier zu bummeln. Durch den frühen Start sind wir den Bussen immer 1-2 Stunden voraus. Als die ersten hier eintreffen, machen wir uns wieder auf den Weg. Der bekannte Schoner „Bluenose 2“, der auch auf der Canadischen 10-Cent-Münze abgebildet ist, sehen wir nicht - das Segelschiff scheint unterwegs zu sein.
Wir fahren noch kurz hinüber zur anderen Seite der Bucht, wo sich am Golfplatz ein guter Fotospot befindet. Das rote „Maritime Museum of the Atlantic“ präsentiert sich von hier aus jenseits der Bucht besonders schön.
Nun müssen wir einkaufen und dafür haben wir uns das auf dem Weg liegende Bridgewater ausgesucht, das Versorgungszentrum der Region. Ziel ist der „Real Atlantic Superstore“, ein - wie der Name schon sagt - ziemlich großer Supermarkt. Da wir uns heute Abend, morgen und übermorgen früh selbst verpflegen müssen, füllt sich der Einkaufswagen beträchtlich. Wir erkunden dir Regale und Angebote und entscheiden uns zwischendurch auch immer mal wieder um, wenn wir etwas finden, das noch besser passt. Macht Spaß! Gewöhnungsbedürftig sind die hohen Dollarpreise - das relativiert sich glücklicherweise deutlich aufgrund des für uns sehr guten Wechselkurses. Einige Zeit später verstauen wir alles im Auto. Puh!
Zur Abrundung sollten wir noch zu einem Liquor-Store fahren, denn alkoholische Getränke (und Cannabis - keine Sorge, benötigen wir nicht) bekommt man in Canada wie in den USA nicht im Supermarkt, wo auch Kinder mitkommen. Schnell gefunden, ein netter Herr möchte uns beraten. Ich frage nach einer kleinen Flasche Jack Daniels für den Genuss am Abend, wenn es mal passt. Die Antwort überrascht uns: „Sorry, wie don’t sell american products any longer!“ So kommen wir aber an ein kleines Fläschchen canadischen „Gibsons Finest 12 yo“, der sich später auf der Terrasse als wahre Vanillebombe entpuppt.
Jetzt: final destination für heute, die Mersey River Chalets im Kejimkujik NP. Ja, die Orts- und Flussnamen kommen einem immer bekannt vor hier in Nova Scotia. Und am Mersey River gibt es auch hier - wie in Great Britain - einen Ort namens Liverpool. Verrückte Welt.
Kurz vor 15:00 Uhr sind wir angekommen, das Office ist bereits besetzt und wir dürfen einchecken. Wir bekommen Zimmer Nummer 12, eines von 4 Zimmern in einem langgestreckten Holzbau. Süßes Zimmer mit Geschirr, Kühlschrank und Grill auf der Terrasse. Wir sind hier mitten im Nirgendwo. Nur ein paar Hütten unmittelbar am Harry Lake. Kajaks und Kanus liegen am Ufer zur freien Benutzung. Nur aufpassen muss man, die Seenlandschaft ist riesig hier und verfahren will sich hier keiner.
Da wir leider das Visitors Center des Kejimkujik NP auf dem Hinweg verpasst haben, fahren wir die 10 Minuten nochmal zurück, als wir das Zimmer eingeräumt haben und die Lebensmittel im Kühlschrank sind. Da wir auf dieser Reise planmäßig 7 Nationalparks besuchen wollen, möchten wir einen Jahrespass kaufen. Das ist auch hier günstiger als Einzeleintritte. Den haben sie aktuell hier nicht vorrätig. Macht aber nix - können wir im nächsten NP nachholen, am Labor-Day-Weekend ist freier Eintritt hier.
Schon beim Check-in hatten wir vom Wildfire gehört, das ca. 1 Stunde entfernt im Wald wütet. Wir sind nicht direkt betroffen, der Wind steht so, dass für hier keine Gefahr besteht. Es sind aber alle Wanderwege aktuell gesperrt. Macht nix -es gibt genug anderes zu tun und morgen wollen wir auch mal etwas ausruhen. Der kurze Trail zum Mills Fall ist offen, da vertreten wir uns doch mal kurz die Beine.
Der Kejimkujik NP ist ein „Dark Sky Preserve“, d.h. eines der Gebiete mit äußerst geringer Lichtverschmutzung und bestem Blick auf den Sternenhimmel. Im Visitors Center wurden uns zwei entlegene Orte genannt, die gut zur Sternenfotografie geeignet seien. Der „Sky Circle“ an Jakes Landing und der See bei Merrymakedge, Parkplatz Nr. 4. Beides fahren wir noch an. Ich hatte noch gefragt, ob wir dort nachts mit Bären rechnen müssten. „Ja, aber nur Schwarzbären und wenn die hören, wie ihr euch unterhaltet, verschwinden sie.“ Da wir beide als ausgesprochene Plappermäuler bekannt sind besteht also kein Grund zur Sorge. Mit der App „Photopills“ kann ich den Sternenhimmel für die Nacht simulieren; die Milchstraße müsste von beiden Plätzen aus zu sehen sein. Gut! Wir beschließen, zur dunklen Stunde nochmal nach Merrymakedge zu fahren; das ist einfacher als die Gurkerei über den Campingplatz bei Jakes Landing.
Wir erkunden noch die Umgebung unseres Zimmers, finden eine äußerst attraktiv gelegene Sauna und genießen den Blick über den Harry Lake. Jetzt haben wir aber Hunger und ich schmeiße den Grill an. BBQ-Ribs drauf und warten. Gabi zaubert aus einer halben Tüte Coleslaw, einer roten Paprika, einem halben Paket Crab-Meat (!) und einem Thousand Island Dressing einen fantastischen Salat. Dazu gibt es Nachos mit Salsa und ein Glas Wein. Lecker!! Wein? Wir wollen doch noch Auto fahren? Wollen wir nun doch nicht. Wir haben die Umgebung unseres Zimmers erkundet und den Bootsanleger für die Kajaks gefunden. Von dort müsste die Milchstraße auch gut zu sehen sein.
So machen wir uns um 20:30 Uhr mit Stativ und 14-24er die Socken. Es sind nur ein paar Schritte von der Terrasse zum Bootsanleger. Erstaunlich, wie lange es braucht, bis es ganz dunkel ist, obwohl die Sonne schon lange weg ist. Nach und nach erscheinen aber die Sterne, die sich anfangs noch im See spiegeln und ich mache viele Fotos mit verschiedenen Einstellungen. Erst mal gilt es, den richtigen Schärfepunkt zu finden. Dann ISO auf 3.200, 20 Sekunden bei Offenblende 2.8. nach und nach reduziere ich auf 15 Sekunden und sogar ISO 1.000. Wahnsinn, wie die Sterne rauskommen und aufgrund der gewählten Verschlusszeit sind sie knackscharf - keine Bewegungsunschärfe aufgrund der Erdrotation sichtbar. Später stelle ich fest, dass der hellste Teil der Milchstraße (auf den ich es eigentlich abgesehen habe) genau über uns stehen müsste. So schieße ich noch einige Aufnahmen direkt nach oben. Nett, aber noch nicht das gewünschte Ergebnis. Das war eine tolle und lehrreiche Erfahrung. Jetzt ist es aber fast 22:00 Uhr und Gabi kann nicht mehr aus den Augen gucken.
So geht ein sehr langer, aber total schöner erster Urlaubstag zu Ende. Superwetter, viel erlebt und wir schlafen hier nur mit den Geräuschen
Gabi am Kejikujik See, Kejikujik NP, NS
Tagesetappe: 36 Kilometer
Übernachtung: Mersey River Chalets, Maitland Bridge, On Route 8, Caledonia, NS B0T 1B0
Halifax ist cool

Gabi an der Waterfront, Halifax, NS
Die Nacht war ok, wir haben Zeit. Gegen 08:30 Uhr sitzen wir beim Frühstück. Lecker Milchkaffe, viel Saft, Rührei, ein kleines Brötchen, Joghurt. Sehr gut! Ich checke auch noch kurz online bei Alamo ein, unserem Mietwagenverleiher. Das sollte dann die Wartezeit heute Abend erleichtern, da die Daten unserer Führerscheine etc. nun schon hinterlegt sind.
Dann machen wir einen Streifzug durch die nähere Umgebung, Schritte sammeln. Direkt nebenan ist der Park, der dem Hotel den Namen gibt. Ein Schild informiert, dass es sich hier um einen „Naturbelassenen Park“ handelt. Übersetzt: niemand mäht den Rasen oder kümmert sich. Ist aber gut. Wir checken den Weg zur S-Bahn jenseits des Parks und bewegen uns 40 Minuten.
Zurück im Hotel schauen wir noch ein, wie ich finde, tolles You-Tube-Video über Grundlagen der Fotografie, wie meist auf Englisch. Derartige Videos auch zu Spezialthemen habe ich sehr viele geschaut in den letzten Wochen. Grund: ich habe wieder richtig Lust zu fotografieren. Im Juni habe ich mich nach reiflicher Überlegung von fast meiner gesamten Nikon-Ausrüstung getrennt. 2 alte DSLR-Bodys und 8 (!) Objektive in Zahlung gegeben - „all in“. Dafür dann eine neue Nikon-Systemkamera mit drei super Objektiven erworben. Und deren Praxistest steht nun in den nächsten 3 Wochen bevor. Ich freu mich! Fotografie wird sicher einer meiner absoluten Schwerpunkte werden, um abzuschalten im Urlaub.
Die anderen Schwerpunkte werden wie immer Land und Leute sowie viel gemeinsame Zeit mit Gabi sein. Das maritime „Atlantic Canada“ ist uns noch völlig fremd. Waren wir 2023 im äußersten Westen (sehr empfehlenswert - da möchte ich gerne nochmal hin!) erkunden wir nun den äußersten Osten. Auch dazu haben wir zuletzt viele YouTube-Videos geschaut, um unser Programm vorzubereiten. Aber auch ein „echter“ Reiseführer wurde zu Rate gezogen, um den Ablauf auf vielen Seiten zu skizzieren. Schaut mal unter „Route“ - da sind einige Infos dazu. Alles basiert wieder auf einem Reisevorschlag von Canusa.
Check out im Hotel ist spätestens um 12:00 Uhr; der Weg zum S-Bahnhof durch den Park dauert 5 Minuten, die Fahrt mit der S-Bahn nur 2. Schwupps - sind wir wieder am Airport. Schnell sind die Koffer aufgegeben, längerer Fußmarsch durch einen offensichtlich niegelnagelneuen Flughafenteil, Sicherheitskontrolle (man muss jetzt keine elektronischen Geräte mehr auspacken - super schnell) und schon sitze ich hier.
Naja, saß ich hier, muss es wohl besser heißen. Da kommt eine Dame und scheucht die ganze Truppe auf: der Wartebereich ist zu räumen, lange, sehr lange Schlange bilden und dann alle wieder rein, aber einzeln: Dokumentencheck. So kriegen wir die Zeit auch rum.
Nun heißt es warten; Boarding ist um 15:00 Uhr, Abflug 15:40 Uhr, Ankunft Halifax 18:00 Uhr (+5 Std.). Ja: die Flugzeit beträgt hin nur 7:20 Std., zurück sogar nur 6,5 Std. Ist halt der äußerste Osten - ganz nah an Europa. Ich melde mich von dort wieder.
Der Flug startet um 50 Minuten verspätet, aber der Pilot hat viel Zeit unterwegs wieder gut gemacht. Erstaunlich viel wir Beinfreiheit in der Discovery Airlines (operated by Lufthansa) haben wir. Sehr schön!! Aber mit dem Entertainment-Programm ist es nicht so einfach. Ich werde zu alt für diese komischen Filme. Ich schaue „Das Beste kommt zum Schluss“ mit Jack Nicholson und Morgan Freeman - allein wegen der klasse Schauspieler sehenswert, wenn auch melodramatisch. Und „Anytime“ - eine atemberaubende Reportage um junge Mountainbikefahrer/innen. Ich weiß nicht, ob mich die halsbrecherischen, unfassbaren Abfahrten mehr geflasht haben oder die Aufnahmen der Videografen. Sehr sehenswert! Zwischendurch essen, trinken, schlafen wir.
Nach 7 Stunden sind wir in Halifax und dank meiner per App vorausgefüllten Einreiseformalitäten flutschen wir durch die Kontrolle wie ein Zäpfchen. Am Band heißt es dann aber wieder: warten auf die Koffer - dafür geht es bei Alamo wieder schnell. Dennoch ist es 20:00 Uhr, als wir mit unserem sehr schönen Ford Escape über die Autobahn Richtung Halifax rollen. Nach 30 Minuten sind wir im Hotel. Alles prima - die Stadt kommt gar nicht so als Großstadt daher, wir fühlen uns gleich sauwohl. Auch hier ist alles sehr ruhig und entspannt - sehr cool!
Also starten wir auch noch einmal kurz bergab zur Waterfront. Lifemusik, ein Canada-Willkommenszeichen und viele mega entspannte junge Leute. Da sich direkt neben unserem Hotel auch einige Breweries befinden, kehren wir am Ende dort ein. Axtwerfen auf mehreren Ebenen wird hier geboten - ich genieße ein Garrison Irish Red und ein Good Robot Creature Hazy IPA, Gabi ein „Lake City Crisp Cider Apple“, frisch vom Fass. Urlaub!!
Jetzt ist es 22:40 Uhr; die Sachen für morgen sind vorbereitet, so einiges muss aus den Koffern ins Auto transferiert werden. Zu Hause ist es bereits 03:40 Uhr morgens. Ich schreibe das jetzt noch fertig und lade das Tagebuch hoch. Dann mache ich die Augen zu, denn morgen sind wir bestimmt früh wach. Das ist gut so - wir wollen vor den ganzen Bussen an Peggy’s Cove sein!
Tagesetappe: 5.409 Kilometer geflogen, 33 Kilometer gefahren
Übernachtung: Hampton Inn & Suites by Hilton Halifax Downtown, 1960 Brunswick Street, Halifax, NS