Tagebuch
Zurück auf die Schulbank
03.09.25 01:50 Abgelegt in: Nova Scotia

Jürgen in der Schoolhouse Brewery, Windsor, NS
Super Nacht; wir wachen erst gegen 07:30 Uhr auf. Ok, nachts wurde ich auch mal kurz wach, 02:30 Uhr - Gabi tapert durchs Zimmer. Sie sei mal eben unten am Bootsanleger und auch an der Lichtung gewesen. Es sei noch dunkler geworden, die Sterne seien noch viel besser zu sehen. Aber eben nicht das helle Zentrum der Milchstraße. Na dann: weiterschlafen.
Wir lassen es wieder ruhig angehen. Gabi duscht - ein spitzer Schrei! Gut, wer duscht schon gerne mit dem Spider-Monster? Sie hat erst beim rausklettern aus der Badewanne gesehen, dass am Duschvorhang eine richtig, richtig fette Spinne sitzt. Die muss weg, bevor ich ins kühle Nass gehe. Sie ist jetzt weg.
Wir machen Frühstück und quatschen etwas mit den deutschen Nachbarn, die heute Nacht auch versucht haben, Sternenfotos zu machen. Deren Reise nähert sich dem Ende und sie haben ziemlich Pech gehabt, weil die meiste Zeit alle Trails wegen der Wildfire geschlossen waren - fast überall. Es ist der trockenste Sommer seit 50 Jahren hier im Osten. Jetzt werden die Beschränkungen aber nach und nach gelockert. Heftig - gut für uns!
Diesmal kommt kein Kolibri vorbei, als wir uns die Bagels schmecken lassen; auf die Eichhörnchen ist aber Verlass. Als alles zusammengepackt und im Auto ist gehen wir nochmal runter zum spiegelglatten Harry Lake. Da sitzt ein kleiner Frosch am Bootsanleger und der lässt sich bereitwillig ablichten. Braves Tierchen; dafür, dass ich das 70-200 nicht dabei hatte, ließ er mich ganz schön nah ran. Sehr freundlich!
Nun fahren wir knapp 45 Minuten bis Annapolis Royal. Das ist einfach; sind wir einmal auf der befestigten Straße geht es immer nur geradeaus. Fertig - schon sind wir an der Fort Anne NHS, unserem ersten Ziel für heute. Es handelt sich hier um ein Fort aus der Zeit der Kriege zwischen England und Frankreich im 17. und 18. Jahrhundert. 1629 errichteten die Franzosen hier die erste Befestigung. Nach der Eroberung der Festung 1710 durch die Briten erhielt das Fort seinen Namen. Von den frühen Strukturen existieren noch die sternförmig angelegten, begrünten Erdwälle, einige Kanonen, ein Pulvermagazin und die Offiziersgebäude. Wir schauen uns das Museum an (toll sind hier z.B. die bunten Wandbehänge), spazieren auf den Wällen herum und geraten auch in die Gewölbe. Einiges war hier unterirdisch angelegt; ganz schön viele Ebenen. Oben auf den Wällen haben wir einen weiten Blick über die breite Mündung des Annapolis Rivers. Und wie schon so oft finden wir auch hier die typischen 2 roten Stühle.
Direkt auf der anderen Straßenseite finden wir die zuhause schon identifizierte „German Bakery & Sachsen Cafe“ von Heidi und Dieter. Da müssen wir natürlich hinein. Viele leckere Backwaren sind schön präsentiert. Wir entscheiden uns für ein „Sour Cherry“-Teilchen und 2 Latte und lassen uns das draußen in der Sonne schmecken. Was schlecht ist für die Natur genießen wir in vollen Zügen. Allerbestes Urlaubswetter; heute waren es 26 Grad, die sich lt. Radiobericht anfühlen sollten wir 28 Grad - und das war mindestens so! Gabis neuer Sonnenhut tut gute Dienste und auch ich trage immer eine Kappe. Besser ist das!
Nun steht ein Bummel durch das kleine Annapolis Royal an, das 150 historische Häuser, einen kleinen Leuchtturm und auch einen Boardwalk aufzuweisen hat.
Es wird Zeit, etwas Kilometer zu machen und so fahren wir über den Hwy. #101 eine gute Stunde gen Norden durch das sehr schöne Annapolis Valley bis Wolfville. Autofahren ist kinderleicht und super entspannt hier. Überhaupt kein nennenswerter Verkehr, Parkplätze, wo man sie braucht - easy!
Wolfville wartet mit einer belebten Flaniermeile auf; bunte Geschäfte wohin das Auge schaut. Sogar eine Wedding Chapel gibt es hier, einfach so zwischen den Geschäften. Im Waterfront Park finden wir einen Wolfville-Schriftzug und eine Statue - man, hatte der Kerl Koteletten! Und hier blickt man schon auf einen Bereich, der zur Bay of Fundy gehört. Das Besondere dieser riesigen Bucht: hier gibt es den höchsten Tidenhub weltweit mit zum Teil bis zu 22 Metern. Ist Ebbe, blickt man auf braunen Schlick - wie wir heute in Wolfville. Davon aber morgen mehr! Schön sind auch die vielen bunten Wandmalereien. Summer-feeling überall.
Wir begeben uns auf den sog. Evangeline Trail durch die Weinberge; 10 Minuten außerhalb von Wolfville finden wir die „Domaine de Grand Pre“, die älteste Winzerei Nova Scotias mit Probiertheke. Wir schauen uns zunächst etwas um, dann bekommt Gabi ein „Premium Tasting“ für 15 Canadische Dollar (ca. 9,30 €). Dabei kann sie sich nach Beratung 3 Getränke aussuchen. Sie entscheidet sich für den preisgekrönten Blanc du Blanc (Winzersekt nach Champagner-Methode hergestellt), einen weißen Ortega und einen roten Castel. Als Zugabe präsentiert ihr die Bedienung noch einen „Pomme D’Or Ice Cider“ - eine Art Eiswein aus Applecider - das volle Apfelaroma. Sehr schmackhaft, das alles!
Die letzten 15 Minuten bis Windsor sind schnell gefahren und nun sind wir hier im „The August House“, einem wirklich schnuckeligen Gästehaus, das mit einem kleinen, aber liebevoll eingerichteten Zimmer für uns und diversen recht edlen Gemeinschaftsräumen für alle aufwartet. Wir haben nun etwas Tagebuch geschrieben und werden als nächstes mal schauen, was Windsor so zu bieten hat. Frösche werden wir hier nicht finden; leckere Getränke aber mit ziemlicher Sicherheit schon.
Genau so! Wir landen in der Schoolhouse Brewery unten am Avon River. Das Licht ist toll und so macht Schule Spaß! Die Zapfhähne sind Bleistifte, die Deko ist auch klasse. Und das Bier ist super. Ich nehme eine Flight aus 4 Probiergläsern, Gabi ein Cider. Dazu gibt es Nachos für mich und Fish-Tacos für Gabi. Zum Nachtisch noch ein Hazy IPA und ein Peach Seltzer. Zum Tagesabschluss finden wir direkt am Fluß noch 2 der roten Stühle, setzen uns in die Abendsonne und lassen den Selbstauslöser seinen Job tun.
Jetzt ist es 21:00 Uhr und das Bett ruft. Ich lade noch schnell die Website hoch und dann machen wir die Augen zu. Morgen fahren wir nach New Brunswick, wo 2 Nationalparks und als erstes mal die sagenhafte Bay of Fundy warten. Ich werde berichten!
Tagesetappe: 185 Kilometer
Übernachtung: The August House, 494 King St., Windsor, NS B0N 2T0
Colourful PEI
07.09.25 01:34 Abgelegt in: New Brunswick | Prince Edward Island

Gabi am Visitor Center, Victoria, PEI
Eines vorweg: „PEI“ ist die Abkürzung von Prince Edward Island - und das wiederum ist unsere Spielwiese für heute und morgen. Farbenfroh präsentierte sich diese Insel uns heute bei bestem Wetter - wir haben abends immer noch 28 Grad Wärme; unglaublich. Aber: morgen soll es wohl auch (warmen) Regen geben. Mal sehen.
Das Frühstück in Bouctouche ist ok, erwartungsgemäß. Rührei, Bacon, Toast, Cornflakes, Obst und Youghurt begleiten Kaffee und O-Saft. Guter Standard.
Unsere Sachen sind schnell im Auto - los geht es. Nur 30 Minuten trennen uns von Shediac, der „Lobster Capital of the world“ mit einer gigantischen Lobster-Statue („Giant Lobster“) an der Westeinfahrt des Städtchens in der Nähe des bunten Visitor Centers. Da knüpfen wir doch gleich mit ein paar Bildern an die Lobster-Party von gestern an. Lebensgroße Hummer zum Verzehr gäbe es direkt hinter der Brücke im Shediac Lobster Shop. Den schauen wir uns an, kaufen aber nichts. Am bunten Visitor Center lernt Tiny Little Bear von einem alten Fischer ein wenig Seemannsgarn.
Weiter geht die gemütliche Fahrt zur und über die Confidential Bridge, eine 13 km lange Brücke, die das Festland von PEI trennt. Maut muss man erst auf der Rückfahrt zahlen - es sei denn, man verlässt wie wir die Insel per Fähre - dann kann man sich die Maut sparen. Das ist schon besonders, über eine so lange Brücke zu fahren. Ähnliches kennen wir bislang nur aus Florida von den Keys. Aber auch das geht hier ganz entspannt, da wie immer wenig Verkehr ist. Und praktisch ist hier in Canada auch, dass sie das metrische System verwenden wie wir. Alle Angaben in km oder km/h - keine besondere Aufmerksamkeit erforderlich wir in den USA mit Meilen (und Fahrenheit etc.).
Hinter der Brücke erwarten wir ein Visitor Center und finden es prompt. Dort bekommen wir wertvolle Hinweise für eine Ergänzung des heutigen Programms. Ich äußere meinen Wunsch, ein paar farbenfrohe Bilder machen zu wollen und werde bestens mit Tipps bedient. Leider ist oft Gegenlicht, so dass der Himmel keine Struktur hat auf den Bildern.
Wir fahren einige abgelegene Punkte auf Empfehlung an; dabei geht es manchmal über staubige Off-Road-Strecken. Zunächst fahren wir Chelton Beach PP an, von wo aus die Confidential Bridge zum Teil zu sehen ist. Es folgt das Sea Cow Lighthouse, das an der Steilküste steht, die hier mit rotem Sand aufwartet. Und mit einem unglaublichen Wind, der uns mächtig um die Ohren pfeift. Die Gischt spritzt, feinste Sandkörnchen picken auf unserer Haut.
Am Wegesrand immer wieder: sehr schöne Häuser „in the middle of nowhere“. Nächster Stopp: Spinnakers Landing in Summerside. Bunte Läden um eine kleine Lagune an der Waterfront. Sehr hübsch!
Zurück Richtung Charlottetown fahren wir „Victoria By Te Sea“ an - das hatten wir gar nicht auf dem Schirm. Aber die kleine Häusersiedlung hat einiges zu bieten. Ein hübsches Lighthouse, ein türkisfarbenes Visitor Center, einige schmucke Galerien und Andenkenläden und eine Wharf mit der Lobster Barn. So einen kleinen Snack können wir uns zwischendurch gönnen. So erstehen wir eine Loster Roll, die besser ist als die letzte Tage, aber natürlich nicht mit unserem selbstgeknackten Hummer von gestern mithalten kann.
Die Fahrt durch landschaftlich schöne Strecken ist toll. Eine sanfte Hügellandschaft begleitet uns - und natürlich immer wieder der Blick aufs Wasser.
Am Rocky Point haben wir einen ersten Blick auf Charlottetown. Die beiden Türme der großen Basilika sind gut sichtbar. Wir schlendern am Strand entlang, es ist Ebbe. Eine große Truppe junger Leute sitzt im beachtlichen Stuhlkreis, die keinen Kids spielen im Ebbematsch - tolle Kindheit.
Dann sind wir an der Unterkunft in Downtown Charlottetown angekommen. „Boutique-Hotel“ nennt sich das Harbour House. Von außen kommt es viktorianisch daher, von innen gediegen englisch. Es liegt aber sehr zentral und so sind wir schnell im Ortskern und an der Waterfront. Dort bekommt Gabi ein Heidelbeer-Eis aus der „Cow-Ice-Manufaktur“. Davon schwärmen alle bei YouTube. Es ist vor allem eines: groß - aber schmackhaft, wenn auch nicht zu vergleichen mit italienischem Eis.
Auch hier an der Waterfront gibt es eine große 2025 - ein gefragtes Fotomotiv. Wir kehren in den Olde Irish Pub ein. Dort gibt es Austern zur Happy Hour. Da Austern aber nicht so ganz nach unserem Geschmack sind, entscheidet sich Gabi für Fish-Cakes (die sich als äußerst schmackhafte Fischfrikadellen entpuppen) mit Salat; ich nehme den Island-Burger mit Fries. Dazu Bier vom Fass (Red Irisch und Pilsener) und Cider für Gabi. Wir sitzen an der fischen Luft und können Leute gucken. Ich muss zwischendurch immer wieder meine Mückenstiche von gestern behandeln, die jucken wie Hölle.
Satt kehren wir in unsere Unterkunft zurück. Hier warten die täglichen ToDo’s: Kamera reinigen, Akku laden, Fotos sichten, taggen (die Z8 verbindet sich mit dem iPhone und zieht von dort die GPS-Daten - sehr nützlich!!) und z.T. bearbeiten, Tagebuch schreiben, Website gestalten, Backup der Daten machen etc. Das ist jetzt bald erledigt und dann ist Feierabend. Das war ein farbenfroher Tag, der uns bedien sehr gut gefallen hat. Schlaft gut - bis morgen!!
Tagesetappe: 265 Kilometer
Übernachtung: The Harbour House, 9 Grafton St, Charlottetown, PE C1A 1K3
Farbenfrohes St. John's
15.09.25 01:03 Abgelegt in: Newfoundland

Gabi in Quidi Vidi, St. John's, NL
Gabi bereitet aufgetoastete Bagels mit Frischkäse und Truthahnbrust zum Frühstück vor und ich packe zusammen. Nach einem kurzen Plausch mit dem netten niederländischen Paar von gestern Nacht brechen wir auf. Da wir keine Eile haben ist es kurz vor 09:00 Uhr und wir schauen noch, was Charlottetown zu bieten hat. Antwort: nichts! Wir fahren runter bis zum Meer, was quasi Ortsmitte ist - nichts.
Also rauf auf den TCH-#1 und Kilometer machen. Wir beschließen, evtl. den Abstecher auszulassen und direkt nach St. John’s zu fahren. Nach einem Tankstopp kommen wir gegen 12:00 Uhr in dem kleinen Ortsteil „Quidi Vidi“ an, wo wir aber bestimmt 15 Minuten einen Parkplatz suchen. Das Nest ist super klein und auf dem großen Parkplatz im Ort findet ein Fest statt - gesperrt.
Quidi Vidi ist ein kleiner, fast versteckt liegender Ortsteil direkt am Wasser. Bunte Holzhäuser schmiegen sich hier an die Felsen rund um den engen Hafen, in dem Fischerboote schaukeln. Alles wirkt wie ein eigenes kleines Dorf in der Stadt, und tatsächlich hat Quidi Vidi mit seinen Brauereien und Handwerksläden einen ganz besonderen Charme. Bier von hier habe ich in den letzten Wochen mehrfach genießen dürfen. Und der süße Hund war ein Portraitfoto wert.
Nach dem Einchecken im Hotel machen wir uns auf den Weg hinauf zum Signal Hill. Schon die Straße dorthin ist ein Erlebnis: vorbei an den typischen bunten Häuserreihen, die St. John’s so unverwechselbar machen. Oben angekommen, eröffnet sich ein großartiger Blick über die Stadt, den Hafen und hinaus auf den Atlantik.
Wir nehmen uns Zeit für die Queen’s Battery und den Cabot Tower. Die Queen’s Battery wurde im 18. Jahrhundert errichtet, um den strategisch wichtigen Hafen gegen feindliche Angriffe zu sichern. Hier standen einst Kanonen, die die Einfahrt kontrollierten - heute sind die Reste noch gut zu sehen. Der Cabot Tower stammt aus dem Jahr 1897 und wurde zum 400. Jubiläum der Entdeckung Neufundlands durch John Cabot gebaut. Berühmt ist er auch als Ort, an dem G. Marconi 1901 die erste drahtlose Transatlantik-Nachricht empfing – ein Stück Weltgeschichte mitten auf diesem Hügel. Von ganz oben auf dem Tower haben wir eine prima Aussicht.
Die Tour war gar nicht so ohne. Am späteren Nachmittag bummeln wir noch durch Downtown von St. John’s. Die Straßen mit den bunten Häusern sind hübsch anzusehen, doch viel los ist hier nicht – vielleicht liegt es an der Tageszeit. Dennoch spüren wir, dass St. John’s mehr ist als nur ein Fischerhafen. Als Hauptstadt von Neufundland und Labrador ist es das kulturelle und politische Zentrum der Provinz, mit rund 110.000 Einwohnern aber noch überschaubar und fast dörflich im Vergleich zu anderen kanadischen Städten.
In der Yellow Belly Brewery trinken wir ein Red Irish Ale und ein Cider, als die Nachricht eintrifft, das Iris die Wahl zur Bürgermeisterin von Kerken im 1. Wahlgang mit stolzen 70% gewuppt hat. Wir gratulieren ihr von Herzen und stoßen auf ihren Erfolg an. Zurück im Hotel erfahren wir von Vater zusätzlich, dass Deutschland in einem Superspiel Europameister im Basketball wurde. Toll!! Einzig die Borussia aus Mönchengladbach hat mal wieder nicht geliefert. 0:4 gegen Bremen - so geht das nicht weiter, da muss ne Notbremse her, sonst rauschen wir ruckzuck in die Abstiegsränge. Mir ist auch nicht klar, wer außer Hack und Reitz da aktuell mal ein (!) Tor schießen sollte - und das sollte man tun, wenn man gewinnen will.
Nicht ärgern - heute ist ein Tag zum Freuen. Hausgemachte Pizza Frutti di Mare und Pasta mit Meeresfrüchten schmecken uns sehr, sehr gut. Super, dass das Hotel ein italienisches Restaurant beherbergt. So müssen wir nicht mehr weg. Danach kümmern wir uns um die Bilder, das Tagebuch und die Website - Standard. Unser Zimmer ist super komfortabel und ich genieße jetzt gleich noch den großen Fernseher - egal, was da flimmert.
Morgen Abend sind wir auf der Nachtfähre zurück nach Nova Scotia. Da geht nix mit Homepage hochladen o.ä. Also melden wir uns nächste Tage wieder. In Nova Scotia steht Cape Breton Island mit dem legendären Cabot Trail im Fokus - für ganze 2 Tage.
Hoffen wir weiter auf gutes Wetter. Bisher hatten wir ja so ein sagenhaftes Glück. Gestern und heute waren es 11-15 Grad. Klingt nicht viel, aber wenn die Sonne da ist, wird es richtig heiß. Die hat Kraft! Heute Habe ich meist einlanges Shirt getragen, nur ganz oben auf dem Signal Hill pfiff es so, dass ich die Jacke bevorzugte. Unten in Downtown wäre zwischendurch auch ein T-Shirt gegangen. Nach wie vor: der perfekte Urlaub!
Wie sang die Zac Brown Band heute auf unserer Fahrt? „I got my toes in the water, ass in the sand. Not a worry in the world, a cold beer in my hand. Life is good today!“ Dem ist nichts hinzuzufügen!!
Tagesetappe: 255 Kilometer
Übernachtung: DoubleTree by Hilton St. John's Harbourview, 2 Hill O'chips, St. John's, NL A1C 6B1
Halifax hat was!
20.09.25 02:36 Abgelegt in: Nova Scotia

Jürgen an der Waterfront, Halifax, NS
Als ich aufwache, kommt Gabi schon von einem Fotospaziergang zurück. Sonnenaufgang am Meer, Sie hat ihn erwischt, das Licht ändert sich schnell. Wir frühstücken im Seawind County Inn - der Speiseraum ist einfach zu cool. Uns beeindruckt vor allem das große Bullauge; toll umgesetzt. Gabi nimmt den Youghurt-Früchte-Müslibecher, ich die „Captains’s Choice“ mit Rührei, Bacon, Toast und ein wenig Hashbrowns. Saft und Kaffee dazu - fertig!
Es folgen 4 Stunden Achterbahn auf dem Marine Drive. Auch heute nehmen wir wieder die etwas langsamere Strecke. Es geht rauf und runter, links und rechts rum. Zwischendurch nimmt uns wieder eine Fähre mit ans andere Ufer - Solofahrt für uns. Der Straßenzustand ist durchwachsen und unser Ford hält tapfer durch. Er hat so machen Hüpfer und viele Schlaglöcher ertragen müssen. Mir macht das großen Spaß, nach 4 Stunden ist es dann aber auch genug; die letzten 50 km vor Halifax werden die Straßen besser.
Das Zimmer im Cambridge Suites Hotel ist gigantisch. Wir packen das Auto komplett leer. Während ich hier schreibe packt Gabi alles, was wir haben und mitnehmen müssen geschickt in 2 Koffer. Es ist mir ein Rätsel, wie sie das immer macht. Apropos: auch dieses Mal hat sie mich wieder mit ihrer Organisation der großen und kleinen Dinge überrascht. Es war immer das Tool zur Hand, das gerade gebraucht wurde, Reisen auf die äußerst angenehme Art. Perfektes Zusammenspiel - ein fettes Dankschön an dieser Stelle!!
Nun brechen wir auf, Downtown Halifax mal bei Tageslicht zu erkunden. Am Convention Center gibt es ein buntes Farbenspiel auf LED-Screens. Aber auch in der Argyle Street und den Nebenstraßen geht es bunt zu. Irgendwie sind wir anfangs aber überfordert. So viele Menschen, Autos und Geräusche sind wir einfach nicht gewohnt nach der wohltuenden Ruhe der letzten drei Wochen - das werden wir auch zu Hause sehr vermissen.
Es ist aber weiterhin ein strahlend schöner Tag und wir erreichen die Waterfront – die Sonne scheint und überall herrscht geschäftiges Treiben. Zwischen Cafés und Bootsanlegern liegt das Maritime Museum of the Atlantic. Wir beschließen, uns das heute anzusehen und drinnen tauchen wir sofort ein in die maritime Geschichte der Stadt. Schiffsmodelle, historische Karten und nautische Geräte erzählen von Jahrhunderten voller Abenteuer, Handel und Gefahren auf See.
Besonders eindrucksvoll ist die Ausstellung zur Titanic. Halifax war nach dem Untergang 1912 der wichtigste Ort für die Bergung der Opfer. Schiffe liefen von hier aus, um Leichen und Wrackteile zu bergen. Im Museum sehen wir persönliche Gegenstände wie Schuhe, Schmuckstücke oder ein zerknittertes Ticket – kleine, stille Zeugen eines riesigen Dramas. Mehr als 150 Opfer fanden in Halifax ihre letzte Ruhestätte, auf drei verschiedenen Friedhöfen der Stadt. Die Titanic galt damals als das größte jemals von Menschen gebaute Transportmittel – ein technisches Wunderwerk ihrer Zeit. Doch in der Nacht vom 14. auf den 15. April 1912 kollidierte sie mit einem Eisberg und sank innerhalb von weniger als drei Stunden. Von den rund 2.200 Menschen an Bord überlebten nur etwa 700, während über 1.500 ihr Leben verloren. Das ist schon gruselig und beispielhaft möchte ich auf ein Detail eingehen: Eine Grafik, die Gabi mit dem iPhone fotografiert hat zeigt, wie die Überlebenden und Opfer auf die Klassen und Geschlechter verteilt waren. Frauen und Kinder der ersten und zweiten Klasse haben fast alle überlebt, Männer und diejenigen, die unter nicht so guten Bedingungen reisten, hatten das Nachsehen. Den Kinofilm mit Leonardo und Kate mögen wir sehr; hier aber „hautnah“ mit dem Unglück konfrontiert zu werden ist schon sehr speziell und wirklich eindrucksvoll.
Mindestens ebenso bewegend ist der Museumsteil zur Explosion von 1917. Am 6. Dezember stieß im Hafen von Halifax das französische Munitionsschiff Mont-Blanc mit einem norwegischen Frachter zusammen. Kurz darauf explodierte die Ladung – 2,9 Kilotonnen Sprengstoff, die stärkste von Menschenhand verursachte Explosion vor dem Atomzeitalter. Rund 2.000 Menschen verloren ihr Leben, über 9.000 wurden verletzt, ganze Stadtviertel wurden dem Erdboden gleichgemacht. Fotos, Zeitungsberichte und gerettete Objekte im Museum machen deutlich, wie verheerend dieser Tag war und wie sehr er Halifax geprägt hat. Auch das ist unbeschreiblich anschaulich dargestellt und packt uns.
Als wir wieder hinaus an die sonnige Waterfront treten, begleitet uns der Eindruck, wie eng das Schicksal dieser Stadt mit dem Meer verknüpft ist – Quelle von Reichtum, aber auch Ursprung unermesslicher Tragödien.
Nach dem eindrucksvollen Museumsbesuch tut es gut, wieder hinaus ins Leben zu treten. Auf der Waterfront herrscht heitere Stimmung: bunte Buden mit Eis und Souvenirs, Kinder, die lachend zwischen den Skulpturen herumtollen, und überall Menschen, die entspannt auf den Bänken und auf den Sonnenterrassen der Hafenrestaurants sitzen und die Sonne genießen. Auffällig sind auch die vielen Touristen, die heute von 4 Kreuzfahrtschiffen an Land strömten. Die ernsten Geschichten aus der Vergangenheit begleiten uns zwar noch, doch hier draußen überwiegt das leichte, fröhliche Gefühl eines Sommertages in Halifax.
So landen wir im Brown Hounds Pub der Alexander Keith’s Brewery, die hier beheimatet ist. Wir hocken uns an die Theke und ich teste das Pale Ale und das Red Ale, Gabi bleibt beim Cider. Auch eine Lobster-Roll mit Fries gönnen wir uns jeder noch einmal. Die Fries sind übrigens überall, wo wir waren in diesem Urlaub, hausgemacht. Frisch geschnitten, meist mit Schale, knusprig und sehr lecker. Der Zapfhahn mit dem Hirsch von Alexander Keith gefällt mir richtig gut. Es gäbe sogar Guiness vom Fass, das trinke ich aber gerne in Kürze wieder mit den lieben Leuten zu Hause bei Max in der Whiskybotschaft 2.0.
Zwischendurch war es auch mal etwas bewölkt, jetzt ist die Sonne wieder da und die hat so eine Kraft! Wir gehen nochmal die Waterfront entlang und die „betrunkenen Laternen“ strahlen jetzt in ganz anderem Licht. Wir gehen bis hinter die Kreuzfahrtterminals und finden die Garrison Brewery, deren Bier ich in den vergangenen Wochen mehrfach genossen habe. Ok, einer geht noch. Wir setzen und raus und schießen gegenseitig noch ein paar Portraits in der Abendsonne.
Morgen Abend geht der Flieger nach Hause - den Tag verbringen wir aber noch in dieser schönen Stadt, die uns wirklich außerordentlich gut gefällt. Halifax hat was - ohne Frage: und zwar etwas, das uns super gut gefällt!!
Tagesetappe: 282 Kilometer
Übernachtung: Cambridge Suites Hotel, 1583 Brunswick Street, Halifax, NS B3J 3P5