Tagebuch
Beautiful Glenora Distillery
09.09.25 03:13 Abgelegt in: Prince Edward Island | Nova Scotia

Jürgen an der Glenora Distillery, Cape Breton, NS
Das Frühstück ist gut und edel wie gestern. Gabi probiert mal „Oatmeal“ (warme Haferflocken etc. mit Banane und Rosinen) - dazu natürlich auch frisches Obst und Yoghurt. Hat ihr geschmeckt, wird aber nicht ihr Favorite. Ich bleibe da lieber beim Omelette, da weiß ich, was ich habe.
Eingepackt hatten wir schon und so starten wir gegen 09:15 Uhr. 30 Minuten Fahrt bringen uns zum ersten und damit ältesten Lighthouse auf PEI zum Point Prim. Die Zeit können wir uns noch nehmen, wir haben heute einen „Termin“ und zwar mit der Fähre, die uns zurück nach Nova Scotia bringt. Wir sind um 09:45 Uhr die ersten Gäste am Lighthouse, machen die ersten Bilder, um 10:00 Uhr öffnet der Souveniershop und das Lighthouse. Auch da sind wir die ersten und die freundliche Dame im Souveniershop verkauft mir nicht nur die Eintrittskarten, sondern zeigt uns auch die allererste Lampe, die dort oben verbaut war. Sie schmückt heute ihren Shop. Das Besondere ist der Schliff der verschiedenen Spiegel, die das Licht so reflektieren, dass es weit hinaus aufs Meer reicht. Der alte Spiegel wurde noch mit Walfischtran befeuert; später wurde die Technik durch die heute ausgestellte Lampe ersetzt. Das machte das Licht bis zu 17 Meilen weit sichtbar. Die gleiche Leistung bringen heute 3 kleine LEDs.
Wir erklimmen die steilen Leitern und wundern uns, wie es der Leuchtturmwärter hier früher ausgehalten hat. Je Etage eine Funktion: Arbeit, Schlafen, Kochen und Essen etc. Die Aussicht oben ist toll und wenn wir die beiden Sensoren an der Lampe verdecken, geht sie an. Dürfen wir machen - haben vorher gefragt.
Auf dem Rückweg über die unbefestigte Straße kommen wir wieder an dem Haus vorbei, dass im Vorgarten einen Baum hat, in dem Bojen aufgehängt sind. Nette Deko. Aber auch andere Häuser sind wiedermal sehr sehenswert. In aller Regel sind die Grundstücke hier nie eingezäunt - alles sehr luftig und einladend.
Pünktlich sind wir an der Fähre in Wood Island und der Check-in ist einfach. Da ist eine Bahnfahrt bei uns weitaus komplizierter. Das Boarding läuft ruckzuck und sehr organisiert. An allen wichtigen Positionen ein Einweiser - schon sind wir auf Deck und genießen die Zeit von 11:45 bis 13:00 Uhr bei bestem Wetter an der frischen Luft. Überflüssig zu erwähnen, dass die Fähre auf die Minute pünktlich und mit einem lauten Hupen abfährt. Gabi schreibt Tagebuch, ich mache ein paar Bilder, dann sind wir auch schon in Caribou, NS.
Heute müssen wir Strecke machen. Dabei hat uns die Fährfahrt gut 2 Stunden zusätzliche Autofahrt erspart. Die wären fällig gewesen, wenn wir wieder über die Confidential-Bridge zurück ans Festland gefahren wären. Aber auch so sind es gut 4 Stunden bis Sydney, wo wir heute Abend sein sollten.
Wir beschließen, einen kleinen Umweg zu fahren und die Fahrtzeit durch einen Besuch der Glenora Distillery zu unterbrechen. Die ersten 2 Stunden sind gut zu fahren, viel Highway, Tempomat rein und laufen lassen. Um 15:15 Uhr sind wir bei Glenora und sofort sind wir begeistert: sie kommt daher wie eine typische schottische Distillery, Sie erinnert mich etwas an Edradour mit den roten Fenstern etc.
Die Glenora Distillery ist die erste Single Malt Distillery Kanadas und wird in wenigen Tagen 25 Jahre alt. Für nur 7,00 Dollar/Person (rd. 5 Euro) buchen wir die Tour für 16:00 Uhr. Die ist dann auch schön und informativ; mit 10 Personen ist die Gruppe auch überschaubar. Der Guide ist begeistert von seinem Arbeitsplatz, aber nicht gut zu verstehen. Da hilft es sehr, dass wir die Grundzüge der Whiskyherstellung sehr gut kennen. Besonderheiten gibt es hier nicht, sie verwenden das klassische Verfahren, verkaufen hier aber nur Whisky, der mindestens 10 Jahre im Fass war (das ist ihre Standardabfüllung). In Liquor Shops soll es wohl auch 6-jährigen geben, davon hält unser Guide aber nichts.
Er stellt die aktuelle Range vor, den 10-jährigen aus dem Bourbon-Fass dürfen wir probieren. Nunja, das war leider eher enttäuschend. Eher flach und nichtssagend - sorry. Optisch kommt der gut rüber in einer wertigen Box zum Preis von 85,00 CA$ (rd. 50,00 Euro). Interessanter klingt da schon der 12-jährige, der ein Finish in Eisweinfässern bekommen hat. Der kostet aber schon 125,00 CA$ - und hier hat die Marketingabteilung total geschlafen! Die Box ist das billigste, was ich je gesehen habe, da war der Mekongwhiskey in Thailand liebevoller verpackt. Der 18-jährige ist peated, also rauchig - die Gerste kommt aus Schottland. Meine Frage, woher genau, versteht er nicht - „Schottland“ ist doch präzise …
Dann folgt der dreifache Goldmedaillengewinner mit einem Alter von 21 Jahren zu 300,00 CA$ und so weiter. Auch meine weitere Frage, warum die Distillery „Glenora“ heißt, auf allen Flaschen und Packungen aber „Glen Breton“ steht, will er nicht verstehen. Es sei doch super, aus „Cape Breton“ „Glen Breton“ zu machen! Jaja, aber die Distillery muss doch irgendwo erwähnt werden? Offensichtlich nicht. Fazit: super Destille, der Whisky muss sich noch bei uns beweisen. Wenn wir nochmal nach Nova Scotia kommen, werden wir hier übernachten und ein ausführliches Tasting machen.
Weiter 2 Stunden Fahrt durch die Highlands von Cape Breton Island werden in Angriff genommen und bewältigt. Die sind von der Strecke her deutlich kürzer (fast die Hälfte von frühen Nachmittag), aber ein irres Gegurke durch die landschaftlich tolle Berg- und Fjordwelt Cape Bretons. 10.000 Schritte schaffe ich heute mal nicht - 10.000 Kurven bin ich definitiv gefahren.
So erreichen wir Sydney und das vor 2 Jahren komplett sanierte „The Simon Hotel“. Unser Raum ist riesig und der beste bisher auf dieser Reise. Viel sehen werden wir ihn nicht. Kaum sind die Koffer auf dem Zimmer düsen wir los. Wir möchten uns noch etwas bewegen und das letzte Tageslicht nutzen. Das Hotel liegt super zentral am Hafen und so sind wir direkt auf dem vorbeiführenden Boardwalk. Da ist das Sydney-Sign und nach gut 10 Minuten sind wir am Hafen, der recht menschenleer daherkommt. So ist auch ein Foto mit dem Wahrzeichen, der „Big Fiddle“ schnell im Kasten. Irgendwoher fiddelt es irische Folkmusik und Gabi setzt gleich zu einem Tänzchen an - sehr schön!
Wir gehen einen Block bergan und landen in der Charlotte Street. Hier gibt es Läden und Restaurants; uns spricht der „The Old Triangle Irish Brew Pub“ an. Super urig, sehr schöne Lebensweisheit an der Wand, gute Mucke (seit langem hören wir mal wieder „A Woman’s heart“), Pizza und Bier sowie Cider vom Fass - eine tolle Belohnung für die fast 400 km, die wir heute gefahren sind.
Da morgen auf der Fähre genug Zeit ist, lasse ich Tagebuch und Bilder heute links liegen, mache ausnahmsweise mal den Fernseher an (und nach 15 Minuten wieder aus) - dann heißt es „gute Nacht“!
Tagesetappe: 391 Kilometer
Übernachtung: The Simon Hotel, 380 Esplanade, Sydney, NS B1P 1B1
Seetag
10.09.25 02:21 Abgelegt in: Nova Scotia | Newfoundland

Gabi auf der Marine Atlantic Ferry "The Highlanders", Sydney, NS
Wir wachen zur gewohnten Zeit auf und lassen es wie immer ruhig angehen. Ab heute gibt es mit Ausnahme des Abreisetages kein Frühstück mehr auf dieser Reise - jedenfalls nicht mehr inklusive im Hotel. Statt dessen drehen wir noch eine kurze Runde in der Morgensonne über den Boardwalk bis zum Hafen. Einen kurzen Stopp legen wir beim Denkmal für die in Seenot geratenen Marinesoldaten der Weltkriege ein. Im Hafen liegt heute ein amerikanisches Kreuzfahrtschiff. Das zeigt der „Big Fiddle“ mal kurz, welches Verständnis sie von „Big“ hat. Da sieht die Geige ganz verloren aus. Ich möchte nicht wissen, was hier gleich los ist, wenn die paar tausend Gäste gefrühstückt haben und über die Stadt herfallen. Anschließend finden wir in der Charlotte Street auch sehenswerte Wandmalereien und vor dem Hotel entdecke ich noch einen hübschen Schmetterling..
Dann packen wir alles ins Auto und fahren zum nächsten Superstore. Die Basic Lebensmittel (Wasser, Nachos, Trauben etc.) müssen erneuert werden. Zusätzlich kaufen wir Bagels, Frischkäse, Truthahnbrust etc. für die kommenden ersten Mahlzeiten des Tages. Instantkaffee und Creamer haben wir noch, so dass es im Hotel schon einen Kaffee in die Yeti-Becher gab. Von den gut aussehenden Sandwiches nehmen wir auch 2 mit. Dann fahren wir die 30 Minuten zum Fährterminal fertig.
Einchecken geht wieder problemlos am Drive-Thru-Schalter. 2 Stunden vor Abfahrt (12:15 Uhr) Wir stellen unser Auto in eine der Warteschlangen und gehen mit den Yetis und den Sandwiches zu einer gemütlichen Parkbank. Frühstück! Kaum ist das auf, sehen wir schon die ersten Wagen Richtung Fähre rollen. Das geht schneller als erwartet. Die Fähre namens „The Highlanders“ ist riesig und es ist beeindruckend zu sehen, wie Truck nach Truck hoch oben auf das Deck rollt. Auf einem Foto ist das zu sehen. Wir folgen in den Bauch des Schiffes.
Bereits um 11:15 Uhr sitzen wir oben auf Deck 10, dem Sonnendeck, das seinem Namen alle Ehre macht. Wir cremen uns ein, die Sonne hat eine wahnsinnige Kraft, auch wenn unsere Thermometer nur gut 20 Grad anzeigen. Abfahrt ist dann überraschenderweise schon um 11:45 Uhr bei schönen Blicken auf die Steilküste und einen weiteren Leuchtturm. Wir genießen die Wärme und Aussicht; ich unterhalte mich länger mit einer Dame, die eine kleine, 12 Jahre alte D8500 mit einem 200-500 f5.6 bewaffnet hat. Ganz schöner Trümmer, dieses Objektiv.
Gabi meint, die 7 Stunden bis Neufundland seien ja im Grunde so etwas wie ein Langstreckenflug, nur mit Schiff. Ja, stimmt - und mit viel mehr Bewegungsfreiheit, ohne feste Sitzplätze und mit ganz viel frischer Luft. Also doch eher wie ein Seetag auf der AIDA? Ja, aber kürzer und ohne Buffett. Also doch etwas ganz einzigartiges. Schön!!
Dann gehen wir unter Deck, die Sorge, uns zu verbrennen, überwiegt. Außerdem müssen ja noch die Hausaufgaben von gestern bewältigt werden. Wir setzen uns in die Bar, bestellen ein Bier und einen Cocktail, sortieren und bearbeiten Fotos, schreiben Tagebuch von gestern und ich mache die Homepage von gestern fertig. Als das getan ist gönnen wir uns einen Basket „Wings & Fries“ mit einem weiteren Getränk.
Da wir ganz vorne im Schiff sitzen (mit bestem Blick) auf die Fahrtrichtung schaukelt es nun doch etwas, obwohl die See recht ruhig scheint. Das ist mir nicht geheuer und so ziehe ich die Sea-Bands an, die mich bisher immer vor Seekrankheit bewahrt haben. Ich verziehe mich nach Mittschiffs, setze mich in einen dieser opulenten Sessel und mache die Augen zu. Fast zwei Stunden später kommt Gabi dazu und ich wache auf. Klasse.
Da kommt auch schon eine Durchsage, dass wir in einer Stunde in Neufundland eintreffen. Das ging ja viel schneller als erwartet. So schreibe ich schon mal schnell diesen Text bis hierher.
Das Einlaufen in Port aux Basques im Abendlicht ist spektakulär. Den Leuchtturm habe ich in allen Lichtstimmungen fotografiert und für das Album hier mal eine Gegenlichtaufnahme ausgesucht. Davor jagen sich wilde Jetskifahrer und die bunten Häuser der Siedlungen glänzen in der Sonne. Gabi fragt, ob das alles echt ist oder wir im Miniatur-Wunderland gelandet sind? Oben auf dem Hügel voraus ist in grün bereits unser Hotel für die kommende Nacht zu sehen. Es ist 18:00 Uhr und wir sind sehr gut durchgekommen. Hier ist es allerdings schon 18:30 Uhr - unsere erste Zeitverschiebung um 30 Minuten; das hatten wir noch nie. Wir sind Deutschland in den nächsten Tagen also nur noch 4:30 Std. hinterher.
Bis hierher dauert die Autofahrt nur 5 Minuten. Schnell haben wir unser Zimmer bezogen, gehen noch kurz raus - hier ist aber heute nichts mehr zu holen. Dann lieber schnell ins hoteleigene Restaurant, bevor das schließt. Wir bestellen einen „Seafood Bake“, der von der Beschreibung spannend klingt. War es dann auch - und sehr lecker sowie glücklicherweise mal nicht frittiert. Man nehme ein schönes Stück Kabeljau, lege es in eine Auflaufform und begieße es mit einer gehörigen Portion Seafood-Chowder, also Meeresfrüchtesuppe. Dann mit Käse überbacken und ein fluffiges Brötchen dazu reichen. Das merken wir uns. Ist quasi eine Seafoodlasagne ohne Nudeln. Pures Glück, purer Geschmack. Lecker.
Da ich auf dem Schiff schon etwas Tagebuch geschrieben habe, geht es nun hier zu Ende - ich bin fertig und dann lassen wir den Abend ausklingen. Die nächsten beiden Tage werden wieder sehr spannend - es geht in den sagenumwobenen Gros Morne NP. Bis dahin sind es aber erst mal wieder 400 km. Daher: gut schlafen, nicht zu spät aufbrechen …
Tagesetappe: 62 Kilometer
Übernachtung: St. Christopher's Hotel, 146 Caribou Road, On Route 1, Port aux Basques, NL A0M 1C0
Abschied von Neufundland
16.09.25 02:15 Abgelegt in: Newfoundland

Jürgen auf dem Cape Spears Path Traili, St. John's, NL
Heute heißt es Abschied nehmen von Neufundland. Das fällt uns schwer, denn es gefällt uns hier wirklich sehr, sehr gut. Ein planmäßiger Abschied wäre uns dennoch recht gewesen - aber dazu später mehr.
Das Hilton in St. John’s ist eine Top-Unterkunft. Riesiges Zimmer mit allem Schnickschnack, super Badezimmer mit Riesendusche (und nicht nur ner Duschbadewanne wie sonst meist üblich) und sehr bequeme Betten. Da fällt es schwer, aufzustehen - aber wir haben ja Urlaub.
Ich habe gestern Abend tatsächlich noch den riesigen Fernseher ans Arbeiten gebracht. Außer Zappen ist da nicht viel drin und auf 80% der Kanäle läuft ohnehin gerade Werbung. Das finde ich aber durchaus unterhaltsam, weil man darüber auch einiges über die Mentalität der Leute lernen kann. Wenn mal ein Film läuft (z.B. Indiana Jones) kann man sicher sein, nach jeder bedeutsamen Szene, also spätestens nach 5 Minuten wieder ins Werbeprogramm zu wechseln. Äußerst beliebt sind hier (bzw. in den USA, denn deren Programm strahlen sie hier meist aus) „Reality“-Police-Serien. Da wird immer hautnah, aber viel verpixelt gezeigt, wie üble Schurken überwältigt werden. Wie erwartet ist die Kiste nach 15 Minuten wieder aus. Sieht in dem Rahmen auch Schmuck aus, wenn sie nicht flimmert.
Wir packen heute etwas um, denn für die Nacht auf der Fähre benötigen wir die allerwichtigsten Sachen in 2 Rucksäcken griffbereit - inkl. Der Dinge, die wir morgen früh anziehen wollen etc. Eine von Gabis 3 faltbaren Kühltaschen in verschiedenen Größen (in der Beziehung ist sie auch unschlagbar - für alle Fälle gerüstet), kommt auch zum Einsatz. Sie hört inzwischen auf den Namen „Lobster-Tasche“ (bei uns hat fast alles einen Namen) und nimmt bereitwillig Wein, Whisky, Wasser und Becher auf.
So gerüstet fahren wir aus der Tiefgarage und steuern Cape Spear an. Das ist der östlichste Punkt Canadas. -hier sind wir Europa am nächsten, was uns heute aber nicht wichtig ist. Auf dem Weg halten wir an 2 Aussichtspunkten an und bewundern die Kraft und Weite des Meeres. Die Wellen kacheln heftig an die Felsen. Gabi meint, ein weiteres Ei gefunden zu haben - es handelt sich hier aber nur um einen ordinären Golfball - allerdings in ungewöhnlicher Farbe.
Am Cape Spear ist die Kasse noch geschlossen - nicht schlecht für uns. Es ist auch noch kaum jemand hier um diese Zeit - es ist kurz vor 10:00 Uhr. Das alte, originale Lighthouse (quadratisch) ist nicht mehr in Betrieb - als Ersatz hat man einen schlanken Leuchtturm gebaut, der den Schiffen heute den Weg weist uns als Orientierungshilfe dient. Cape Spear ist der älteste Leuchtturm Neufundlands und auch der erste, den die Europäer nach ihrer Fahrt über das weite Meer gesehen haben. Eine sehr wichtige Landmarke also. In der Bucht sind 1983/1984 insgesamt 2.200 Eisberge getrieben - unvorstellbar.
Neben den Leuchttürmen ist der Cape Spear Path Trail der Hit. Wir kraxeln über 90 Minuten hier herum - das hätten wir nicht vermutet. Die Aussichten aus allen Höhen sind aber auch sehenswert. Ob hoch oben auf den Klippen (ich denke, dass ich viel zu nahe am Abgrund stehe und sehe dann, wo Gabi sitzt und mich fotografiert) oder in der unmittelbaren Nähe der Brandung - beeindruckend ist es allemal. Der Morgennebel hängt noch an der Steilküste, was zum Teil für eine sehr mystische Stimmung sorgt. Unten im Felsen sind offensichtlich Bunkeranlagen mit Kanonen aus den Weltkriegen - dafür interessieren wir uns aber heute nicht. Ein Fischerboot dreht seine Runde und zig Vögel folgen ihm mit viel Geschrei.
Nun machen wir uns auf den Weg Richtung Fähre - mit Zwischenstopp an der Castle Hill NHS. Hierfür müssen wir rd. ebenfalls ca. 90 Minuten rechnen - passt genau. TCH-#1 und Hwy. #100 sind zuverlässig.
Hier geht es um französische und englische Militärgeschichte der Festung „Castle Hill“ im 17. Jahrhundert.
Google sei Dank finde ich ein Restaurant am Wegesrand. Der „Dockside Pub“ ist genau nach unserem Geschmack. Wir sitzen draussen mit Blick auf den kleinen Hafen. Gabi bestellt „Cod-Bites“, was Kabeljau-Kibbellinge sind und ich eine Abwandlung der kanadischen Poutine mit BBQ-Sauce, Käse überbacken, knusprigem Bacon etc. Saulecker! Dazu ein Neufundland-Bier (Iceberg) für mich und Wein für Gabi. Klasse - die Möwe guckt interessiert zu, hält aber Abstand.
Nun aber los- wir wollen um 14:30 Uhr an der Fähre sein und sind um 14:28 Uhr da - das nenne ich Timing. Einchecken geht schnell, wir bekommen im Tausch für unseren Voucher die Bordkarten inkl. Kabinenkarte. Reihe 6 - wir stehen und das Boarding kann kommen. Dann die erste Ernüchterung: Delay: 2 Stunden - Boarding erst um 17:30 Uhr, obwohl die Fähre schon um 17:00 Uhr losfahren sollte. Mist!! Das heißt, 2 Stunden länger hier warten. Erkundigungen ergeben aber, dass die Fähre die Verspätung in der Nacht wieder reinfahren sollte - normalerweise.
Dann eine gute Nachricht: Boarding doch schon um 16:30 Uhr. Es ruckelt aber bei der Fahrt auf die Fähre, stop and go - das kennen wir anders. Egal wir stehen, unsere Kabine ist wie gebucht eine 4er zur 2er-Alleinnutzung. Alles gut. Wir schnappen uns die Lobster-Tasche mit dem Wein und gehen aufs Sonnendeck. Sundownder - es kann losgehen. Geht es aber nicht. Es zieht sich und zieht sich und tatsächlich dauert es bis 19:00 Uhr, bis wir endlich ablegen - die gewonnene Stunde ist wieder verloren.
Also nun rein in die Bar mit MacBook; ich möchte ja noch was tun. Bier und Cider sind prima - der junge Mann mit Gitarre eine echte Zumutung. Die meisten sind aber begeistert - wir finden den gruselig. Dann die nächste Hiobsbotschaft: Ankunft morgen um 12:00 Uhr - statt 09:00 Uhr. Booooh, wir sind genervt. Das klaut uns wirklich wertvolle Zeit. Was machen die denn? Noch eine zusätzliche Stunde? Wir können es nicht ändern und werden es nehmen, wie es kommt - hilft ja nix.
Jetzt habe ich 3 verschiedene Biere aus Neufundland intus und das macht den Abschied erträglicher. Die Lobster-Tasche lassen wir in Ruhe. Gute Nacht - morgen ist ein neuer Tag in Nova Scotia mit angekündigtem bestem Wetter - und das werden wir nutzen so gut es geht.
Tagesetappe: 174 Kilometer
Übernachtung: Marine Atlantic Ferry (Ala'Suinu)
Entschleunigt auf den Cabot Trail

Jürgen & Tiny Little Bear auf der Marine Atlantic Ferry, North Sydney, NS
Es ist High Noon und wir fahren immer noch Fähre. Derzeit erwartete Ankunftszeit in Sydney: 13:30 Uhr nach Zeitrechnung von Nova Scotia. Die Uhren haben wir heute nach dem Aufwachen bereits wieder um 30 Minuten zurückgestellt. Zu diesem Zeitpunkt gab es über Lautsprecher auch das neueste Update zur Ankunftszeit.
Was ist passiert? Wir erfahren, dass die Verspätung gestern auf einen technischen Defekt zurückzuführen war, der in Neufundland auch nicht behoben werden konnte. Eine Maschine ist ausgefallen und wir fahren nun die ganze Tour mit nur einem Motor. Das reduziert den Antrieb und macht uns langsam. Ärgerlich, aber nicht zu ändern. Wir sind inzwischen froh, überhaupt zu fahren und nehmen das ganze wie eine Kreuzfahrt. Das entschleunigt nicht nur die Fähre, sondern auch uns natürlich total, macht uns aber auch die heutige Programmplanung zunichte.
Aber: nicht auszudenken, wenn die Fähre gestern überhaupt nicht gefahren wäre. Dann säßen wir immer noch in Neufundland und ich möchte mir nicht ausmalen, mit welchen Unannehmlichkeiten es verbunden gewesen wäre, dort im Niemandsland ein Nachtquartier zu suchen und dann für die nächsten Tage einen Platz auf irgendeiner der ohnehin gut ausgebuchten Fähren zu sichern. Gruselig. Wir haben es ja bequem: die Sonne scheint, aufgrund der geringen Geschwindigkeit besteht keine Sorge, dass wir seekrank werden (auch das möchte ich mir nicht ausmalen) und wir haben noch unsere sehr bequeme Kabine. Überhaupt ist das Schiff super ausgestattet. Steckdosen überall, sogar USB-C-Anschlüsse in jeder Tischkante, bequeme Sitzgruppen etc. Unsere Kabine nutzen wir gern. -andere haben keine gebucht und verbringen die Nacht und den Vormittag in den unterkühlten Räumen mit den Flugzeugsitzen. Viel Platz - aber doch sehr frisch.
Einzig die Organisation ist nicht so, wie wir es bisher kennen gelernt haben. Das haben die „Newfies“ irgendwie nicht drauf. Schon das Boarding gestern war holprig, die Damen an der Bar gestern völlig unorganisiert und überfordert und auch die Frühstückstheke kriegen Gabis Leute bei Freudenberg besser hin. Da kann man mit wenig Aufwand für bessere Abläufe sorgen. Doch auch dies liegt nicht in unserer Hand und wir konzentrieren uns darauf, die Ruhe zu bewahren.
Zum Frühstück gab es 2 große Kaffee und ein leckeres Sandwich für jeden, Gabi hat noch einen Yoghurt mit Früchten und Cerealien draufgelegt. Ich habe gerade noch 2 Stunden fest geschlafen - vorher haben wir ne gute Stunde in der Sonne gesessen, mehr wäre ungesund gewesen.
Wieder auf dem Sonnendeck sehen Tiny und ich endlich Land (hurra!!); der Blick zurück: Wasser, soweit das Auge reicht.
Leider gibt es hier weder Mobilfunk noch funktionierendes WLAN. So müssen wir mal sehen, wann wir runter sind von der Fähre und was dann noch geht. Den Cabot Trail heute noch komplett zu fahren scheidet natürlich aus. Das ist dann morgen mit hoffentlich viel Zeit möglich. Bei Regen hätten wir das heute auch nicht gemacht. Vielleicht ein Teilstück? Oder doch die Fortress de Louisbourg? Ich werde berichten!
Es wurde der Cabot Trail - zumindest einen ersten Eindruck haben wir gewinnen können. Das Verlassen der Fähre gestaltet sich auch mühsam, um 13:45 Uhr haben wir endlich wieder festen Boden unter den Rädern. Fast 24 Stunden haben wir uns mit dieser Fähre beschäftigt - eindeutig zu lange.
Lust auf weitere Bauwerke der Briten und Franzosen mit Kanonen und allerlei Mummenschanz für die interessierten Touristen haben wir nicht. Wir möchten Natur und den Cabot Trail sehen, auch wenn es heute nur für einen sehr kurzen Einblick bei gleichzeitig langer Fahrstrecke reichen kann.
Nach 90 Minuten sind wir in Ingonish Beach am Rande des Cape Breton Highlands NP. Die Fahrt war super und hat viel Spaß gemacht. Im Visitor Center holen wir uns die notwendigen Informationen für morgen ab und fühlen uns nun gut vorbereitet. Auf Empfehlung absolvieren wir noch den nahe gelegenen „Middle Head Trail“, der durch bunte Blumenwiesen und dichten Wald bei schönen Ausblicken auf den Ozean führt. Eine gute Stunde sind wir hier unterwegs. Dann stehen weitere 2 Stunden Fahrt zur Unterkunft an.
Diese erreichen wir bei spektakulärem Licht der untergehenden Sonne um 19:20 Uhr. Es ist so gerade noch hell. Aber was war das für eine Fahrt: über den gewundenen Cabot Trail, eine spektakuläre Küsten- und Bergstraße mit sagenhaften Ausblicken, die man wie alles hier in Bildern nicht wirklich festhalten kann. Als wir nach einer Stunde wieder auf dem Highway sind lässt Gabi ihren Haltegriff entspannt los und serviert von diesen unglaublich leckeren, knackigen und kernlosen Trauben. Wir müssen nochmal nach Norden fast bis Sydney zurück, um dann wieder nach Süden zu fahren. Iona liegt sehr isoliert zwischen Seen - eine tolle Unterkunft, aber sehr schwer zu erreichen.
Das Motel verfügt über einen Pub und der ist richtig gut. Wir bestellen als Vorspeise einen großen Caesars Salad und dann 2 mal Linguine mit Seafood (reichlich Lobster, Scallops und Gambas in einer Sahnesoße). Weltklasse! Dazu 2 Cider vom Fass (mit stattlichen 7%) sowie einem leichten Bier zum Auftakt und dann einen hazy Propeller IPA - sehr bitter, klasse!
Und jetzt: gute Nacht. Morgen fahren wir wieder diesen langen Zubringer zum Cabot Trail und dann die ganzen 298 km in einer Schleife rund um Cape Breton und durch Highlands NP. Das wird dauern - aber es wird auch viel zu entdecken geben. Bis morgen!
Tagesetappe: 284 Kilometer
Übernachtung: The Iona Heights Inn, 4115 Hwy 223, Iona, NS B2C 1A3
The World Famous Cabot Trail
18.09.25 04:06 Abgelegt in: Nova Scotia | NP

Gabi auf dem Skyline Trail, Cape Breton Highlands NP, NS
Wir haben unsere geplante Route gestern Abend bereits in google Maps mal angeschaut. Weia - mit allen Abstechern 7 Std. Fahrtzeit. Dazu kommen 2 Stunden für den Skyline Trail und geschätzt 3 Stunden für alle übrigen Unternehmungen. Wenn wir vor Dunkelheit um 19:30 Uhr wieder zurück sein wollen, sollten wir um 07:30 Uhr starten. Und das tun wir dann ganz einfach (ohne Wecker) exakt um diese Uhrzeit.
Draussen ist es herrlich, Nebel liegt über den Seen und wir fahren diesmal „unten rum“ um die Seenlandschaft, das heißt zunächst in südliche Richtung. Das Navi zeigt schon nach 20 km eine Fährennutzung an. Das hatten wir gar nicht auf dem Schirm. Und wie geht das? Die „The Little Narrows Ferry“ ist abfahrbereit, als wir ankommen; wir rollen aufs Deck, vor uns sind schon 4 andere Fahrzeuge da. Sie ziehen die Auffahrrampe hoch (und lassen sie nochmal runter, weil ein weiteres Auto kommt), fahren 3-5 Minuten und wir sind wieder runter. Dabei kostet der Spaß noch nicht einmal etwas („don’t pay the ferryman“) und läuft 24/7. Super.
Als die Fähre sofort wieder zurück fährt gelingen Aufnahmen im Gegenlicht - und am nahen Ufer strahlen die Bäume in der aufgehenden Sonne und spiegeln sich im Wasser. Je nach Blickrichtung ergibt sich eine andere Stimmung - der Nebel, der über dem Wasser treibt passt perfekt dazu.
Der Cabot Trail auf Cape Breton Island zählt zu den berühmtesten Panoramastraßen Nordamerikas. Nicht umsonst steht auf den Hinweisschildern „The World Famous Cabot Trail“. Auf 298 Kilometern schlängelt sich die Route durch den Cape Breton Highlands National Park, entlang rauer Steilküsten, über bewaldete Hochebenen und durch kleine Fischerorte, die ihren ursprünglichen Charme bewahrt haben. Immer wieder öffnen sich uns weite Blicke über den Atlantik, und mit jeder Kurve scheint die Landschaft ein neues Gesicht zu zeigen. Der Name erinnert an den Entdecker John Cabot, der Ende des 15. Jahrhunderts die Küsten Neufundlands und Nova Scotias erreichte.
Am stillen Ufer von Ingonish Beach frühstücken wir Sandwiches, die wir eben beim Tankstop erworben haben. Nur Vogelgezwitscher begleitet uns – ein ruhiger Moment, bevor wir uns auf die weitere große Rundfahrt über den Cabot Trail begeben. Nach einem kurzen Stopp im Visitor Center geht es weiter nordwärts. Immer wieder halten wir an grandiosen Aussichtspunkten, die den Blick freigeben auf die zerklüftete Steilküste. Dabei klettern wir über die Felsbrocken und haben Spaß beim Fotografieren - beide!
In Neils Harbour entdecken wir den kleinen Hafen mit seinen bunten Häusern und den rot-weißen Leuchtturm, der über den Booten wacht. Wenig später stehen wir in White Point direkt am Wasser und sehen die Felsen und Klippen diesmal aus nächster Nähe – fast schon auf Augenhöhe mit den Wellen. Einige maritime Utensilien der Fischer stehen bunt herum. Als wir die Abstecher-Runde Richtung Cabot Trail schließen sehe ich etwas am rechten Straßenrand. Ein freundlicher Fuchs versteckt sich schnell, kommt aber wieder hervor, als ich vorbei bin. Er guckt uns interessiert an und als ich nach der Kamera greifen will schnürt er über die Straße und verschwindet auf nimmerwiedersehen. So sind sie, die Füchse.
Noch eindrucksvoller wird es weiter nördlich in Meat Cove. Die staubige Anfahrt über Schotterstraßen lohnt sich, denn der Ausblick von diesem entlegenen Campingplatz ist schlicht überwältigend. Wir haben das Gefühl, am Ende der Welt zu sein. Das hier ist einer der Top Spots für Walsichtungen vom Ufer aus. Und am frühen Morgen wurden auch schon welche gesehen. Wir ahnen es mehr, als wir es wirklich wissen: sie sind da und wir sehen auch immer wieder, wie was auftaucht aus der Tiefe - leider sehr, sehr weit entfernt. Ich habe mein 200er Tele drauf und bin sicher: da ist was. Ich drücke ab und habe tatsächlich einen Rücken mit Flosse erwischt, leider winzig klein - das lässt sich nicht nutzbar herausvergrößern.
Auf der Weiterfahrt sehen wir unbekannte Meeresvögel und mit Tiny auf dem Dashboard genießen wir die spektakuläre Fahrt durch diese Berglandschaft - immer in Küstennähe und daher mit viel Aussicht. Wir passieren eine Berglandschaft mit der Erdfalte, die einst Amerika mit Afrika verbunden hatte - das ist aber schon 300 Millionen Jahre her.
Am Nachmittag besuchen wir dann das das Whale Interpretive Centre in Pleasant Bay - eine interessante Ausstellung rund um das Thema Wale. Eindrucksvoll sind die Größenvergleiche zwischen Walen, Delfinen etc. an der Wand. Dort zeige ich den Experten meinen Miniausschnitt aus dem Foto und sie bestätigen: es ist ein Pilotwal! Yes!! Gutes Auge gehabt. Die Bilder mit der Fluke vor offenen Meer sind auch dort entstanden.
Nun begeben wir uns auf den Skyline Trail. Die Empfehlung war: recht früh (ging nicht) oder eher spät. 15:00 Uhr scheint „eher spät“ zu sein, denn es ist nicht viel los. Dabei war der Trail morgens noch wegen Überfüllung geschlossen worden. Wir fragen nach Coyoten, weil davor gewarnt wurde. Die Rangerin auf dem Parkplatz erzählt, dass hier tatsächlich vor rd. 10 Jahren mal eine Wanderin von einem Coyoten angefallen und getötet wurde. Heute sei es aber sicher. Bären und Moose gibt es hier auch. Bei bestem Wetter wandern wir fast allein über den Pfad, und am Ende erwartet uns der berühmte Blick über die Steilküste – vielleicht der schönste Moment des Tages.
Nein, ganz sicher der schönste Moment, denn wieder einmal wird uns bewusst, wie privilegiert und glücklich wir sind, dass alles bei diesen Bedingungen erleben zu dürfen. Der Skyline-Trail macht seinem Namen alle Ehre: Himmel, Wasser, Felsen - grandiose Ausblicke. Gabi macht auch eine Panorama-Aufnahme eines kleinen Teilstücks des Cabot Trails mit dem iPhone. Es macht so viel Spaß, hier über die Boardwalks und Stufen zu steigen und wir machen viele Aufnahmen. Obwohl wir uns viel Zeit lassen sind wir bereits um 16:50 Uhr wieder am Trailhead. Hier trifft sich gerade eine Gruppe mit einer Rangerin für einen „Guided Hike“ und wir verquatschen uns total mit ihr und den Gästen. Auch sie bestätigt die Pilotwal-Sichtung.
Über Cheticamp komplettieren wir die Runde, machen noch ein paar Fotos an der Küste bei Sonnenuntergang und erreichen am Abend wieder die gerade abfahrtbereite Fähre, die diesmal für uns nochmal die Rampe runterlässt. 20 Minuten später und zwar um 19:15 Uhr sind wir an unserer Unterkunft angekommen – erfüllt von einem großartigen Tag auf einer der schönsten Straßen Kanadas und mit grandioser Lust auf ein Bier vom Fass. Die Planung passte!
Und das mit dem Bier passte auch. Im „The Frolic & Folks Pub“ esse ich Thai Chicken Nachos und Gabi Schwertfisch „Cajun Style“, dazu teilen wir uns einen großen Spinatsalat mit Ei, Mandarinen, Champignons und Mozzarella. Ich trinke 2 IPAs und mag den bitteren, fruchtigen Geschmack, wenn er frisch aus dem Fass kommt - erst Recht nach einem solchen Tag. Heute Abend schaffe ich es aber nicht mehr, das Tagebuch zu schreiben - ich bin glücklich geschafft.
Daher entsteht dieser Beitrag erst am nächsten morgen nach dem Aufwachen - vorher gehts ja auch nicht.
Tagesetappe: 447 Kilometer
Übernachtung: The Iona Heights Inn, 4115 Hwy 223, Iona, NS B2C 1A3
Halifax hat was!
20.09.25 02:36 Abgelegt in: Nova Scotia

Jürgen an der Waterfront, Halifax, NS
Als ich aufwache, kommt Gabi schon von einem Fotospaziergang zurück. Sonnenaufgang am Meer, Sie hat ihn erwischt, das Licht ändert sich schnell. Wir frühstücken im Seawind County Inn - der Speiseraum ist einfach zu cool. Uns beeindruckt vor allem das große Bullauge; toll umgesetzt. Gabi nimmt den Youghurt-Früchte-Müslibecher, ich die „Captains’s Choice“ mit Rührei, Bacon, Toast und ein wenig Hashbrowns. Saft und Kaffee dazu - fertig!
Es folgen 4 Stunden Achterbahn auf dem Marine Drive. Auch heute nehmen wir wieder die etwas langsamere Strecke. Es geht rauf und runter, links und rechts rum. Zwischendurch nimmt uns wieder eine Fähre mit ans andere Ufer - Solofahrt für uns. Der Straßenzustand ist durchwachsen und unser Ford hält tapfer durch. Er hat so machen Hüpfer und viele Schlaglöcher ertragen müssen. Mir macht das großen Spaß, nach 4 Stunden ist es dann aber auch genug; die letzten 50 km vor Halifax werden die Straßen besser.
Das Zimmer im Cambridge Suites Hotel ist gigantisch. Wir packen das Auto komplett leer. Während ich hier schreibe packt Gabi alles, was wir haben und mitnehmen müssen geschickt in 2 Koffer. Es ist mir ein Rätsel, wie sie das immer macht. Apropos: auch dieses Mal hat sie mich wieder mit ihrer Organisation der großen und kleinen Dinge überrascht. Es war immer das Tool zur Hand, das gerade gebraucht wurde, Reisen auf die äußerst angenehme Art. Perfektes Zusammenspiel - ein fettes Dankschön an dieser Stelle!!
Nun brechen wir auf, Downtown Halifax mal bei Tageslicht zu erkunden. Am Convention Center gibt es ein buntes Farbenspiel auf LED-Screens. Aber auch in der Argyle Street und den Nebenstraßen geht es bunt zu. Irgendwie sind wir anfangs aber überfordert. So viele Menschen, Autos und Geräusche sind wir einfach nicht gewohnt nach der wohltuenden Ruhe der letzten drei Wochen - das werden wir auch zu Hause sehr vermissen.
Es ist aber weiterhin ein strahlend schöner Tag und wir erreichen die Waterfront – die Sonne scheint und überall herrscht geschäftiges Treiben. Zwischen Cafés und Bootsanlegern liegt das Maritime Museum of the Atlantic. Wir beschließen, uns das heute anzusehen und drinnen tauchen wir sofort ein in die maritime Geschichte der Stadt. Schiffsmodelle, historische Karten und nautische Geräte erzählen von Jahrhunderten voller Abenteuer, Handel und Gefahren auf See.
Besonders eindrucksvoll ist die Ausstellung zur Titanic. Halifax war nach dem Untergang 1912 der wichtigste Ort für die Bergung der Opfer. Schiffe liefen von hier aus, um Leichen und Wrackteile zu bergen. Im Museum sehen wir persönliche Gegenstände wie Schuhe, Schmuckstücke oder ein zerknittertes Ticket – kleine, stille Zeugen eines riesigen Dramas. Mehr als 150 Opfer fanden in Halifax ihre letzte Ruhestätte, auf drei verschiedenen Friedhöfen der Stadt. Die Titanic galt damals als das größte jemals von Menschen gebaute Transportmittel – ein technisches Wunderwerk ihrer Zeit. Doch in der Nacht vom 14. auf den 15. April 1912 kollidierte sie mit einem Eisberg und sank innerhalb von weniger als drei Stunden. Von den rund 2.200 Menschen an Bord überlebten nur etwa 700, während über 1.500 ihr Leben verloren. Das ist schon gruselig und beispielhaft möchte ich auf ein Detail eingehen: Eine Grafik, die Gabi mit dem iPhone fotografiert hat zeigt, wie die Überlebenden und Opfer auf die Klassen und Geschlechter verteilt waren. Frauen und Kinder der ersten und zweiten Klasse haben fast alle überlebt, Männer und diejenigen, die unter nicht so guten Bedingungen reisten, hatten das Nachsehen. Den Kinofilm mit Leonardo und Kate mögen wir sehr; hier aber „hautnah“ mit dem Unglück konfrontiert zu werden ist schon sehr speziell und wirklich eindrucksvoll.
Mindestens ebenso bewegend ist der Museumsteil zur Explosion von 1917. Am 6. Dezember stieß im Hafen von Halifax das französische Munitionsschiff Mont-Blanc mit einem norwegischen Frachter zusammen. Kurz darauf explodierte die Ladung – 2,9 Kilotonnen Sprengstoff, die stärkste von Menschenhand verursachte Explosion vor dem Atomzeitalter. Rund 2.000 Menschen verloren ihr Leben, über 9.000 wurden verletzt, ganze Stadtviertel wurden dem Erdboden gleichgemacht. Fotos, Zeitungsberichte und gerettete Objekte im Museum machen deutlich, wie verheerend dieser Tag war und wie sehr er Halifax geprägt hat. Auch das ist unbeschreiblich anschaulich dargestellt und packt uns.
Als wir wieder hinaus an die sonnige Waterfront treten, begleitet uns der Eindruck, wie eng das Schicksal dieser Stadt mit dem Meer verknüpft ist – Quelle von Reichtum, aber auch Ursprung unermesslicher Tragödien.
Nach dem eindrucksvollen Museumsbesuch tut es gut, wieder hinaus ins Leben zu treten. Auf der Waterfront herrscht heitere Stimmung: bunte Buden mit Eis und Souvenirs, Kinder, die lachend zwischen den Skulpturen herumtollen, und überall Menschen, die entspannt auf den Bänken und auf den Sonnenterrassen der Hafenrestaurants sitzen und die Sonne genießen. Auffällig sind auch die vielen Touristen, die heute von 4 Kreuzfahrtschiffen an Land strömten. Die ernsten Geschichten aus der Vergangenheit begleiten uns zwar noch, doch hier draußen überwiegt das leichte, fröhliche Gefühl eines Sommertages in Halifax.
So landen wir im Brown Hounds Pub der Alexander Keith’s Brewery, die hier beheimatet ist. Wir hocken uns an die Theke und ich teste das Pale Ale und das Red Ale, Gabi bleibt beim Cider. Auch eine Lobster-Roll mit Fries gönnen wir uns jeder noch einmal. Die Fries sind übrigens überall, wo wir waren in diesem Urlaub, hausgemacht. Frisch geschnitten, meist mit Schale, knusprig und sehr lecker. Der Zapfhahn mit dem Hirsch von Alexander Keith gefällt mir richtig gut. Es gäbe sogar Guiness vom Fass, das trinke ich aber gerne in Kürze wieder mit den lieben Leuten zu Hause bei Max in der Whiskybotschaft 2.0.
Zwischendurch war es auch mal etwas bewölkt, jetzt ist die Sonne wieder da und die hat so eine Kraft! Wir gehen nochmal die Waterfront entlang und die „betrunkenen Laternen“ strahlen jetzt in ganz anderem Licht. Wir gehen bis hinter die Kreuzfahrtterminals und finden die Garrison Brewery, deren Bier ich in den vergangenen Wochen mehrfach genossen habe. Ok, einer geht noch. Wir setzen und raus und schießen gegenseitig noch ein paar Portraits in der Abendsonne.
Morgen Abend geht der Flieger nach Hause - den Tag verbringen wir aber noch in dieser schönen Stadt, die uns wirklich außerordentlich gut gefällt. Halifax hat was - ohne Frage: und zwar etwas, das uns super gut gefällt!!
Tagesetappe: 282 Kilometer
Übernachtung: Cambridge Suites Hotel, 1583 Brunswick Street, Halifax, NS B3J 3P5