Tagebuch




Lobster Party

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Gabi im Kouchibouguac NP, Loggiecroft, Fisherman's Refuge, NB

Ich muss mich kurz fassen, es ist schon spät. Was für ein Tag - was für ein Genuss!!

Frühstück um 08:00 Uhr - lecker wie gestern, Unterhaltung mit den lieben Leuten aus Niagara Falls, herzliche Verabschiedung vom Inhaber. Ein Blick auf das Ergebnis der deutschen Fußballnationalmannschaft gestern Abend (mit offensichtlich katastrophaler Nicht-Leistung 0:2 verloren in der WM-Quali gegen die Slowakai) - gruselig!!

Nach gut 90 Minuten entspannter Fahrt (hier sind so wenige Autos unterwegs und die Fahrerei ist ein Kinderspiel!) erreichen wir den Kouchibouguac NP. Im Visitor Center erfahren wir, dass man den südlichen vom nördlichen Teil unterscheidet - eine Wasserstraße, der Kouchibouguac River trennt beide Teile; wir starten im Süden und folgen den Empfehlungen aus dem Visitor Center.

Der Kouchibouguac National Park liegt an der Ostküste von New Brunswick, direkt am Golf von St. Lawrence. Schon bei der Anfahrt wirkt alles weit, still und grün. Der Name kommt aus der Sprache der Mi’kmaq und bedeutet „Fluss der langen Gezeiten“. Und genau das findet man hier: ein Küstenabschnitt, der geprägt ist von Lagunen, Marschland, endlosen Sanddünen und langen Stränden.

Typisch für den Park sind die weiten Küstenlandschaften mit ihren Salzwiesen und die geschützten Sandinseln, die sich wie ein Riegel vor die Küste legen. Das Wasser ist dadurch ruhiger und wärmer als anderswo am Atlantik, und im Sommer gilt der Park als einer der besten Badeplätze in New Brunswick. Zugleich ist er ein wichtiges Schutzgebiet: hier brüten die vom Aussterben bedrohten Zwergseeschwalben, und auch die großen Grauen Robben findet man oft an den Sandbänken.

Für Besucher gibt es ein Netz aus Radwegen und Wanderpfaden, dazu Kanutouren auf den ruhigen Flussarmen. Man ist schnell mittendrin in einer Mischung aus Küstenwildnis und Strandidylle. Wer den Atlantik eher rau und windig kennt, erlebt hier eine überraschend sanfte Seite – und hat oft das Gefühl, einen endlosen Strand fast für sich allein zu haben.

So absolvieren wir zunächst den Beaver Trail - ohne jedoch Biber zu sehen. Dafür hatten wir eben am Visitor Center einen nachbebauten Biberbau bewundern können. Dann fahren wir zu Kellys Beach, dem wohl bekanntesten Badestrand hier. Erstaunlich, dass auch hier kaum was los ist. Vom Parkplatz geht es über einen langen Boardwalk hinüber in die Dünen und an den Strand. Einige Möwen lassen sich bereitwillig fotografieren - die Farben knallen in Grün-, Rot- und Blautönen. Es ist 26 Grad warm wie die ganzen letzten Tage - traumhaft!

Es folgt ein kurzer Abstecher nach Ryan - hier können wir auf die andere Seite des Kouchibouguac River schauen, dort legen offensichtlich gerade Fischerboote an, die nach getaner Arbeit zurückkehren. Also fahren wir in den nördlichen Teil genau dorthin. Loggiecroft heißt dieser Ort; wir stellen das Auto ab und schauen den Fischern beim Löschen der Ladung zu. Obwohl die Boote eher klein anmuten, kommt da ganz schön was rüber. Große Mengen Lobster auf Eis in Kisten werden ausgeladen und per Gabelstapler in Kühl-LKWs umgepackt. Dafür werden große Mengen Kisten gefrorenen Fisches zurück auf die Boote gepackt. Auf Nachfrage erfahre ich, dass das der noch gefrorene Köderfisch für morgen früh ist. Allein diese Mengen lassen erahnen, wie viel Lobster hier gefangen wird - 964 Tonnen waren es in New Brunswick in 2024.

Gleich gegenüber ist eine einsame Hütte, das „Fisherman's Refuge“. Wir gehen rüber und ich spreche eine Dame an, die offensichtlich eine ziemliche Menge Hummer in einem großen Topf auf Gasflamme in einer Art Garage kocht. Tatsächlich passiert jetzt etwas, das ich nicht für möglich gehalten hätte: der Hummer gelangt direkt vom Boot in diesen Topf, von dort nach 13 Minuten Kochzeit in eine Wanne mit kaltem Wasser (damit sich das Fleisch von den Schalen löst - abschrecken wie bei Eiern) und von dort direkt in Gabis Kühltasche auf Eis. Unglaublich - sowohl die Farbe, als auch die Frische und der Preis: umgerechnet 18,50 € zahle ich für zwei dieser Prachtexemplare. „So frisch bekommt ihr nirgendwo den Hummer!“ Recht hat sie - ich kann es immer noch nicht glauben.

Wir nehmen nun noch den Osprey Trail in Angriff und schaffen auch gut 3 km in ziemlichem Tempo. Dann müssen wir aber leider abbrechen - die Moskitos fressen uns auf. Ich bin völlig zerstochen. Letzter Trip: der Claire-Fontaine Trail. Nochmal 3,3 km - Gabi düst in einem Affenzacken voran; das grenzt schon fast an Jogging. Können wir so den Moskitos entgehen, die sich auch hier auf uns stürzen? Fast - einige lassen jedenfalls ihr Leben, bluten aber auch mein Blut, dass sie sich vorher geklaut haben.

Nun fahren wir über die Nebenstrecke und Richiboucto zur Unterkunft. Französisch hat hier Vorrang; auch auf den Schildern am Straßenrand steht erst die französische, dann die englische Bezeichnung.

Zimmer beziehen und jetzt: Hummer genießen. Wir setzen uns raus auf die Terrasse und Gabi zerlegt die Tiere. Eine Anleitung dazu hatte ich ja glücklicherweise gestern schon bei Tipsy Trails in Alma fotografiert. Es ist eine ziemliche Schlacht - muss aber wohl so sein. Zu den edlen Meerestieren genießen wir Nachos & Salsa, Thousand Island-Dressing und Möhrchen. So lecker!!

Wir machen uns dann über die Fotos her, Gabis schreibt auch Tagebuch. Als wir dann später aufs Zimmer gehen treffen wir im Speiseraum auf 5 Kanadier/innen, die ebenfalls frischen Hummer verspeisen. Aber in welchen Mengen? Wir dachten, dass einer pro Person normal sei - die haben aber bestimmt schon jede/r 3-4 auf und in der großen Kühlbox sind noch mindestens 8-10. Im Gespräch erfahren wir mehr: jetzt ist Saison (10.08. - 10.10.) und das sei völlig normal. Im Fühjahr kaufen sie immer 50 Pfund (!) Zu 5,00 Can$ je Pfund (entsprich ca. 3,10 €/Pfund). Sie kochen diese (13 Minuten, nachdem das Wasser mit den Tieren drin sprudelt), nehmen sie auseinander und frieren sie ein. Die gehen damit verschwenderischer um als wir mit Grillwürstchen. Sagenhaft!

Jetzt ist das Tagebuch fertig - es gibt noch ein paar Chips und Wein. Eine irre Lobster-Party heute und wenn das „normal“ ist, dann werden wir das bestimmt nochmal wiederholen in den nächsten Tagen. Gute Nacht!

Tagesetappe: 244 Kilometer
Übernachtung: Auberge Bouctouche Inn & Suites, 50 Rue Industrielle, Bouctouche, NB E4S 3H9

Colourful PEI

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Gabi am Visitor Center, Victoria, PEI

Eines vorweg: „PEI“ ist die Abkürzung von Prince Edward Island - und das wiederum ist unsere Spielwiese für heute und morgen. Farbenfroh präsentierte sich diese Insel uns heute bei bestem Wetter - wir haben abends immer noch 28 Grad Wärme; unglaublich. Aber: morgen soll es wohl auch (warmen) Regen geben. Mal sehen.

Das Frühstück in Bouctouche ist ok, erwartungsgemäß. Rührei, Bacon, Toast, Cornflakes, Obst und Youghurt begleiten Kaffee und O-Saft. Guter Standard.

Unsere Sachen sind schnell im Auto - los geht es. Nur 30 Minuten trennen uns von Shediac, der „Lobster Capital of the world“ mit einer gigantischen Lobster-Statue („Giant Lobster“) an der Westeinfahrt des Städtchens in der Nähe des bunten Visitor Centers. Da knüpfen wir doch gleich mit ein paar Bildern an die Lobster-Party von gestern an. Lebensgroße Hummer zum Verzehr gäbe es direkt hinter der Brücke im Shediac Lobster Shop. Den schauen wir uns an, kaufen aber nichts. Am bunten Visitor Center lernt Tiny Little Bear von einem alten Fischer ein wenig Seemannsgarn.

Weiter geht die gemütliche Fahrt zur und über die Confidential Bridge, eine 13 km lange Brücke, die das Festland von PEI trennt. Maut muss man erst auf der Rückfahrt zahlen - es sei denn, man verlässt wie wir die Insel per Fähre - dann kann man sich die Maut sparen. Das ist schon besonders, über eine so lange Brücke zu fahren. Ähnliches kennen wir bislang nur aus Florida von den Keys. Aber auch das geht hier ganz entspannt, da wie immer wenig Verkehr ist. Und praktisch ist hier in Canada auch, dass sie das metrische System verwenden wie wir. Alle Angaben in km oder km/h - keine besondere Aufmerksamkeit erforderlich wir in den USA mit Meilen (und Fahrenheit etc.).

Hinter der Brücke erwarten wir ein Visitor Center und finden es prompt. Dort bekommen wir wertvolle Hinweise für eine Ergänzung des heutigen Programms. Ich äußere meinen Wunsch, ein paar farbenfrohe Bilder machen zu wollen und werde bestens mit Tipps bedient. Leider ist oft Gegenlicht, so dass der Himmel keine Struktur hat auf den Bildern.

Wir fahren einige abgelegene Punkte auf Empfehlung an; dabei geht es manchmal über staubige Off-Road-Strecken. Zunächst fahren wir Chelton Beach PP an, von wo aus die Confidential Bridge zum Teil zu sehen ist. Es folgt das Sea Cow Lighthouse, das an der Steilküste steht, die hier mit rotem Sand aufwartet. Und mit einem unglaublichen Wind, der uns mächtig um die Ohren pfeift. Die Gischt spritzt, feinste Sandkörnchen picken auf unserer Haut.

Am Wegesrand immer wieder: sehr schöne Häuser „in the middle of nowhere“. Nächster Stopp: Spinnakers Landing in Summerside. Bunte Läden um eine kleine Lagune an der Waterfront. Sehr hübsch!

Zurück Richtung Charlottetown fahren wir „Victoria By Te Sea“ an - das hatten wir gar nicht auf dem Schirm. Aber die kleine Häusersiedlung hat einiges zu bieten. Ein hübsches Lighthouse, ein türkisfarbenes Visitor Center, einige schmucke Galerien und Andenkenläden und eine Wharf mit der Lobster Barn. So einen kleinen Snack können wir uns zwischendurch gönnen. So erstehen wir eine Loster Roll, die besser ist als die letzte Tage, aber natürlich nicht mit unserem selbstgeknackten Hummer von gestern mithalten kann.

Die Fahrt durch landschaftlich schöne Strecken ist toll. Eine sanfte Hügellandschaft begleitet uns - und natürlich immer wieder der Blick aufs Wasser.

Am Rocky Point haben wir einen ersten Blick auf Charlottetown. Die beiden Türme der großen Basilika sind gut sichtbar. Wir schlendern am Strand entlang, es ist Ebbe. Eine große Truppe junger Leute sitzt im beachtlichen Stuhlkreis, die keinen Kids spielen im Ebbematsch - tolle Kindheit.

Dann sind wir an der Unterkunft in Downtown Charlottetown angekommen. „Boutique-Hotel“ nennt sich das Harbour House. Von außen kommt es viktorianisch daher, von innen gediegen englisch. Es liegt aber sehr zentral und so sind wir schnell im Ortskern und an der Waterfront. Dort bekommt Gabi ein Heidelbeer-Eis aus der „Cow-Ice-Manufaktur“. Davon schwärmen alle bei YouTube. Es ist vor allem eines: groß - aber schmackhaft, wenn auch nicht zu vergleichen mit italienischem Eis.

Auch hier an der Waterfront gibt es eine große 2025 - ein gefragtes Fotomotiv. Wir kehren in den Olde Irish Pub ein. Dort gibt es Austern zur Happy Hour. Da Austern aber nicht so ganz nach unserem Geschmack sind, entscheidet sich Gabi für Fish-Cakes (die sich als äußerst schmackhafte Fischfrikadellen entpuppen) mit Salat; ich nehme den Island-Burger mit Fries. Dazu Bier vom Fass (Red Irisch und Pilsener) und Cider für Gabi. Wir sitzen an der fischen Luft und können Leute gucken. Ich muss zwischendurch immer wieder meine Mückenstiche von gestern behandeln, die jucken wie Hölle.

Satt kehren wir in unsere Unterkunft zurück. Hier warten die täglichen ToDo’s: Kamera reinigen, Akku laden, Fotos sichten, taggen (die Z8 verbindet sich mit dem iPhone und zieht von dort die GPS-Daten - sehr nützlich!!) und z.T. bearbeiten, Tagebuch schreiben, Website gestalten, Backup der Daten machen etc. Das ist jetzt bald erledigt und dann ist Feierabend. Das war ein farbenfroher Tag, der uns bedien sehr gut gefallen hat. Schlaft gut - bis morgen!!

Tagesetappe: 265 Kilometer
Übernachtung: The Harbour House, 9 Grafton St, Charlottetown, PE C1A 1K3

Anne of Green Gables

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Gabi am Green Gables House, Cavendish, PEI

Das ist ja schon ein altehrwürdiges Haus, in dem wir hier logieren. Entsprechend ist das Interieur und auch das Frühstück: traditionell und edel. Die Frühstücksräume mit ihren Kristallleuchtern und Möbeln sind schon sehenswert - ich habe heute Abend mal ein Bild gemacht und auch eins von Gabi im Treppenhaus.

Die Auswahl am Frühstücksbuffet ist groß - zusätzlich kann jede/r noch eines von 6 Gerichten ordern. Wir entscheiden uns für Omelette mit Käse, Pilzen, Spinat und Tomate. Dazu Bagels, Frischkäse, Saft und Kaffee - alles von vernünftigem Porzellanbesteck - dem Ambiente des Hauses angemessen.

Die Wetterprognose für heute sieht immer wieder etwas Regen vor, entsprechend grau in grau sieht es draussen aus. Kein Problem - wir hatten bislang so viel Glück, da kommen wir durch. Wir lassen uns nicht beirren und fahren gegen 10:00 Uhr zum 45 Minuten entfernt gelegenen PEI Nationalpark.

Der 1937 eingerichtete PEI NP an der zentralen Nordküste der Insel schützt 18 qkm Fläche mit ca. 40 km Küstenlinie. Er ist stellenweise nur wenige 100 m breit. Die Attraktion dieses Küstenabschnitts ist laut Reiseführer die Farbkomposition bei Sonnenschein: kilometerlange rosarote Sandstrände und Dünen, Steilküsten aus rotem Sandstein, blaues Meer, hellgrüne Wiesen und dunkelgrüne Tannenwälder. Naja, das mit dem Sonnenschein wird heute nix.

Cavendish ist der Zentralort, und dorthin orientieren wir uns zunächst. Erster Stop ist der Oceanview Lookout mit Blick auf die hier von roter Erde geprägter Steilküste. Dazu gibt es Dünen, grüne Wiesen mit verschiedenen bunt blühenden Pflanzen und die obligatorischen roten Canada-Stühle.

Nun steuern wir das Visitor Center an und holen uns die notwendigen Informationen für heute. Dabei wird Gabi hellhörig: gleich nebenan ist die „Anne of Green Gables Heritage“. Hier steht das Farmhaus, das Lucy Maud Montgomery zu ihrem Roman „Anne of Green Gables“ inspirierte.

Die Schriftstellerin, selbst auf Prince Edward Island geboren (1874–1942), veröffentlichte die Geschichte 1908. Sie erzählt vom Waisenmädchen Anne Shirley, das versehentlich zu dem älteren Geschwisterpaar Marilla und Matthew Cuthbert auf die Farm „Green Gables“ geschickt wird. Eigentlich wollten die beiden einen Jungen zur Hilfe bei der Arbeit – und bekommen stattdessen ein rothaariges, phantasievolles Mädchen, das sofort alles durcheinander wirbelt. Mit Humor, Herzenswärme und einem guten Schuss Selbstbewusstsein erobert Anne nicht nur Green Gables, sondern auch die Herzen der Leserinnen und Leser in aller Welt. Das Buch wurde zum internationalen Klassiker und machte Prince Edward Island weltbekannt. Gabi hat den ersten Band schon vor unserer Reise als Hörbuch begonnen und ist fast durch. Frauenliteratur, sagt sie.

Heute können wir das Farmhaus betreten und die Räume so sehen, wie Montgomery sie beschrieben hat: die Küche, Annes kleines Schlafzimmer, den Dachboden. Auf Spazierwegen gelangen wir in die „Haunted Wood“ und den „Lover’s Lane“ – genau jene Pfade, auf denen Annes Geschichten lebendig werden. Wir sind durch Haus und Garten gegangen, haben uns an die vielen Details erfreut und konnten in die Stimmung der Romane eintauchen. Auch wenn man die Bücher nicht kennt, versteht man sofort, warum dieser Ort so viele Menschen berührt: Er verbindet eine ganz einfache ländliche Idylle mit einem Stück Weltliteratur. Oder anders ausgedrückt: hier ist die Wallfahrtsstätte für alle Fans - passt, es ist ja auch Sonntag.

Der Garten zum Haus und Lover’s Lane bieten für mich auch einige bunte Motive; die Planzen gefallen mir. In der Ausstellung gibt es auch eine Wand mit den ganzen Übersetzungen. Das Haus mit den grünen Giebeln gehörte der Cousine der Schriftstellerin und inspirierte sie zu ihren Romanen. Sie selbst wohnte 20 Minuten entfernt - das Haus sehen wir uns nicht an. Ich lese aber einiges über ihr Leben - sie hat es nicht leicht gehabt; auch nicht als erfolgreiche Frau in dieser Zeit.

An Cavendish Beach strolchen wir durch die Dünen und vergnügen uns am erfrischenden Meer. Einziger Haken: auch hier sind diese Moskitos und die jagen und beißen mich unerbittlich. Ich scheine denen zu schmecken - und jucke mich kaputt. Selbst in der Kneipe heute Abend haben sic mich gejagt.

Nächstes Ziel ist North Rustico Harbour mit etwas abgeranztem Lighthouse sowie einigen gelben, aber auch renovierungsbedürftigen Gebäuden. Meine Uhr rappelt, weil sich die Gartenkamera am Weinberg eingeschaltet hat. Prima- die liebe Birgit schaut sicher dort nach dem Rechten. Ein Blick aufs iPhone: da ist sie ja. Und dank moderner Technik können wir sofort über die Kamera miteinander quatschen. Spooky!

Die „On the Dock Eatery“ mit bestem Blick auf das Meer zieht uns magisch an. Ein Snack käme jetzt gelegen und der besteht aus Calamaris und frischer Seafood-Chowder, einer Suppe auf Hummerfondbasis, Kartoffeln, Sahne und Milch mit ganz viel Meeresfrüchten und Fisch drinnen. Wir teilen uns beides und sind begeistert.

Letztes Ziel: das Covehead Lighthouse, das sehr sehenswert daherkommt und unten am menschenleeren Strand auch noch einen Rettungsring bereithält. Solche Fotos sammelt Gabi.

Um 16:00 Uhr sind wir zurück im Hotel - das Wetter war besser als erwartet und es ist immer noch sehr warm. Mittagspause, Bilder versorgen, eine kleine Runde schlafen, als klar ist, dass Deutschland gegen Nordirland heute eine Chance zu haben scheint.

Später gehen wir nochmal in die Stadt, suchen und finden „Hunter’s Ale House“, eine urige Kneipe, in der wir uns an die Theke setzen. Im Fernstehen läuft American Football (San Francisco 49ers gegen die Seattle Seahawks); wir trinken Bier und Cider und kämpfen uns durch Nachos, Haddock (Schellfisch) mit Reis & co.

Als wir nach Hause gehen, regnet es etwas stärker - aber Gabi hat die beiden Mini-Knirpse eingepackt. Ohne ihre akribische Orga in alle den kleinen Dingen könnten wir eine solche Reise nicht so durchführen, wie wir es beide so lieben und genießen. Danke dafür!

Morgen geht es für einen Tag zurück nach Nova Scotia - da steht eine längere Autofahrt an, aber das ist eine neue Geschichte. Gute Nacht.

Tagesetappe: 114 Kilometer
Übernachtung: The Harbour House, 9 Grafton St, Charlottetown, PE C1A 1K3

The World Famous Cabot Trail

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Gabi auf dem Skyline Trail, Cape Breton Highlands NP, NS

Wir haben unsere geplante Route gestern Abend bereits in google Maps mal angeschaut. Weia - mit allen Abstechern 7 Std. Fahrtzeit. Dazu kommen 2 Stunden für den Skyline Trail und geschätzt 3 Stunden für alle übrigen Unternehmungen. Wenn wir vor Dunkelheit um 19:30 Uhr wieder zurück sein wollen, sollten wir um 07:30 Uhr starten. Und das tun wir dann ganz einfach (ohne Wecker) exakt um diese Uhrzeit.

Draussen ist es herrlich, Nebel liegt über den Seen und wir fahren diesmal „unten rum“ um die Seenlandschaft, das heißt zunächst in südliche Richtung. Das Navi zeigt schon nach 20 km eine Fährennutzung an. Das hatten wir gar nicht auf dem Schirm. Und wie geht das? Die „The Little Narrows Ferry“ ist abfahrbereit, als wir ankommen; wir rollen aufs Deck, vor uns sind schon 4 andere Fahrzeuge da. Sie ziehen die Auffahrrampe hoch (und lassen sie nochmal runter, weil ein weiteres Auto kommt), fahren 3-5 Minuten und wir sind wieder runter. Dabei kostet der Spaß noch nicht einmal etwas („don’t pay the ferryman“) und läuft 24/7. Super.

Als die Fähre sofort wieder zurück fährt gelingen Aufnahmen im Gegenlicht - und am nahen Ufer strahlen die Bäume in der aufgehenden Sonne und spiegeln sich im Wasser. Je nach Blickrichtung ergibt sich eine andere Stimmung - der Nebel, der über dem Wasser treibt passt perfekt dazu.

Der Cabot Trail auf Cape Breton Island zählt zu den berühmtesten Panoramastraßen Nordamerikas. Nicht umsonst steht auf den Hinweisschildern „The World Famous Cabot Trail“. Auf 298 Kilometern schlängelt sich die Route durch den Cape Breton Highlands National Park, entlang rauer Steilküsten, über bewaldete Hochebenen und durch kleine Fischerorte, die ihren ursprünglichen Charme bewahrt haben. Immer wieder öffnen sich uns weite Blicke über den Atlantik, und mit jeder Kurve scheint die Landschaft ein neues Gesicht zu zeigen. Der Name erinnert an den Entdecker John Cabot, der Ende des 15. Jahrhunderts die Küsten Neufundlands und Nova Scotias erreichte.

Am stillen Ufer von Ingonish Beach frühstücken wir Sandwiches, die wir eben beim Tankstop erworben haben. Nur Vogelgezwitscher begleitet uns – ein ruhiger Moment, bevor wir uns auf die weitere große Rundfahrt über den Cabot Trail begeben. Nach einem kurzen Stopp im Visitor Center geht es weiter nordwärts. Immer wieder halten wir an grandiosen Aussichtspunkten, die den Blick freigeben auf die zerklüftete Steilküste. Dabei klettern wir über die Felsbrocken und haben Spaß beim Fotografieren - beide!

In Neils Harbour entdecken wir den kleinen Hafen mit seinen bunten Häusern und den rot-weißen Leuchtturm, der über den Booten wacht. Wenig später stehen wir in White Point direkt am Wasser und sehen die Felsen und Klippen diesmal aus nächster Nähe – fast schon auf Augenhöhe mit den Wellen. Einige maritime Utensilien der Fischer stehen bunt herum. Als wir die Abstecher-Runde Richtung Cabot Trail schließen sehe ich etwas am rechten Straßenrand. Ein freundlicher Fuchs versteckt sich schnell, kommt aber wieder hervor, als ich vorbei bin. Er guckt uns interessiert an und als ich nach der Kamera greifen will schnürt er über die Straße und verschwindet auf nimmerwiedersehen. So sind sie, die Füchse.

Noch eindrucksvoller wird es weiter nördlich in Meat Cove. Die staubige Anfahrt über Schotterstraßen lohnt sich, denn der Ausblick von diesem entlegenen Campingplatz ist schlicht überwältigend. Wir haben das Gefühl, am Ende der Welt zu sein. Das hier ist einer der Top Spots für Walsichtungen vom Ufer aus. Und am frühen Morgen wurden auch schon welche gesehen. Wir ahnen es mehr, als wir es wirklich wissen: sie sind da und wir sehen auch immer wieder, wie was auftaucht aus der Tiefe - leider sehr, sehr weit entfernt. Ich habe mein 200er Tele drauf und bin sicher: da ist was. Ich drücke ab und habe tatsächlich einen Rücken mit Flosse erwischt, leider winzig klein - das lässt sich nicht nutzbar herausvergrößern.

Auf der Weiterfahrt sehen wir unbekannte Meeresvögel und mit Tiny auf dem Dashboard genießen wir die spektakuläre Fahrt durch diese Berglandschaft - immer in Küstennähe und daher mit viel Aussicht. Wir passieren eine Berglandschaft mit der Erdfalte, die einst Amerika mit Afrika verbunden hatte - das ist aber schon 300 Millionen Jahre her.

Am Nachmittag besuchen wir dann das das Whale Interpretive Centre in Pleasant Bay - eine interessante Ausstellung rund um das Thema Wale. Eindrucksvoll sind die Größenvergleiche zwischen Walen, Delfinen etc. an der Wand. Dort zeige ich den Experten meinen Miniausschnitt aus dem Foto und sie bestätigen: es ist ein Pilotwal! Yes!! Gutes Auge gehabt. Die Bilder mit der Fluke vor offenen Meer sind auch dort entstanden.

Nun begeben wir uns auf den Skyline Trail. Die Empfehlung war: recht früh (ging nicht) oder eher spät. 15:00 Uhr scheint „eher spät“ zu sein, denn es ist nicht viel los. Dabei war der Trail morgens noch wegen Überfüllung geschlossen worden. Wir fragen nach Coyoten, weil davor gewarnt wurde. Die Rangerin auf dem Parkplatz erzählt, dass hier tatsächlich vor rd. 10 Jahren mal eine Wanderin von einem Coyoten angefallen und getötet wurde. Heute sei es aber sicher. Bären und Moose gibt es hier auch. Bei bestem Wetter wandern wir fast allein über den Pfad, und am Ende erwartet uns der berühmte Blick über die Steilküste – vielleicht der schönste Moment des Tages.

Nein, ganz sicher der schönste Moment, denn wieder einmal wird uns bewusst, wie privilegiert und glücklich wir sind, dass alles bei diesen Bedingungen erleben zu dürfen. Der Skyline-Trail macht seinem Namen alle Ehre: Himmel, Wasser, Felsen - grandiose Ausblicke. Gabi macht auch eine Panorama-Aufnahme eines kleinen Teilstücks des Cabot Trails mit dem iPhone. Es macht so viel Spaß, hier über die Boardwalks und Stufen zu steigen und wir machen viele Aufnahmen. Obwohl wir uns viel Zeit lassen sind wir bereits um 16:50 Uhr wieder am Trailhead. Hier trifft sich gerade eine Gruppe mit einer Rangerin für einen „Guided Hike“ und wir verquatschen uns total mit ihr und den Gästen. Auch sie bestätigt die Pilotwal-Sichtung.

Über Cheticamp komplettieren wir die Runde, machen noch ein paar Fotos an der Küste bei Sonnenuntergang und erreichen am Abend wieder die gerade abfahrtbereite Fähre, die diesmal für uns nochmal die Rampe runterlässt. 20 Minuten später und zwar um 19:15 Uhr sind wir an unserer Unterkunft angekommen – erfüllt von einem großartigen Tag auf einer der schönsten Straßen Kanadas und mit grandioser Lust auf ein Bier vom Fass. Die Planung passte!

Und das mit dem Bier passte auch. Im „The Frolic & Folks Pub“ esse ich Thai Chicken Nachos und Gabi Schwertfisch „Cajun Style“, dazu teilen wir uns einen großen Spinatsalat mit Ei, Mandarinen, Champignons und Mozzarella. Ich trinke 2 IPAs und mag den bitteren, fruchtigen Geschmack, wenn er frisch aus dem Fass kommt - erst Recht nach einem solchen Tag. Heute Abend schaffe ich es aber nicht mehr, das Tagebuch zu schreiben - ich bin glücklich geschafft.

Daher entsteht dieser Beitrag erst am nächsten morgen nach dem Aufwachen - vorher gehts ja auch nicht.

Tagesetappe: 447 Kilometer
Übernachtung: The Iona Heights Inn, 4115 Hwy 223, Iona, NS B2C 1A3

© 2025 Gabi & Jürgen