Tagebuch




Seetag

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Gabi auf der Marine Atlantic Ferry "The Highlanders", Sydney, NS

Wir wachen zur gewohnten Zeit auf und lassen es wie immer ruhig angehen. Ab heute gibt es mit Ausnahme des Abreisetages kein Frühstück mehr auf dieser Reise - jedenfalls nicht mehr inklusive im Hotel. Statt dessen drehen wir noch eine kurze Runde in der Morgensonne über den Boardwalk bis zum Hafen. Einen kurzen Stopp legen wir beim Denkmal für die in Seenot geratenen Marinesoldaten der Weltkriege ein. Im Hafen liegt heute ein amerikanisches Kreuzfahrtschiff. Das zeigt der „Big Fiddle“ mal kurz, welches Verständnis sie von „Big“ hat. Da sieht die Geige ganz verloren aus. Ich möchte nicht wissen, was hier gleich los ist, wenn die paar tausend Gäste gefrühstückt haben und über die Stadt herfallen. Anschließend finden wir in der Charlotte Street auch sehenswerte Wandmalereien und vor dem Hotel entdecke ich noch einen hübschen Schmetterling..

Dann packen wir alles ins Auto und fahren zum nächsten Superstore. Die Basic Lebensmittel (Wasser, Nachos, Trauben etc.) müssen erneuert werden. Zusätzlich kaufen wir Bagels, Frischkäse, Truthahnbrust etc. für die kommenden ersten Mahlzeiten des Tages. Instantkaffee und Creamer haben wir noch, so dass es im Hotel schon einen Kaffee in die Yeti-Becher gab. Von den gut aussehenden Sandwiches nehmen wir auch 2 mit. Dann fahren wir die 30 Minuten zum Fährterminal fertig.

Einchecken geht wieder problemlos am Drive-Thru-Schalter. 2 Stunden vor Abfahrt (12:15 Uhr) Wir stellen unser Auto in eine der Warteschlangen und gehen mit den Yetis und den Sandwiches zu einer gemütlichen Parkbank. Frühstück! Kaum ist das auf, sehen wir schon die ersten Wagen Richtung Fähre rollen. Das geht schneller als erwartet. Die Fähre namens „The Highlanders“ ist riesig und es ist beeindruckend zu sehen, wie Truck nach Truck hoch oben auf das Deck rollt. Auf einem Foto ist das zu sehen. Wir folgen in den Bauch des Schiffes.

Bereits um 11:15 Uhr sitzen wir oben auf Deck 10, dem Sonnendeck, das seinem Namen alle Ehre macht. Wir cremen uns ein, die Sonne hat eine wahnsinnige Kraft, auch wenn unsere Thermometer nur gut 20 Grad anzeigen. Abfahrt ist dann überraschenderweise schon um 11:45 Uhr bei schönen Blicken auf die Steilküste und einen weiteren Leuchtturm. Wir genießen die Wärme und Aussicht; ich unterhalte mich länger mit einer Dame, die eine kleine, 12 Jahre alte D8500 mit einem 200-500 f5.6 bewaffnet hat. Ganz schöner Trümmer, dieses Objektiv.

Gabi meint, die 7 Stunden bis Neufundland seien ja im Grunde so etwas wie ein Langstreckenflug, nur mit Schiff. Ja, stimmt - und mit viel mehr Bewegungsfreiheit, ohne feste Sitzplätze und mit ganz viel frischer Luft. Also doch eher wie ein Seetag auf der AIDA? Ja, aber kürzer und ohne Buffett. Also doch etwas ganz einzigartiges. Schön!!

Dann gehen wir unter Deck, die Sorge, uns zu verbrennen, überwiegt. Außerdem müssen ja noch die Hausaufgaben von gestern bewältigt werden. Wir setzen uns in die Bar, bestellen ein Bier und einen Cocktail, sortieren und bearbeiten Fotos, schreiben Tagebuch von gestern und ich mache die Homepage von gestern fertig. Als das getan ist gönnen wir uns einen Basket „Wings & Fries“ mit einem weiteren Getränk.

Da wir ganz vorne im Schiff sitzen (mit bestem Blick) auf die Fahrtrichtung schaukelt es nun doch etwas, obwohl die See recht ruhig scheint. Das ist mir nicht geheuer und so ziehe ich die Sea-Bands an, die mich bisher immer vor Seekrankheit bewahrt haben. Ich verziehe mich nach Mittschiffs, setze mich in einen dieser opulenten Sessel und mache die Augen zu. Fast zwei Stunden später kommt Gabi dazu und ich wache auf. Klasse.

Da kommt auch schon eine Durchsage, dass wir in einer Stunde in Neufundland eintreffen. Das ging ja viel schneller als erwartet. So schreibe ich schon mal schnell diesen Text bis hierher.

Das Einlaufen in Port aux Basques im Abendlicht ist spektakulär. Den Leuchtturm habe ich in allen Lichtstimmungen fotografiert und für das Album hier mal eine Gegenlichtaufnahme ausgesucht. Davor jagen sich wilde Jetskifahrer und die bunten Häuser der Siedlungen glänzen in der Sonne. Gabi fragt, ob das alles echt ist oder wir im Miniatur-Wunderland gelandet sind? Oben auf dem Hügel voraus ist in grün bereits unser Hotel für die kommende Nacht zu sehen. Es ist 18:00 Uhr und wir sind sehr gut durchgekommen. Hier ist es allerdings schon 18:30 Uhr - unsere erste Zeitverschiebung um 30 Minuten; das hatten wir noch nie. Wir sind Deutschland in den nächsten Tagen also nur noch 4:30 Std. hinterher.

Bis hierher dauert die Autofahrt nur 5 Minuten. Schnell haben wir unser Zimmer bezogen, gehen noch kurz raus - hier ist aber heute nichts mehr zu holen. Dann lieber schnell ins hoteleigene Restaurant, bevor das schließt. Wir bestellen einen „Seafood Bake“, der von der Beschreibung spannend klingt. War es dann auch - und sehr lecker sowie glücklicherweise mal nicht frittiert. Man nehme ein schönes Stück Kabeljau, lege es in eine Auflaufform und begieße es mit einer gehörigen Portion Seafood-Chowder, also Meeresfrüchtesuppe. Dann mit Käse überbacken und ein fluffiges Brötchen dazu reichen. Das merken wir uns. Ist quasi eine Seafoodlasagne ohne Nudeln. Pures Glück, purer Geschmack. Lecker.

Da ich auf dem Schiff schon etwas Tagebuch geschrieben habe, geht es nun hier zu Ende - ich bin fertig und dann lassen wir den Abend ausklingen. Die nächsten beiden Tage werden wieder sehr spannend - es geht in den sagenumwobenen Gros Morne NP. Bis dahin sind es aber erst mal wieder 400 km. Daher: gut schlafen, nicht zu spät aufbrechen …

Tagesetappe: 62 Kilometer
Übernachtung: St. Christopher's Hotel, 146 Caribou Road, On Route 1, Port aux Basques, NL A0M 1C0

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