Tagebuch
Lazy day
01.09.25 23:39 Abgelegt in: Nova Scotia | NP

Gabi am Kejikujik See, Kejikujik NP, NS
Tja, das war viel Stoff gestern. Heute wird es überschaubarer. Wir haben super und auch lange geschlafen. Die Zeitumstellung scheint schon gut verdaut zu sein. Erst kurz vor 08:00 Uhr begebe ich mich mal in die Senkrechte. Ich ziehe mich an und schaue mal runter zum See. Da liegt ein klein wenig Nebeldunst auf dem See, Luft und Wetter sind fantastisch. Wir riechen glücklicherweise nichts vom Wildfire, dass nördlich von uns Immer noch brennt. Mal sehen, wie das morgen wird, wenn wir nördlich fahren. Als ich da so am See sitze, prasseln hinter mir immer mehr kleine Tannenzapfen aus luftiger Höhe nach unten. Es knackt, knistert und knallt, dass mir ganz anders wird. Nicht, dass da oben im Baum ein Bär sitzt, der sich sein Frühstück pflückt? So sehr ich auch schaue, ich entdecke nichts.
Zurück im Zimmer schnappe ich mir mein MacBook. Da ist einiges aufzuarbeiten. Lange schreibe ich an dem Tagebucheintrag von gestern. Auch die Fotos wollen verarbeitet, gesichtet und für die Website ausgesucht werden. So vergeht einiges an Zeit, aber wir haben ja keine großen Dinge vor und nach gestern ist so ein fauler Tag perfekt, um mal richtig „anzukommen“ hier.
Später decken wir draussen den Frühstückstisch. Gabi hat Bagels mit Frischkäse bestrichen und Truthahnbrust mit Salsa sowie etwas Coleslaw aufgelegt. Dazu gibt es Kaffee und knackige rote Weintrauben. Wir sitzen da in der friedlichsten Idylle, die man sich denken kann. 2 Eichhörnchen spielen Fangen - sonst passiert nix. Schön.
Es ist schon „High Noon“, als wir unsere Badesachen anziehen, ein Shirt dazu, Tewa-Sandalen und Schwimmweste, die sich im Schrak auf dem Zimmer befindet. Fertig zur Ausfahrt. Wir holen uns 2 Steckpaddel im Geräteschuppen und suchen uns am Bootsanleger ein rotes Kanu aus. Los geht es zu unserer allerersten Kanu-Fahrt. Kajak hatten wir ja schon hin und wieder, zuletzt im Frühjahr bei dieser anstrengenden Tour durch die sturmgepeitschte karibische See.
Ich bin aber sehr angenehm überrascht: wenn man erst mal sitzt geht das richtig gut, obwohl der Schwerpunkt ja deutlich höher sitzt. Gabi hat ihr iPhone in einer wasserdichten Hülle dabei, ich die GoPro. So kommt die auch mal wieder zum Einsatz. Wir fahren gute 60 Minuten bei bestem Wetter über den See und tauchen auch in einen langen Seitenarm ein. Das klappt alles prima. Keinen Mucks hört man hier und wir sind komplett allein hier. So schön! Naja, etwas habe ich schon gehört: Gabi summte plötzlich hinter mir die Winnetou-Melodie; erst war ich geschockt - gepasst hat es aber schon irgendwie …
Anschließend ziehen wir uns um und fahren noch einmal zum Parkplatz bei Merrymakedge. Im Glauben, auf P1 zu stehen gehen wir Richtung P4. Im Glauben, dass der noch weit vor uns liegt, gehen wir weiter und weiter, immer am See entlang, dann aber in den Wald hinein. Und dann ist der Weg plötzlich weg und wir stapfen durchs Unterholz - völlig verfranzt. Google-Maps hilft nur grob denn hier ist kein Netz. Immerhin sehe ich unseren Standort und ein paar Wege, so dass wir uns grob orientieren können. Wir sind ziemlich weit in die eigentlich gesperrte Zone geraten. So kommen wir aber immerhin zu einer über 60-minütigen Wanderung. Das Beste: wir sind fast komplett allein hier; andere Leute haben wir kaum gesehen. Auf dem Rückweg zur Unterkunft halten wir noch einmal kurz am Visitor Center an. Dort meint man, dass evtl. heute Abend am Sky Circle eine gute Sicht auf die Milchstraße sein könnte.
Wieder am Zimmer erkunden wir noch einen langen Boardwalk am Mersey River entlang. Dort finden wir noch eine Stelle, von der aus man die Milchstraße evtl. auch gut sehen könnte heute Abend. Da ist guter Rat teuer: nochmal fahren oder hier unser Glück versuchen? Es ist 17:30 Uhr noch ist nichts entschieden. Aber das Tagebuch ist bis hierher schon mal geschrieben. Onlinestellen kann ich die ganzen Dinge ohnehin erst morgen. Hier ist das WiFi zu schwach. Jetzt kümmere ich mich noch um ein paar Fotos und dann machen wir gleich erst mal Abendessen.
Dazu werfe ich nochmal den Grill an und platziere vorgegarte Hähnchenkeulen, damit sie sich erwärmen. Die zweite Hälfte Coleslaw wandert in die Salatschüssel, die zweite rote Paprika folgt ihr ebenso, wie das Crab-Meat. Zur Unterscheidung vom gestrigen Salat addieren wir noch rote Trauben, die dem Ganzen noch mehr Süße geben. Nachos mit dem Rest der Salsa, die auch zu den Hühnerbeinen gut schmeckt und ein Glas Pinot Grigio - fertig ist eine schmackhafte Abendmahlzeit, die auch von den anwesenden Eichhörnchen aus der Ferne mit Argusaugen beobachtet wird. Ich glaube, eines hat sogar den Daumen gehoben.
Wir richten noch ein paar Dinge und starten um 21:00 Uhr zur nächsten kleinen Runde Sternenfotografie. Ihr habt es erraten: Wein und Auto passen nicht - wir bleiben hier. In finsterer Nacht streben wir über den langen Boardwalk dem nördlichen Punkt des Geländes zu. Hier wäre tatsächlich ein sehr guter Platz, aber wer schaut uns zu und strahlt mit jeder 100.000-Watt Glühbirne um die Wette? Vater Mond, die alte Socke verdirbt uns hier den Spaß. Taghell erleuchtet er See und Umgebung und lässt die Sterne blass aussehen.
Also zurück zum gestrigen Tatort, wo sich aber kein neues Bild ergibt. Also gehen wir noch kurz bis zur Sauna und machen dort noch ein paar Bilder. Das geht nun zügig von der Hand, wenn man den Bogen einmal raus hat. Es ist nicht das, was wir wollten - dazu sind auch zu viele Wolken am Himmel. Aber Spaß an den Aufnahmen habe ich dennoch. Sehr sogar!
Nun ist Feierabend. Nebenan schnarcht jemand mit sich selbst um die Wette. Das hören wir aber gleich nicht mehr, denn wir sind auch müde genug. Morgen geht es gemütlich weiter. Es stehen einige Sehenswürdigkeiten auf dem Programm - und vielleicht eine Winzerei. Wenn uns das Wildfire mal keinen Strich durch die Rechnung macht. Heute war jedenfalls ein super gemütlicher und wieder mal entspannter Urlaubstag - als wären wir schon ewig hier.
Tagesetappe: 36 Kilometer
Übernachtung: Mersey River Chalets, Maitland Bridge, On Route 8, Caledonia, NS B0T 1B0