Tagebuch




Zurück auf die Schulbank

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Jürgen in der Schoolhouse Brewery, Windsor, NS

Super Nacht; wir wachen erst gegen 07:30 Uhr auf. Ok, nachts wurde ich auch mal kurz wach, 02:30 Uhr - Gabi tapert durchs Zimmer. Sie sei mal eben unten am Bootsanleger und auch an der Lichtung gewesen. Es sei noch dunkler geworden, die Sterne seien noch viel besser zu sehen. Aber eben nicht das helle Zentrum der Milchstraße. Na dann: weiterschlafen.

Wir lassen es wieder ruhig angehen. Gabi duscht - ein spitzer Schrei! Gut, wer duscht schon gerne mit dem Spider-Monster? Sie hat erst beim rausklettern aus der Badewanne gesehen, dass am Duschvorhang eine richtig, richtig fette Spinne sitzt. Die muss weg, bevor ich ins kühle Nass gehe. Sie ist jetzt weg.

Wir machen Frühstück und quatschen etwas mit den deutschen Nachbarn, die heute Nacht auch versucht haben, Sternenfotos zu machen. Deren Reise nähert sich dem Ende und sie haben ziemlich Pech gehabt, weil die meiste Zeit alle Trails wegen der Wildfire geschlossen waren - fast überall. Es ist der trockenste Sommer seit 50 Jahren hier im Osten. Jetzt werden die Beschränkungen aber nach und nach gelockert. Heftig - gut für uns!

Diesmal kommt kein Kolibri vorbei, als wir uns die Bagels schmecken lassen; auf die Eichhörnchen ist aber Verlass. Als alles zusammengepackt und im Auto ist gehen wir nochmal runter zum spiegelglatten Harry Lake. Da sitzt ein kleiner Frosch am Bootsanleger und der lässt sich bereitwillig ablichten. Braves Tierchen; dafür, dass ich das 70-200 nicht dabei hatte, ließ er mich ganz schön nah ran. Sehr freundlich!

Nun fahren wir knapp 45 Minuten bis Annapolis Royal. Das ist einfach; sind wir einmal auf der befestigten Straße geht es immer nur geradeaus. Fertig - schon sind wir an der Fort Anne NHS, unserem ersten Ziel für heute. Es handelt sich hier um ein Fort aus der Zeit der Kriege zwischen England und Frankreich im 17. und 18. Jahrhundert. 1629 errichteten die Franzosen hier die erste Befestigung. Nach der Eroberung der Festung 1710 durch die Briten erhielt das Fort seinen Namen. Von den frühen Strukturen existieren noch die sternförmig angelegten, begrünten Erdwälle, einige Kanonen, ein Pulvermagazin und die Offiziersgebäude. Wir schauen uns das Museum an (toll sind hier z.B. die bunten Wandbehänge), spazieren auf den Wällen herum und geraten auch in die Gewölbe. Einiges war hier unterirdisch angelegt; ganz schön viele Ebenen. Oben auf den Wällen haben wir einen weiten Blick über die breite Mündung des Annapolis Rivers. Und wie schon so oft finden wir auch hier die typischen 2 roten Stühle.

Direkt auf der anderen Straßenseite finden wir die zuhause schon identifizierte „German Bakery & Sachsen Cafe“ von Heidi und Dieter. Da müssen wir natürlich hinein. Viele leckere Backwaren sind schön präsentiert. Wir entscheiden uns für ein „Sour Cherry“-Teilchen und 2 Latte und lassen uns das draußen in der Sonne schmecken. Was schlecht ist für die Natur genießen wir in vollen Zügen. Allerbestes Urlaubswetter; heute waren es 26 Grad, die sich lt. Radiobericht anfühlen sollten wir 28 Grad - und das war mindestens so! Gabis neuer Sonnenhut tut gute Dienste und auch ich trage immer eine Kappe. Besser ist das!

Nun steht ein Bummel durch das kleine Annapolis Royal an, das 150 historische Häuser, einen kleinen Leuchtturm und auch einen Boardwalk aufzuweisen hat.

Es wird Zeit, etwas Kilometer zu machen und so fahren wir über den Hwy. #101 eine gute Stunde gen Norden durch das sehr schöne Annapolis Valley bis Wolfville. Autofahren ist kinderleicht und super entspannt hier. Überhaupt kein nennenswerter Verkehr, Parkplätze, wo man sie braucht - easy!

Wolfville wartet mit einer belebten Flaniermeile auf; bunte Geschäfte wohin das Auge schaut. Sogar eine Wedding Chapel gibt es hier, einfach so zwischen den Geschäften. Im Waterfront Park finden wir einen Wolfville-Schriftzug und eine Statue - man, hatte der Kerl Koteletten! Und hier blickt man schon auf einen Bereich, der zur Bay of Fundy gehört. Das Besondere dieser riesigen Bucht: hier gibt es den höchsten Tidenhub weltweit mit zum Teil bis zu 22 Metern. Ist Ebbe, blickt man auf braunen Schlick - wie wir heute in Wolfville. Davon aber morgen mehr! Schön sind auch die vielen bunten Wandmalereien. Summer-feeling überall.

Wir begeben uns auf den sog. Evangeline Trail durch die Weinberge; 10 Minuten außerhalb von Wolfville finden wir die „Domaine de Grand Pre“, die älteste Winzerei Nova Scotias mit Probiertheke. Wir schauen uns zunächst etwas um, dann bekommt Gabi ein „Premium Tasting“ für 15 Canadische Dollar (ca. 9,30 €). Dabei kann sie sich nach Beratung 3 Getränke aussuchen. Sie entscheidet sich für den preisgekrönten Blanc du Blanc (Winzersekt nach Champagner-Methode hergestellt), einen weißen Ortega und einen roten Castel. Als Zugabe präsentiert ihr die Bedienung noch einen „Pomme D’Or Ice Cider“ - eine Art Eiswein aus Applecider - das volle Apfelaroma. Sehr schmackhaft, das alles!

Die letzten 15 Minuten bis Windsor sind schnell gefahren und nun sind wir hier im „The August House“, einem wirklich schnuckeligen Gästehaus, das mit einem kleinen, aber liebevoll eingerichteten Zimmer für uns und diversen recht edlen Gemeinschaftsräumen für alle aufwartet. Wir haben nun etwas Tagebuch geschrieben und werden als nächstes mal schauen, was Windsor so zu bieten hat. Frösche werden wir hier nicht finden; leckere Getränke aber mit ziemlicher Sicherheit schon.

Genau so! Wir landen in der Schoolhouse Brewery unten am Avon River. Das Licht ist toll und so macht Schule Spaß! Die Zapfhähne sind Bleistifte, die Deko ist auch klasse. Und das Bier ist super. Ich nehme eine Flight aus 4 Probiergläsern, Gabi ein Cider. Dazu gibt es Nachos für mich und Fish-Tacos für Gabi. Zum Nachtisch noch ein Hazy IPA und ein Peach Seltzer. Zum Tagesabschluss finden wir direkt am Fluß noch 2 der roten Stühle, setzen uns in die Abendsonne und lassen den Selbstauslöser seinen Job tun.

Jetzt ist es 21:00 Uhr und das Bett ruft. Ich lade noch schnell die Website hoch und dann machen wir die Augen zu. Morgen fahren wir nach New Brunswick, wo 2 Nationalparks und als erstes mal die sagenhafte Bay of Fundy warten. Ich werde berichten!

Tagesetappe: 185 Kilometer
Übernachtung: The August House, 494 King St., Windsor, NS B0N 2T0

© 2025 Gabi & Jürgen