Tagebuch
Day and Night in Terra Nova NP
14.09.25 03:29 Abgelegt in: Newfoundland | NP

Gabi auf dem Goodwiddy Path Loop Trail, Terra Nova NP, NL
Wir wachen auf, die Sonne lacht. Den Schlüssel geben wir unten am Haupthaus ab und dort liegt auch der Anker, der dem Anchor Inn seinen Namen gibt. Gegenüber leuchtet ein Häuschen in orange vor der Kirche. Kurz vor 09:00 Uhr fahren wir los.
Es geht wieder über die „Road to the Isles“, nur diesmal in umgekehrter Richtung. Und heute lohnt es sich bei Sonnenschein und blauem Himmel, hin und wieder anzuhalten und Bilder von den Seen und vom Meer zu machen. Schön, wie die bunten Häuser leuchten. Boote finden sich hier auch wie bei uns zu Hause Autos.
Später erreichen wir wieder den Trans-Canada-Highway #1 und das macht die Weiterfahrt zum Kinderspiel. 100 km/h, kaum andere Autos, nach insgesamt 3 Stunden Fahrtzeit sind wir am ersten Visitor Center des Terra Nova Nationalpark angekommen.
Der Terra Nova NP liegt an der Ostküste Neufundlands, morgen sind es noch rund 200 Kilometer südlich bis St. John’s. Er war 1957 der erste Nationalpark der Provinz und trägt einen Namen, der Programm ist: Terra Nova - „Neues Land“ - ist die lateinische Bezeichnung für Neufundland und verweist zugleich auf die spanischen Entdecker, die hier vor Jahrhunderten erstmals an Land gingen. So erklärt es uns der junge Ranger im Visitor Center.
Der Park ist geprägt von einer Mischung aus dichten Nadelwäldern, Birkenbeständen und weiten Moor- und Sumpfgebieten. Zwischen den Wäldern schneiden sich tiefe Buchten in die Küste, die wie kleine Fjorde wirken. Besonders markant ist der Newman Sound, ein langgestreckter Meeresarm, der sich weit ins Landesinnere zieht. Der Begriff „Sound“ bezeichnet im Englischen eine größere, oft fjordartige Bucht oder Wasserstraße, die durch die Brandung und das Spiel der Gezeiten geformt wurde.
In den Wäldern und Mooren leben Elche („Moose“), Schwarzbären und mit etwas Glück lässt sich auch der majestätische Weißkopfseeadler beobachten. Wanderwege führen zu Aussichtspunkten über die Buchten oder tief hinein ins grüne Hinterland. Der Ranger nimmt sich sehr viel Zeit für uns und empfiehlt sehr, den am Visitor Center beginnenden und 8 km langen „Goowiddy Path Loop Trail“ zu erwandern. Mit ganz viel Glück hätten wir dort auch eine Chance auf Wildlife.
Typisch für Terra Nova ist die Ruhe und das bekommen wir auf dem Trail auch sofort zu spüren. Hier geht es total beschaulich zu. Wir haben das Gefühl, den Trail für uns allein zu haben - umgeben von nichts als Wald und Wasser. Immer wieder bleiben wir stehen und lauschen: nichts zu hören, nur ganz selten mal etwas Vogelgezwitscher oder ein Squirrel, dass lustig quietscht. Wildlife sehen wir wenig und so mache ich mir einen Spaß daraus, auch die kleinen Dinge am Wegesrand zu fotografieren: seltene Blumen, Moose und „Spanish Moss“. Ein Squirrel sitzt auf einem Boardwalk, der hier oft anzutreffen ist, um zu sumpfige Stellen zu überbrücken. Gut, dass ich gerade das 70-200 mm drauf habe.
Es geht immer bergauf und bergab und der Pfad ist überwuchert von Farnen und gespickt mit tückischen Wurzeln. Hier kann man sich sehr schnell vertreten und dann war es das mit hiking. Also passen wir besonders gut auf. Infolge dessen zieht sich die Wanderung ganz schön in die Länge. Wir bleiben zwar unter den vom Ranger angekündigten 3 Stunden, aber nicht viel. Gegen Ende finden sich auch nochmal die beliebten 2 roten Stühle und ein besonders keckes Squirrel spielt mit uns Katz und Maus. Witziges Kerlchen! Leider habe ich jetzt das 24-70 mm am Body und da muss ich ganz schön reinschneiden, um den Kleinen gut sichtbar zu machen. Ist aber kein Problem bei der Auflösung.
Auf der Weiterfahrt zum Motel machen wir noch einen Stop am Coastal Trail, wo Gabi noch 2 Dinosauriereier entdeckt. Und wir checken „Sandy Pond“ einen der Seen, an denen man nachts die Milchstraße sehen kann, wenn die Bedingungen passen. Der Terra Nova NP ist nämlich auch ein Dark Sky Preserve, wie der Kejimkujik NP am Anfang unserer Reise. Wir planen, heute Abend nochmal unser Glück zu versuchen und schauen uns die örtlichen Gegebenheiten schon mal an. Planung ist die halbe Miete.
Das Clode Sound Motel & Restaurant macht seinem Namen auch alle Ehre. Wir parken direkt vor dem Zimmer, Sachen rein und wohlfühlen. Das Gelände hier ist riesig und Gabi macht eine Erkundungstour. Später zeigt sie mir, was es alles gibt hier auf dem Gelände. Das ist viel: von Feuerstellen über einen großen Swimmingpool hin zu einer Hollywoodschaukel und sogar kleinen Trails.
Nachdem die ersten Fotos gesichtet sind, gehen wir ins Restaurant. Eine Alternative gibt es hier in der Gegend nicht. Benötigen wir auch nicht - das ist ja sehr praktisch. Ich bestelle Fisch & Chips, schaffe aber (vernünftiger Weise!) nur die Hälfte und Gabi lässt sich Cod (Kabeljau) mit Erbsen & Möhren und einem Caesar Salad schmecken. Am Nebentisch sitzt ein niederländisches Paar und wir kommen ins Gespräch - auf englisch. Wir können einige Hinweise geben, vor allem zum Gros Morne NP, den die beiden noch erkunden wollen. Als sie Interesse an unseren Milchstraßenplänen zeigen, laden wir sie ein, mitzukommen. Und in ein paar Minuten ist es 20:30 Uhr und es geht los.
Wir sind zurück vom Sandy Pond und es hat sich unseres Erachtens sehr gelohnt. Technisch war das überhaupt kein Problem, wenn man den Bogen einmal raus hat. Manuell fokussiert, Offenblende 2,8, 15 Sekunden Belichtungszeit bei ISO 3.200, später auf 13 Sekunden reduziert. Ich muss mir mal in Ruhe ein paar YouTube-Videos anschauen zur Nachbearbeitung - da kann man bestimmt noch mehr herausholen. Es ist schon erstaunlich, welche Menge an Sternen an Orten wie diesen zu sehen sind. Vielleicht hätten wir noch ein paar Minuten länger warten sollen, die Dunkelheit war noch nicht vollständig und möglicherweise wären noch ein paar tausend Sterne dazu gekommen. Ich bin aber super zufrieden mit dem Ergebnis.
Nun klingt dieser Tag ruhig aus. Wieder ein Tag voller Kontraste: Wald und Wasser - Tag und Nacht.
Mit dem Ranger haben wir uns auch lange beraten, ob wir heute oder morgen noch einen Ausflug nach Elliston machen sollen. Dort hätten wir gerne Puffins fotografiert. Die gibt es da regelmäßig in Hülle und Fülle, allerdings brechen sie Anfang September nach und nach ihre Zelte dort ab und ziehen weiter. Er weiß zu berichten, dass vor einigen Tagen noch ein paar Hundert von den putzigen Vögeln zu bestaunen waren. Vorgestern war er selbst mit Familie dort und hat noch drei in der Ferne gesehen. Da ist uns ein Umweg von mindestens 3 Stunden doch zu riskant und wir werden noch einige Zeit auf unser erstes Foto eines Papagientauchers warten müssen.
Ich bin sicher: auch der morgige Tag wird ohne Puffin ein weiteres schönes Erlebnis für uns bereithalten. Gute Nacht!
Tagesetappe: 233 Kilometer
Übernachtung: Clode Sound Motel & Restaurant, 10 Main Street, Charlottetown, NL A0C 1L0